STUTTGART (dpa/lsw) — Der teilwei­se Verzicht auf die Masken­pflicht in Schulen ist nach Ansicht des Stutt­gar­ter Labor­me­di­zi­ners und Chefarz­tes Matthi­as Orth ein Fehler gewesen. Da der Anteil der sogenann­ten Delta-Varian­te an Corona­vi­rus-Infek­tio­nen in Baden-Württem­berg weiter steige, sei eine Mund-Nasen-Bedeckung weiter­hin ein wenig aufwen­di­ger Schutz. «Die Masken­pflicht stört die meisten Menschen wenig und ist ziemlich effek­tiv», sagte Orth dem SWR in einem Inter­view (Mittwoch). «Wir haben wenig Aufwand und einen guten Nutzen. Für mich ist es unver­ständ­lich, darauf zu verzichten.»

Dort, wo das Tragen einer Maske eine Anste­ckung verhin­dern könne, solle sie getra­gen werden, sagte das Vorstands­mit­glied im Berufs­ver­band Deutscher Labor­ärz­te. Orth ist zudem Ärztli­cher Direk­tor des Insti­tuts für Labora­to­ri­ums­me­di­zin am Marien­hos­pi­tal in Stuttgart.

Schüle­rin­nen und Schüler können seit dem vergan­ge­nen Montag in Baden-Württem­berg teilwei­se auf eine Maske verzich­ten. Liegt die sogenann­te Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region unter 35 und gibt es zwei Wochen an der Schule keinen Corona-Fall, wird die Masken­pflicht nicht nur im Freien und somit auch auf Schul­hö­fen aufge­ho­ben, sondern auch in Klassen­räu­men. Außer­halb der Unter­richts­räu­me, also zum Beispiel auf Fluren, müssen Schüler und Lehrer aber weiter­hin Masken tragen. Alle 44 Regio­nen im Südwes­ten liegen derzeit (Stand: Diens­tag­nach­mit­tag) nach Angaben des Landes­ge­sund­heits­am­tes (LGA) unter der 35er-Marke.

Die Bildungs­ge­werk­schaft GEW hält die Aufhe­bung der Masken­pflicht in den Klassen­räu­men ebenfalls für vorei­lig und gefähr­lich. Steigen die Infek­ti­ons­zah­len wieder, will die Landes­re­gie­rung sie an Schulen aller­dings auch erneut einfüh­ren. «Wenn der Abschwung gebro­chen ist, müssen wir wahrschein­lich spezi­ell bei der Masken­pflicht in Schulen das wieder ändern», hatte Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) am Diens­tag in Stutt­gart angekündigt.