BERLIN (dpa) — Wer in den Urlaub fliegt, wird bald keine Maske mehr tragen müssen — wer mit der Bahn fährt, schon. Die Locke­rung für den Flugver­kehr sorgt für Wirbel. Wie sinnvoll das Maske-Tragen ist, welche Effek­te es hat.

Da ist sie wieder, die Diskus­si­on um den Mund-Nasen-Schutz. Kaum hatte das Bundes­ka­bi­nett für Herbst und Winter eine FFP2-Masken­pflicht für bestimm­te Situa­tio­nen sowie weite­re Aufla­ge­mög­lich­kei­ten für die Bundes­län­der auf den Weg gebracht, began­nen Debat­ten darum.

Nun steht die Abstim­mung im Bundes­tag an, am Diens­tag hat der Gesund­heits­aus­schuss beschlos­sen, dass die Masken­pflicht in Flugzeu­gen fallen soll. Wie wirksam Masken sind und ob sie auch negati­ve Effek­te haben können — Fragen und Antwor­ten dazu:

Wie ist die Studi­en­la­ge zur Wirksam­keit von Masken?

Diver­se wissen­schaft­li­che Analy­sen belegen, dass Masken vor einer Anste­ckung mit dem Corona­vi­rus schüt­zen. Mitte 2020 ergab etwa eine Überblicks-Studie, die in der Fachzeit­schrift «The Lancet» veröf­fent­licht wurde: Gesichts­mas­ken können das Infek­ti­ons­ri­si­ko deutlich senken.

Konkre­te Zahlen dazu liefer­te auch eine Studie des Max-Planck-Insti­tuts für Dynamik und Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on in Göttin­gen. Tragen eine nicht-infizier­te und eine infizier­te Person gut sitzen­de FFP2-Masken, beträgt das maxima­le Anste­ckungs­ri­si­ko nach 20 Minuten selbst auf kürzes­te Distanz in einem Raum kaum mehr als ein Promille.

Selbst OP-Masken — die nicht so dicht anlie­gen und nicht so gut poten­zi­ell infek­tiö­se Tröpf­chen aus der Atemluft filtern — verrin­gern das Risiko deutlich: Die Wahrschein­lich­keit sich anzuste­cken, liegt dann bei höchs­tens zehn Prozent, so das Ergeb­nis der Untersuchung.

«Wenn ich mich nicht anste­cken will, trage ich eine Maske. Ganz einfach», sagt der Physi­ker Eberhard Boden­schatz, der maßgeb­lich an der Göttin­ger Max-Planck-Studie betei­ligt war. Die großen Atemluft-Tröpf­chen seien wegen ihres Volumens am anste­ckends­ten. «Masken nehmen diese großen Parti­kel weg. Das heißt, Sie können mit einer gut sitzen­den Maske nieman­den mehr anstecken.»

Was spricht gegen Masken?

Ganz praktisch: Sie können unbequem wirken und nerven. Beson­ders, wenn man sie über eine länge­re Zeit trägt. «Wenn ich ein Modell habe, das nicht gut sitzt, die Bänder an den Ohren drücken — das ist unange­nehm», sagt Verhal­tens­the­ra­peu­tin Corne­lia Beeking, die in ihrer Praxis in Münster Kinder und Jugend­li­che behan­delt. Deshalb sei es wichtig, eine beque­me Maske zu finden. Wenn Kinder in der Schule Masken tragen, sollte es regel­mä­ßi­ge Masken­pau­sen draußen geben.

Zu eben diesem Thema — Masken in der Schule — hat der Berufs­ver­band der Kinder- und Jugend­ärz­te (BVKJ) eine eindeu­ti­ge Haltung: «Wir sind dagegen, schon jetzt eine Masken­pflicht an weiter­füh­ren­den Schulen für den Herbst und Winter festzu­le­gen», sagt Sprecher Jakob Maske. Natür­lich sei man nicht weltfremd: In bestimm­ten Situa­tio­nen sei diese sinnvoll, um Infek­tio­nen zu vermei­den. Doch man müsse Kosten und Nutzen sehr gut abwägen.

