BIBERACH — Wie bauen wir in Zukunft? Welche Trends zeich­nen sich ab, welche Chancen eröff­nen sich und welchen Heraus­for­de­run­gen muss sich die Branche stellen? Und vor allem: Welche Rolle wird die Hochschu­le Biber­ach (HBC) dabei spielen und wie positio­niert sie sich in Lehre und Forschung, um die notwen­di­ge Trans­for­ma­ti­on der Bauwirt­schaft zu unter­stüt­zen? Diesen Fragen wollte Josef Rief, MdB nachge­hen und traf sich zu einem Austausch mit der Leitung der Hochschu­le Biberach. 

Profes­sor André Bleicher, Rektor der HBC, sowie seine Kolle­gen Prorek­tor Profes­sor Jens Winter und Kanzler Thomas Schwäb­le gaben dem Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ten einen Überblick und stell­ten die wichtigs­ten Projek­te vor, die die Bau-Hochschu­le auf ihrem Entwick­lungs­pfad Bioöko­no­mie aktuell voran­treibt. Dabei spann­te die Hochschul­lei­tung den Bogen von Trans­fer­zen­tren, die am Campus Aspach entste­hen, über einen Forschungs­bau am Campus Stadt bis hin zum Weiter­bil­dungs­ver­bund „Bauen Morgen“, den das Bundes­mi­nis­te­ri­um für Arbeit und Sozia­les mit rund einer Milli­on Euro unterstützt.

Die Neubau­ten, die an beiden Campus-Stand­or­ten entste­hen und Leucht­tür­me für die gesam­te Region darstel­len werden, „schaf­fen Innova­tions-Infra­struk­tu­ren für Wissen­schaft, Wirtschaft und Zivil­ge­sell­schaft“, erläu­tert Bleicher. Konkret werden dort Projek­te bearbei­tet, die neue Entwick­lun­gen hervor­brin­gen und in der Indus­trie zur Anwen­dung kommen. Dabei geht es um Zukunfts­fra­gen in den Berei­chen Energie­sys­te­me und Biotech­no­lo­gie sowie bioge­ne Rohstof­fe, die eine Alter­na­ti­ve zu fossi­len Stoffen bieten. Einen beson­de­ren Fokus wird die HBC auf Existenz- und Ausgrün­dun­gen legen. Auch Bürge­rIn­nen aus der Region sollen Zugang zu den Gebäu­den und Themen haben, etwa über Betei­li­gungs­for­ma­te in den Reallaboren.

Mit dem Entwick­lungs­pfad für Lehre und Forschung wird sich auch der Campus der Hochschu­le Biber­ach verän­dern – und an Sicht­bar­keit gewin­nen, so Kanzler Schwäb­le. Bereits im Bau befin­det sich das Innova­tions- und Techno­lo­gie­trans­fer­zen­trum (ITZ Plus), gerade bewil­ligt wurde der Erwei­te­rungs­bau Trans­fer­zen­trum für indus­tri­el­le Bioöko­no­mie (TIB). Beide Vorha­ben werden im Rahmen des Wettbe­werbs Regio­WIN geför­dert. An ihrem Haupt­stand­ort plant die HBC das Zentrum für bioöko­no­im­si­che Hybrid­bau­wei­sen (ZBH). In dem Forschungs­bau wollen die verschie­de­nen Fachbe­rei­che der Hochschu­le gemein­sam einen relevan­ten Beitrag zur techni­schen Weiter­ent­wick­lung von Bauwei­sen leisten – von der Materi­al­for­schung über die Bauteil­aus­le­gung bis hin zur Optimie­rung von Syste­men. Zielset­zung sei die Reduk­ti­on von CO2-Emissio­nen im Bauwe­sen, macht André Bleicher deutlich: „Baupro­zes­sen werden mehr als 10% der weltwei­ten Ausstö­ße zugeschrie­ben, etwa 70% entste­hen durch Zement­her­stel­lung, rund 30% entfal­len auf den Gebäudebetrieb.“

Die Erkennt­nis­se, die die Hochschu­le in Forschung und Trans­fer gewinnt, fließen direkt in die Lehre ein. Absol­ven­tIn­nen der Hochschu­le Biber­ach werden damit den künfti­gen Heraus­for­de­run­gen gewach­sen sein. Um sie noch umfas­sen­der auf den Wandel vorzu­be­rei­ten, plant die Hochschul­lei­tung zusätz­lich bioöko­no­mi­sche Studi­en­an­ge­bo­te. Die Erkennt­nis­se kommen über die Weiter­bil­dungs­pro­gram­me der Hochschu­le auch den bereits Berufs­tä­ti­gen zugute. 

Denn im Bereich der Weiter­bil­dung konnte Profes­sor Jens Winter einen Verbund für die Baubran­che initi­ie­ren, der jetzt seine Arbeit aufnimmt. „Ziel des Vorha­bens ist es zunächst, die Weiter­bil­dungs­be­dar­fe zu identi­fi­zie­ren und dafür auch passen­de Beratungs­struk­tu­ren und ‑kompe­ten­zen für kleine und mittle­re Unter­neh­men (KMU) aufzu­bau­en“, so Winter. Für das Programm hat er an der Hochschu­le die Weiter­bil­dungs­spe­zia­lis­ten – Insti­tut für Bildungs­trans­fer und Akade­mie – an Bord geholt; darüber hinaus verschie­de­ne Partner aus dem Umfeld, etwa das Bildungs­zen­trum Holzbau Baden-Württem­berg mit Sitz in Biber­ach, den Verband der Bauwirt­schaft Baden-Württem­berg mit seiner Bildungs­aka­de­mie sowie die Bundes­agen­tur für Arbeit. Auch hier steht das Thema Nachhal­tig­keit im Bauwe­sen ganz oben auf der Agenda: Geplant sind Quali­fi­zie­rungs­an­ge­bo­te in den Themen­be­rei­chen nachhal­ti­ge Baustof­fe, Digita­li­sie­rung, energie­ef­fi­zi­en­te Gebäu­de­tech­nik sowie Raum- und Flächen­nut­zung, „die nieder­schwel­lig und entlang der konkre­ten Bedürf­nis­se von Unter­neh­men und deren Mitar­bei­ten­den gestrickt werden“, so der Prorek­tor für Lebens­lan­ges Lernen. Das zunächst für drei Jahre geför­der­te Programm soll langfris­tig verste­tigt werden. Die Chancen dafür schätzt die Hochschul­lei­tung als gut ein. Denn bei der bundes­wei­ten Ausschrei­bung waren ledig­lich 13 von insge­samt 84 Projekt­skiz­zen erfolg­reich, davon nur zwei aus Süddeutsch­land: „Biber­ach spielt ganz vorne mit“, fasst Jens Winter zusammen.

Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ter Josef Rief zeigte sich von den Vorha­ben der HBC beein­druckt: Die Bauwirt­schaft stehe gewal­ti­gen Heraus­for­de­run­gen gegen­über. Dafür sei es wichtig Partner wie die Hochschu­le Biber­ach an der Seite zu wissen. Gerade kleinen Unter­neh­men fehlten oftmals die Kapazi­tä­ten, um all diese Aufga­ben allein zu bewäl­ti­gen. „Hier nimmt die Wissen­schaft und gerade die Bau-Hochschu­le Biber­ach eine wichti­ge Rolle ein.“