BERLIN (dpa) — Wie hoch die Dunkel­zif­fer nicht erfass­ter Corona-Fälle in Deutsch­land ist, lässt sich nicht genau abschät­zen. Viel Ungewiss­heit gibt es auch beim aktuel­len Infektionsgeschehen.

In Deutsch­land sind seit Beginn der Pande­mie mehr als sieben Millio­nen Corona-Infek­tio­nen gemel­det worden. Das Robert Koch-Insti­tut (RKI) gab die Gesamt­zahl am Montag­mor­gen (Stand 03.25 Uhr) mit 7.005.289 an.

Die tatsäch­li­che Zahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infek­tio­nen nicht nachge­wie­sen und damit auch nicht erfasst werden. Die bundes­wei­te Sieben-Tage-Inzidenz stieg im Vergleich zum Vortag leicht auf 222,7 (Vortag: 220,7). Auch vom vergan­ge­nen Sonntag auf Montag hatte es einen leich­ten Anstieg der Inzidenz gegeben (Sonntag: 315,4, Montag: 316,0), danach waren die Werte wieder stetig gesunken.

Die Gesund­heits­äm­ter in Deutsch­land melde­ten dem RKI binnen eines Tages 13.908 Corona-Neuin­fek­tio­nen, wie aus den Zahlen des RKI-Dashboards hervor­geht (Vorwo­che: 16.086). Das RKI weist dabei darauf hin, dass während der Feier­ta­ge und zum Jahres­wech­sel mit einer gerin­ge­ren Test- und Melde­ak­ti­vi­tät zu rechnen ist. Es gibt Lücken bei den Gesund­heits­äm­tern, weniger Testzen­tren sind geöff­net, weniger Menschen dürften sich testen lassen, auch die Tests an Schulen fallen in den Ferien weg.

Unvoll­stän­di­ges Bild

Deshalb zeigen die offizi­ell ausge­wie­se­nen Fallzah­len derzeit nur ein unvoll­stän­di­ges Bild der Corona-Lage in Deutsch­land. Dass die Zahl der Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner und Woche dennoch etwas steigt, ist umso bemer­kens­wer­ter. In Berlin zum Beispiel übermit­tel­ten am Montag nur drei von zwölf Bezir­ken überhaupt Infek­ti­ons­zah­len, über die Feier­ta­ge war die Daten­la­ge ähnlich dünn. Dennoch stieg die Inzidenz von Sonntag auf Montag von 267,9 auf 278,2.

Ob sich der bundes­wei­te Trend in den nächs­ten Tagen fortset­zen wird, ist unklar. Sollte dem so sein, könnte neben Nachmel­dun­gen auch ein höherer Anteil der Omikron-Varian­te an der Gesamt­zahl der Neuin­fek­tio­nen eine Rolle spielen. «Die Ausbrü­che bei Omikron sind beein­dru­ckend. Sehr viele Menschen, die sich mit einem Infizier­ten in einem Raum befin­den, können sich anste­cken. Sehr viele werden auch krank», hatte RKI-Chef Lothar Wieler dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND) gesagt.

Zuletzt stieg die inner­halb eines Tages an das RKI übermit­tel­te Zahl der sicher nachge­wie­se­nen und wahrschein­li­chen Omikron-Fälle in Deutsch­land um 17 Prozent. 7225 Fälle würden nun der neuen Corona-Varian­te zugeord­net, hieß es am Montag auf einer RKI-Übersichts­sei­te (Daten­stand 26. Dezem­ber). Das seien 1031 mehr Nachwei­se als am Vortag — sie bezie­hen sich auf Fälle im Novem­ber und Dezem­ber. Die meisten Nachwei­se stammen aus dieser und der vergan­ge­nen Woche.

Recht steiler Anstieg bei Omikron

Die Angaben bezie­hen sich laut RKI auf Nachwei­se mittels vollstän­di­ger Erbgut­ana­ly­sen sowie auf labor­dia­gnos­ti­schen Verdacht durch varian­ten­spe­zi­fi­sche PCR-Tests. In Deutsch­land wird nur ein kleiner Teil der positi­ven Probe auf Varian­ten hin unter­sucht. Eine Grafik zur zeitli­chen Entwick­lung zeigt einen recht steilen Anstieg der wöchent­lich gemel­de­ten Zahlen in Verbin­dung mit Omikron.

Bei der Beurtei­lung der Corona-Lage droht Deutsch­land Ungewiss­heit bis ins neue Jahr hinein. «Verläss­lich dürften die Zahlen erst wieder Anfang Januar sein», hatte Ute Teichert, Vorstands­vor­sit­zen­de des Bundes­ver­bands der Ärztin­nen und Ärzte des Öffent­li­chen Gesund­heits­diens­tes (BVÖGD), vor den Weihnachts­fei­er­ta­gen gesagt. Eine sich aufbau­en­de Omikron-Welle könnte dadurch erst verzö­gert deutlich sicht­bar werden.

Auf Inten­siv­sta­tio­nen bundes­weit werden laut Divi-Inten­siv­re­gis­ter derzeit 4201 Covid-19-Patien­ten behan­delt, 2443 davon müssen invasiv beatmet werden. Die Zahl von Covid-19-Patien­ten in inten­siv­me­di­zi­ni­scher Behand­lung sank demnach seit etwa Mitte Dezem­ber stetig. Am 13. Dezem­ber hatte der Wert laut Divi-Tages­re­port noch bei 4926 gelegen.

Einer Analy­se von Patien­ten­da­ten der priva­ten Kranken­ver­si­che­rung Debeka zufol­ge verbrach­ten im Zuge einer Covid-19-Erkran­kung Beatme­te durch­schnitt­lich 31 Tage im Kranken­haus. Davon wurden sie im Schnitt 12,4 Tage lang beatmet, wie die Debeka am Montag mitteil­te. Ausge­wer­tet wurden Leistun­gen von rund 11.000 statio­när behan­del­ten Covid-19-Erkrank­ten zwischen März 2020 und Ende Novem­ber 2021.

Deutsch­land­weit wurden nach den RKI-Angaben vom Montag binnen 24 Stunden 69 Todes­fäl­le verzeich­net. Vor einer Woche waren es 119. Die Zahl der in Klini­ken aufge­nom­me­nen Corona-Patien­ten je 100.000 Einwoh­ner inner­halb von sieben Tagen lag am Montag bei 3,26 (Sonntag: 3,31). Die Zahl der Genese­nen gab das RKI mit 6.156.500 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Betei­li­gung einer nachge­wie­se­nen Infek­ti­on mit Sars-CoV‑2 gestor­ben sind, stieg auf 110.433.