BERLIN (dpa) — Ohne Züge kommt keine Kohle ins Stahl­werk und kein großer Autotrans­port zum Hafen: Der Bahnstreik in der Cargo-Sparte trifft einige Branchen empfindlich.

Beglei­tet von Kritik aus der Wirtschaft beginnt heute (17.00 Uhr) ein weite­rer Streik im Güter­ver­kehr der Deutschen Bahn. Die Gewerk­schaft Deutscher Lokomo­tiv­füh­rer (GDL) hat ihre Mitglie­der aufge­ru­fen, die Züge bis in die Nacht zu Mittwoch stehen zu lassen.

Im Perso­nen­ver­kehr wird vom frühen Montag­mor­gen bis zum frühen Mittwoch­mor­gen gestreikt. Wirtschafts­ver­bän­de kriti­sier­ten die Arbeits­kampf­ak­ti­on der Gewerk­schaft im Güter­ver­kehr. «Die deutsche Wirtschaft versucht gerade erst, nach der Corona-Pande­mie Fuß zu fassen», teilte etwa die Bundes­ver­ei­ni­gung der Arbeit­ge­ber­ver­bän­de (BDA) mit und rief die GDL auf, an den Verhand­lungs­tisch zurück­zu­keh­ren. Beson­ders auf die Güter­bahn angewie­sen sind etwa die Chemie- und Stahl­in­dus­trie, aber auch die Autobranche.

Die Deutsche Bahn hat 2020 rund 43 Prozent aller Güter auf der Schie­ne trans­por­tiert, das übrige Geschäft übernah­men Konkur­ren­ten. Sie sind vom Streik nicht betroffen.

Mehr Geld und besse­re Arbeitsbedingungen

Beim ersten Streik dieser Tarif­run­de in der vergan­ge­nen Woche kamen ihre Züge sogar etwas schnel­ler durch, wie das Netzwerk Europäi­scher Eisen­bah­nen bilan­zier­te. Die Gefahr, dass Liefer­ket­ten reißen, sieht der Verband erst bei einer länge­ren Streikwelle.

Der GDL geht es unter anderem um mehr Geld und besse­re Arbeits­be­din­gun­gen für die Beschäf­tig­ten. Sie fordert Lohner­hö­hun­gen von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufen­den Jahr.

Anders als die größe­re Eisen­bahn- und Verkehrs­ge­werk­schaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrun­de bei den Gehäl­tern hinneh­men. Holt sie mehr raus als die EVG, kann die GDL bei den Beschäf­tig­ten auch im Konkur­renz­kampf der beiden Gewerk­schaf­ten punkten.

3,2 Prozent aber erst später

Die Deutsche Bahn bietet der GDL zwar 3,2 Prozent an, die Erhöhung soll demnach jedoch später greifen als von der Gewerk­schaft gefordert.

Der Konflikt ist festge­fah­ren. Eine Schlich­tung lehnt die Gewerk­schaft ab. Ein Sprecher des Verkehrs­mi­nis­te­ri­ums teilte am Freitag­nach­mit­tag mit: «Dass die Frage der Schlich­tung mehr denn je im Raum steht, ist offensichtlich.»