BERLIN (dpa) — Endlich keine Maske mehr, mag manch einer denken. Denn an vielen Orten muss man künftig keine mehr tragen. Ob man aber tatsäch­lich verzich­ten sollte, steht auf einem anderen Blatt.

Seit rund zwei Jahren müssen wir im Super­markt und anderen öffent­li­chen Innen­räu­men wie Restau­rants, Kinos, Museen und Schulen Maske tragen, um die Corona-Ausbrei­tung zu bremsen.

Zunächst reich­ten Stoff­mas­ken, später wurden die Vorga­ben stren­ger und medizi­ni­sche Masken wie FFP2 zum Standard. Ab diesem Sonntag fällt die Masken­pflicht in vielen Berei­chen — dort kann dann jeder selbst entschei­den. Dazu sollte man einige Dinge wissen:

Wo muss man künftig überhaupt noch Maske tragen?

Das geänder­te Infek­ti­ons­schutz­ge­setz sieht nur noch wenige staat­li­che Vorga­ben zum Masken­tra­gen im Alltag vor. Bundes­weit gilt das in ICE, Inter­ci­ty und Flugzeu­gen. Die Länder können Masken­pflich­ten außer­dem allge­mein für Einrich­tun­gen anord­nen, in denen gefähr­de­te Menschen wohnen oder sich aufhal­ten: Arztpra­xen, Klini­ken, Pflege­hei­me sowie Gemein­schafts­ein­rich­tun­gen etwa für Asylbe­wer­ber. Im Nahver­kehr mit Bussen und Bahnen gilt dann ebenfalls Masken­pflicht. Breiter gefass­te Masken­vor­ga­ben etwa auch wieder in Schulen oder Geschäf­ten sind nur möglich, wenn ein Land samt Landtags­be­schluss die Hotspot-Regel für Regio­nen in beson­ders kriti­scher Lage zieht. Vorerst machen das von den 16 Bundes­län­dern nur Mecklen­burg-Vorpom­mern und Hamburg.

Ist das alles?

Auch ohne staat­li­che Vorga­ben kann es weiter­hin Regeln zu Masken — aber genau­so zu Impfnach­wei­sen — geben, nämlich per Hausrecht. Das können Unter­neh­men, Kneipen oder Geschäf­te jetzt selbst für ihre Berei­che festle­gen und durch­set­zen. In Berlin hält zum Beispiel eine Reihe von Kultur­ein­rich­tun­gen an der Masken­pflicht fest — von den drei großen Opern­häu­sern über Theater bis zu den Staat­li­chen Museen. Viele Handels­ket­ten verzich­ten dagegen vorerst darauf, appel­lie­ren aber an die Kunden, weiter­hin freiwil­lig mit Maske zu kommen.

Raten Wissen­schaft­ler weiter zur Maske?

Ja, ganz eindeu­tig. Insbe­son­de­re wegen der derzeit noch so hohen Inziden­zen wird der weitge­hen­de Wegfall der Masken als verfrüht gewer­tet. Für den besten Schutz vor Anste­ckung raten Fachleu­te zu FFP2-Masken. «Wenn Sie sich und andere vor Anste­ckung schüt­zen wollen, sollten Sie auf jeden Fall eine Maske tragen», sagt der Physi­ker Eberhard Boden­schatz vom Max-Planck-Insti­tut für Dynamik und Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on in Göttin­gen. Wegen der derzeit hohen Infek­ti­ons­ra­ten sei der zusätz­li­che Schutz sinnvoll, da es sehr wahrschein­lich sei, dem Virus ausge­setzt zu sein. Am besten sei eine Maske mit guter Filte­rung und einem guten, dichten Sitz auf dem Gesicht.

Ist das Risiko überall gleich?

Nein, es ist immer ein Zusam­men­spiel verschie­de­ner Fakto­ren. Eine Rolle spielen etwa die Perso­nen­an­zahl im Raum, die Aufent­halts­dau­er, die Aktivi­tät (zum Beispiel Singen, wobei viele mögli­cher­wei­se anste­cken­de Tröpf­chen produ­ziert werden) und die Belüf­tung. Masken sind Exper­ten zufol­ge insbe­son­de­re dann wichtig, wenn Abstän­de zu anderen Menschen nicht einge­hal­ten werden können. «In einem großen Markt mit guter Lüftung ist das Infek­ti­ons­ri­si­ko gerin­ger als in einem engen kleinen Laden mit länge­rem Aufent­halt», sagt Bernd Salzber­ger, Vorsit­zen­der der Deutschen Gesell­schaft für Infektiologie.

Was ist an der frischen Luft ratsam?

Auf das Masken­tra­gen im Freien könne man durch­aus verzich­ten, insbe­son­de­re wenn man nicht länge­re Zeit sehr eng beisam­men stehe, meint Ralf Barten­schla­ger, Präsi­dent der Deutschen Gesell­schaft für Virolo­gie. «In geschlos­se­nen Räumen empfeh­le ich aber nach wie vor die Maske.» Wenn das Infek­ti­ons­ge­sche­hen deutlich abgenom­men habe, könne man auch auf Masken im Innen­be­reich verzichten.

Warum macht die Maske weiter­hin Sinn?

Die Omikron-Varian­te gilt zwar als milder vergli­chen mit frühe­ren Virus­va­ri­an­ten. Harmlos ist sie aber nicht, insbe­son­de­re für bestimm­te Gruppen. So ist ein im Vergleich mit anderen Ländern relativ großer Teil der deutschen Bevöl­ke­rung ab 60 Jahren noch nicht gegen Corona geimpft. Hinzu kommen Menschen, bei denen Impfun­gen schlecht wirken, und vorer­krank­te Menschen. Es lohne sich durch­aus auch vor dem Hinter­grund der vielen Unbekann­ten rund um Langzeit­fol­gen (Long Covid), eine Infek­ti­on oder Re-Infek­ti­on zu verhin­dern, sagte der Aerosol­for­scher Martin Kriegel von der TU Berlin kürzlich beim RBB-Sender radio­eins. Masken fingen größe­re Tröpf­chen aber auch Aeroso­le ab, also auch feins­te Teilchen in der Atemluft, erklärt Boden­schatz. Man habe mit einer Maske, die dicht am Gesicht anliegt, einen etwa 100-mal höheren Schutz als ohne, könne sich also 100-mal länger in der gleichen Situa­ti­on aufhalten.

Was bringt es, jetzt wieder die beque­me­ren Stoff­mas­ken zu tragen?

Wohl nicht so viel. «Bei dem aktuel­len Infek­ti­ons­ge­sche­hen und der Dominanz der Omikron-Varian­te macht nur die FFP2-Maske Sinn», betont Virolo­ge Barten­schla­ger. «Die Stoff­mas­ke wird nicht viel nützen, der Mund-Nasen-Schutz etwas mehr, aber deutlich weniger als FFP2.» Salzber­ger sieht für den Eigen­schutz keinen Sinn in Stoff­mo­del­len, aber zum Fremd­schutz sei es besser als keine Maske.

Von Gisela Gross, Sascha Meyer und Valen­tin Frimmer, dpa