«Wir haben selten schwe­re Verläu­fe bei Kindern und Jugend­li­chen. Und wir wissen, dass wir die Infek­tio­nen nicht aufhal­ten, sondern nur hinaus­zö­gern können», so Maske. Gemein­sam mit der Impfung seien diese ein wichti­ger Baustein der Infekt­ab­wehr. Der Kinder­arzt sieht zudem durch Masken Mimik wie Kommu­ni­ka­ti­on und dadurch sozia­le Kontak­te in der Schule eingeschränkt.

Welche negati­ven psycho­lo­gi­schen Effek­te hat die Maske nachweislich?

Bishe­ri­ge Studi­en lassen keine allge­mein­gül­ti­gen Aussa­gen zu mögli­chen psychi­schen Proble­men bei Kindern zu. «Zu den Auswir­kun­gen des Masket­ra­gens auf verschie­de­ne Entwick­lungs­be­rei­che von Kindern und Jugend­li­chen lassen sich basie­rend auf der unzurei­chen­den Studi­en­la­ge nur wenige Erkennt­nis­se ablei­ten», heißt es etwa in einer Übersichts­ar­beit von Oktober 2021. Es fehle an Forschungs­da­ten zu den Folgen für psychi­sche Entwick­lung, Sprach­ent­wick­lung und sozia­les Verhalten.

Psycho­the­ra­peu­tin Beeking betont: «Ich kenne kein Kind, das allein durch das Masket­ra­gen psychisch erkrankt ist.» Gleiches gelte auch für ihre Kolle­gin­nen und Kolle­gen, mit denen sie sich konti­nu­ier­lich austau­sche. Sie sieht das Problem eher aufsei­ten der Eltern — wenn diese etwa mit Aussa­gen verun­si­chert werden, eine Maske könnte ihre Kinder emotio­nal einschrän­ken, ihre Entwick­lung beein­träch­ti­gen. Wenn diese Verun­si­che­rung weiter­ge­ben werde, könne die Akzep­tanz stark beein­träch­tigt werden.

Angeb­li­che Proble­me durch die Maske bei der Kommu­ni­ka­ti­on in der Schule? Bei Kindern in diesem Alter sei die Sprach­ent­wick­lung schon so weit abgeschlos­sen, dass nicht nur das Sehen des Mundes relevant sei, erklärt Beeking. «Da spielen andere Fakto­ren eine zusätz­li­che Rolle, zum Beispiel die Intona­ti­on. Das ist mit Maske kein Problem — sonst könnten übrigens blinde Kinder nie sprechen lernen.»

Gibt es relevan­te körper­li­che Einschränkungen?

Durch FFP2-Masken erhöht sich der Atemwi­der­stand, was unange­nehm sein kann. Für alle Menschen, die nicht beispiels­wei­se an (chroni­schen) Atemwegs­er­kran­kun­gen leiden, ist das Tragen indes gesund­heit­lich unbedenk­lich. Übersichts­ar­bei­ten ergeben ein eindeu­ti­ges Bild: Durch das Tragen von Masken bei körper­li­cher Belas­tung verän­dern sich die Vital­pa­ra­me­ter wie Herzschlag und Atemfre­quenz praktisch nicht.

Eine Unter­su­chung der Bergi­schen Univer­si­tät Wupper­tal bestä­tigt: FFP2-Masken beein­flus­sen die Ausdau­er-Leistungs­fä­hig­keit bei gesun­den Perso­nen nicht — obwohl die Proban­den hohe Atemleis­tun­gen erbrin­gen mussten.

Wie sieht es mit Masken und geisti­gen Leistun­gen aus?

Die Techni­sche Univer­si­tät Berlin unter­such­te jüngst in einem Experi­ment, ob Masken Einfluss auf die geisti­ge Leistungs­fä­hig­keit haben können. Dabei kam heraus, dass die Teilneh­me­rin­nen und Teilneh­mer eine Stress­si­tua­ti­on mit Kopfre­chen-Aufga­ben mit und ohne Maske gleich gut bewäl­ti­gen konnten. Zudem gaben die Proban­den an, dass sich ihre menta­le Belas­tung durch das Tragen nicht verän­dert habe.

Von Alexan­dra Stober, dpa