HEIDELBERG (dpa) — Um Paket­bom­ben an Lebens­mit­tel­fir­men zu bauen, soll ein Mann Zündholz­köp­fe abgeschabt haben. Mit den Anschlä­gen wollte der Elektri­ker wohl Geld erpres­sen. Nun kommt er vor Gericht.

Weil er mit selbst­ge­bau­ten Spreng­sät­zen auf Lebens­mit­tel­un­ter­neh­men mutmaß­lich Geld erpres­sen wollte und dabei mehre­re Menschen verletzt hat, wird einem Mann der Prozess gemacht.

Vor dem Landge­richt Heidel­berg muss sich der 66-Jähri­ge wegen Herbei­füh­rens einer Spreng­stoff­ex­plo­si­on, gefähr­li­cher Körper­ver­let­zung und versuch­ter schwe­rer Körper­ver­let­zung verant­wor­ten. Zum Auftakt bestritt er jedoch die Vorwür­fe. «Ich bin nicht die von Ihnen gesuch­te Person», sagte der 66-Jähri­ge am Mittwoch zum Auftakt der Haupt­ver­hand­lung. «Ich hoffe auf Gerechtigkeit.»

Dem Deutschen droht eine Freiheits­stra­fe von bis zu 15 Jahren. Um die Spreng­stoff­mas­se herzu­stel­len, soll der Elektri­ker Zündholz­köp­fe abgeschabt haben.

Mann bei Paket­an­nah­me verletzt

Am 16. Febru­ar war in der Waren­an­nah­me des Geträn­ke­her­stel­lers ADM Wild in Eppel­heim im Rhein-Neckar-Kreis ein Mann durch eine Verpuf­fung verletzt worden, als er ein Paket annahm. Laut Gericht erlitt er leich­te Hautver­let­zun­gen sowie ein Knall­trau­ma und soll wegen anhal­ten­der Beschwer­den weiter­hin arbeits­un­fä­hig sein.

Einen Tag später explo­dier­te ein Brief beim Öffnen in der Lidl-Zentra­le in Neckar­sulm im Kreis Heilbronn. Drei Menschen wurden verletzt. Ein Mitar­bei­ter wurde dem Gericht zufol­ge am linken Auge, an beiden Händen und an den Beinen verletzt. Zudem habe er ein Knall­trau­ma und einen starken Tinni­tus erlit­ten. Die beiden Kolle­gen sollen ebenfalls mit Knall­trau­ma­ta verletzt worden sein. Ein drittes Paket, das an den Babynah­rungs­her­stel­ler Hipp im oberbaye­ri­schen Pfaffen­ho­fen an der Ilm adres­siert war, wurde in einem Paket­ver­teil­zen­trum am Flugha­fen München abgefan­gen und entschärft.

Die Staats­an­walt­schaft geht davon aus, dass der Mann die Spreng­vor­rich­tun­gen selbst gebaut hat. Die drei Pakete habe er am 15. Febru­ar in einer Postan­nah­me­stel­le in Ulm aufge­ge­ben und unter Andro­hung weite­rer Gewalt­ta­ten gegen Mitar­bei­ter und/oder Kunden an die Unter­neh­men geschickt. Er habe in Kauf genom­men, dass Menschen beim Öffnen der Pakete durch die Explo­sio­nen verletzt würden. Auf diese Weise habe der Mann Geld von den Firmen erzwin­gen wollen.

Kurz nach den Anschlä­gen nahm die Polizei den Tatver­däch­ti­gen aus dem Raum Ulm fest. Er sitzt in Unter­su­chungs­haft. Bei einer Durch­su­chung seines Wohnhau­ses wurde laut Gericht Muniti­on entdeckt. Für das Verfah­ren sind im Moment elf Fortset­zungs­ter­mi­ne bis Mitte Novem­ber geplant. Die Kammer hat 47 Zeugen und 3 Sachver­stän­di­ge geladen.