FRIEDRICHSHAFEN — Seit ein paar Wochen trainiert Mittel­blo­cker Marcus Böhme schon beim VfB Fried­richs­ha­fen mit. Jetzt haben sich Verein und Spieler dazu entschlos­sen, Böhme auch für den Spiel­be­trieb zu lizen­sie­ren. Schon am vergan­ge­nen Samstag, beim Auswärts­spiel in Düren, konnte der 35-Jähri­ge für den Rekord­meis­ter auflau­fen. Dabei ist diese Zusam­men­ar­beit auch eine dieser beson­de­ren Corona-Geschichten.

Die Volley­bal­ler-Vita von Marcus Böhme ist eine, die man unten ausklap­pen muss. So viele Titel und Verei­ne kann der 35-Jähri­ge aufwei­sen. 270 Länder­spie­le hat er gemacht, die European Games gewon­nen, Vizeeu­ro­pa­meis­ter und Olympia-Teilneh­mer war er. Itali­en, Griechen­land, Polen, Türkei und Russland waren seine Statio­nen bisher. Und eben auch von 2009 bis 2012 der VfB Fried­richs­ha­fen. „Ich erinne­re mich heute noch gern an diese Zeit“, erzählt Böhme. „Wir haben Titel gewon­nen und schluss­end­lich hat hier meine inter­na­tio­na­le Karrie­re begonnen.“

Die sollte auch 2020 weiter­ge­hen. Böhme war, nach einer Saison bei Dynamo St. Peters­burg, in Verhand­lun­gen mit verschie­de­nen Verei­nen. Weil in Südame­ri­ka Corona aber den Ligabe­trieb verhin­dert hat und weltweit mehr Spieler in die Topli­gen dräng­ten, fand Böhme nicht das richti­ge Angebot. So wie viele andere Topvol­ley­bal­ler musste Böhme dann überle­gen und erinner­te sich an seine alte Liebe VfB. „Ich habe mit Micha­el Warm gespro­chen und wollte mich hier eigent­lich nur fit halten“, so Böhme. „Schluss­end­lich haben wir dann überlegt, dass ich auch spielen könnte. Warum soll ich das im Moment irgend­wo tun, wenn der VfB mir dazu die Möglich­keit gibt?“

Für die Häfler Volley­bal­ler ist das ein Gewinn. Einer­seits ist Böhme ein inter­na­tio­na­ler Topmann auf der Positi­on des Mittel­blo­ckers. Anderer­seits ist ein größe­rer Kader in Zeiten von Corona von Vorteil. „Spiele können verlegt werden und machen den eh schon engen Zeitplan am Ende unter Umstän­den noch enger“, weiß VfB-Geschäfts­füh­rer Thilo Späth-Wester­holt. „Wir wissen nicht, was noch passiert über den Winter. Deshalb sind wir froh, dass Marcus bis auf Weite­res aushilft.“

„Bis auf Weite­res“ erklärt ein Stück weit den Deal zwischen Marcus Böhme und dem VfB, den Späth-Wester­holt erläu­tert: „Marcus bekommt von uns sofort die Freiga­be, wenn er ein attrak­ti­ves Angebot bekommt.“ Bis dahin setzt er seine 2,12 Meter aber für die Häfler ein. „Beson­de­re Situa­ti­on bedür­fen manch­mal beson­de­ren Maßnah­men“, sagt Böhme. „Für mich geht es jetzt aber darum, mit dem VfB zu gewin­nen. Und das wollen wir am Samstag in Herrsching wieder tun.“