BIBERACH – Drei Mitar­bei­te­rin­nen des Wohnparks am Jordan­bad haben eine Fortbil­dung zur Märchen­vor­le­se­rin absol­viert und können so den Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern immer wieder eine lebhaf­te Märchen­stun­de anbie­ten – ein wertvol­ler Beitrag zur Lebens­qua­li­tät. Durch­ge­führt wurde die Präven­ti­ons­maß­nah­me „Es war einmal … Märchen und Demenz“ vom Kompe­tenz­zen­trum MÄRCHENLAND mit Sitz in Berlin, geför­dert von der AOK Baden-Württemberg. 

Vorle­sen ist nicht gleich vorle­sen. Nach der zweitä­gi­gen Schulung durch die profes­sio­nel­le Demenz­er­zäh­le­rin Maria Magda­le­na Gonza­lez hat das Vorle­sen durch Agnes Manz und ihre beiden Kolle­gin­nen Claudia Weiß und Eileen Sutter eine völlig andere Quali­tät als zuvor. „Es waren zwei spannen­de und heraus­for­dern­de Schulungs­ta­ge, wir hatten quasi Schau­spiel­un­ter­richt“, berich­tet Agnes Manz, Pflege­fach­kraft im Wohnpark am Jordanbad. 

Zunächst galt es, Selbst­be­wusst­sein aufzu­bau­en. „Als geschul­te Märchen­er­zäh­le­rin muss man laut sprechen, richtig aus sich heraus­ge­hen, beim Vorle­sen ordent­lich übertrei­ben und Gefüh­le rüber­brin­gen. Das ist gar nicht so einfach.“ Atem- und Stimm­übun­gen helfen dabei, den verschie­de­nen Figuren eines Märchens unter­schied­li­che, charak­te­ris­ti­sche Stimmen zu geben. Dadurch wird das Zuhören zu einem echten Erlebnis. 

„Märchen sind ein Pfad in die Vergan­gen­heit und in die Gedan­ken­welt der Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner – verbun­den mit Gefüh­len der Vertraut­heit und des Wohlseins“, sagt Ralf Eickmann, Themen­feld­ma­na­ger Präven­ti­on in Lebens­wel­ten bei der AOK Ulm-Biber­ach, der zur Freude der Pflege­fach­kräf­te während eines Tages selbst an der Schulung teilge­nom­men hat. „Der Ansatz des Projek­tes, über Märchen­er­zäh­lun­gen Erinne­run­gen bei an Demenz Erkrank­ten zu wecken, sie aktiv anzuspre­chen und den Austausch mit anderen anzure­gen, ist aus unserer Sicht absolut förderns­wert. Daher wird dieses Präven­ti­ons­pro­jekt von der AOK Baden-Württem­berg unter­stützt und gemein­sam mit der Märchen­land GmbH umgesetzt.“

Die psychi­sche Gesund­heit und damit die Lebens­qua­li­tät der Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner wird verbes­sert und das Gemein­schafts­er­leb­nis hilft dabei, heraus­for­dern­des Verhal­ten wie etwa Angst oder Aggres­sio­nen zu reduzie­ren. So können die Märchen­stun­den nicht zuletzt auch dazu beitra­gen, das Arbeits­kli­ma und den Pflege­all­tag der Beschäf­tig­ten zu entlasten. 

Agnes Manz hat die Erfah­rung gemacht, dass die meisten Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner „sehr gut“ auf Märchen reagie­ren. „Die Erinne­rung an Märchen bleibt auch bei Demenz erhal­ten. Die meisten sind sehr inter­es­siert und machen auch aktiv mit.“ Als eine Art Erken­nungs­zei­chen für das Publi­kum wirkt der „Erzähl-Umhang“, den sich die Vorle­se­rin zur Märchen­stun­de umlegt. „Der Umhang macht es aber auch uns leich­ter, in die Märchen­rol­len zu schlüp­fen und beim Vorle­sen so aus uns rauszu­ge­hen, wie wir es in der Schulung gelernt haben.“ Die Pflege­fach­kraft ist begeis­tert vom Märchen-Projekt. „Ich finde es super, dass es dieses kosten­freie Angebot gibt. Die Ausbil­de­rin von Märchen­land war auch mit ganz viel Herzblut dabei. Es war eine tolle Erfahrung.“