Joachim Löw spricht. Der Bundes­trai­ner wirkt sehr aufge­räumt. Seine Entschei­dung, im Sommer abzutre­ten, ist auch auf die Heim-EM 2024 ausge­rich­tet. Zwischen­stän­de zur Nachfol­ger­su­che gibt es nicht.

BERLIN (dpa) — Joachim Löw wirkte aufge­räumt und sehr fokus­siert, als er über seinen Rücktritt im Sommer sprach.

«Es ist der richti­ge Zeitpunkt, den Stab an einen anderen weiter­zu­ge­ben», sagte der 61-Jähri­ge während einer Presse­kon­fe­renz. Die 15 Jahre als Chefcoach der Natio­nal­mann­schaft beim Deutschen Fußball-Bund seien fast «eine Ewigkeit» — und jetzt sei eine «Zeit der Erneue­rung, eine Zeit der Verän­de­rung und der Bewegung». Der Umbruch in dem jungen Team solle «auf keinen Fall daran schei­tern, dass der Trainer auf seinem Stuhl klebt».

Der DFB hatte am Diens­tag mitge­teilt, dass Löw nach der EM im Sommer aufhö­ren werde. Den Entschluss, im Febru­ar und März über seine Zukunft nachzu­den­ken, habe er schon im vergan­ge­nen Jahr gefasst, sagte Löw. Unabhän­gig von der desola­ten 0:6‑Niederlage in Spani­en. «In der Pande­mie hatte man mehr Zeit nachzu­den­ken», sagte Löw. Er habe sich konkre­te Gedan­ken gemacht, «wo wir stehen, wo stehe ich, was möchte ich und was habe ich für ein Gefühl für die Zukunft».

Löw richte­te den Blick nach vorne — weit über das Ende seiner Amtszeit hinaus. Die Heim-EM 2024 stehe im Fokus, und er sei «zutiefst» davon überzeugt, dass die jungen Natio­nal­spie­ler dann ihr Leistungs­ze­nit errei­chen. «Ein Turnier im eigenen Land kann unglaub­lich viel bewegen, vor allem auch erneu­ern», sagte Löw. «Ich sehe mich 2024 nicht mehr in dieser Positi­on.» Sein Nachfol­ger müsse die notwen­di­ge Zeit bekom­men, das Team vorzu­be­rei­ten. Bei der anste­hen­den EM in diesem Sommer wolle er «noch einmal das Maxima­le erreichen».

DFB-Direk­tor Oliver Bierhoff gab keine «Zwischen­stand­mel­dun­gen» zur Nachfol­ger­su­che ab. Gehan­delt worden waren Jürgen Klopp vom FC Liver­pool, der aller­dings schon sagte, nicht zur Verfü­gung zu stehen, Bayern-Trainer Hansi Flick, Ralf Rangnick, U21-Natio­nal­trai­ner Stefan Kuntz und auch Löws derzei­ti­ger Assis­tent Marcus Sorg.

«Ich bin tief dankbar, weil Jogi uns die Zeit gegeben hat, in aller Ruhe und Sorgfalt die Nachfol­ge vorzu­be­rei­ten», sagte DFB-Präsi­dent Fritz Keller. «Oliver Bierhoff hat schon den Auftrag bekom­men zu sondie­ren. Wir haben alle Zeit der Welt. Das ist einfach eine sehr, sehr gute Situation.»

Löw hat noch keine konkre­ten Pläne für die Zeit nach seinem Rücktritt als Bundes­trai­ner in diesem Sommer. Absolu­te Priori­tät habe die EM. Er werde deshalb «alle Energien» in die kommen­den Monate setzen, sagte Löw . «Ich habe mir keine konkre­ten Gedan­ken gemacht, wie sieht meine Zukunft aus nach dem Turnier.»

Die «volle Konzen­tra­ti­on» gelte der Europa­meis­ter­schaft in diesem Sommer. «Was danach kommt, muss man sehen, und das muss ich auch ein bisschen auf mich zukom­men lassen», sagte Löw. Ein Engage­ment in der Fußball-Bundes­li­ga hatte der Bundes­trai­ner in der Vergan­gen­heit immer ausgeschlossen.