PARIS/WIEN (dpa) — Böen mit Geschwin­dig­kei­ten von mehr als 200 Kilome­tern pro Stunde über Korsi­ka, Zehntau­sen­de Haushal­ten ohne Strom, mindes­tens 13 Tote — das ist die Bilanz hefti­ger Unwet­ter im Mittel­meer­raum und in Österreich.

Bei hefti­gen Unwet­tern sind im Mittel­meer­raum und in Öster­reich mindes­tens 13 Menschen getötet worden. Allein auf der franzö­si­schen Mittel­meer­in­sel Korsi­ka kamen am Donners­tag sechs Menschen ums Leben. In der Toska­na wurden ein Mann und eine Frau nahe Lucca sowie in der Küsten­stadt Carra­ra von umstür­zen­den Bäumen getrof­fen, wie Medien berichteten.

In anderen Landes­tei­len von Frank­reich und Itali­en richte­ten Unwet­ter ebenfalls Schäden und Überschwem­mun­gen an. Schwe­re Unwet­ter forder­ten in Öster­reich fünf Menschen­le­ben und legten den Verkehr im Süden des Landes lahm. Für diesen Freitag warnt der Deutsche Wetter­dienst vor ergie­bi­gem Dauer­re­gen im Südos­ten des Landes, an der Grenze zu Öster­reich kann es auch extrem ergie­bi­gen Dauer­re­gen geben. Im Nordos­ten Deutsch­lands sind verein­zelt starke Gewit­ter möglich.

Böen von mehr als 200 Stunden­ki­lo­me­tern auf Korsika

Böen mit einer Geschwin­dig­keit von mehr als 200 Kilome­tern pro Stunde zogen am Donners­tag über Korsi­ka. 45.000 Haushal­te waren zeitwei­se ohne Strom. Auch in anderen Teilen Frank­reichs wie in Marseil­le gab es Unwet­ter und überflu­te­te Straßen.

Frank­reichs Innen­mi­nis­ter Gérald Darma­nin besuch­te am Donners­tag­abend die Insel Korsi­ka. 20 Perso­nen seien verletzt worden, dabei hande­le es sich um eine vorläu­fi­ge Bilanz. Frank­reichs Präsi­dent Emmanu­el Macron sicher­te der Insel und ihren Bewoh­nern Unter­stüt­zung zu. An Macrons Urlaubs­ort an der Côte d’Azur wurde am Abend ein Krisen­stab unter Betei­li­gung von Premier­mi­nis­te­rin Élisa­beth Borne gebildet.

Bäume stürzen auf Campingplatz

Für den Norden Itali­ens bis Südti­rol und weite Teile Mittel­ita­li­ens galt eine Unwet­ter­war­nung. Einige Menschen erlit­ten bei den hefti­gen Stürmen mit mehr als 100 Kilome­tern pro Stunde und starkem Regen Verlet­zun­gen wie etwa auf einem Camping­platz im toska­ni­schen Marina di Massa, als dort Bäume umfielen.

Der Regio­nal­prä­si­dent der Toska­na, Eugenio Giani, teilte auf Twitter ein Video aus der Küsten­stadt Piombi­no, auf dem ein Riesen­rad vom starken Wind herum­ge­dreht wurde. Auf anderen Fotos waren von Bäumen zerquetsch­te Autos und verwüs­te­te Strän­de zu sehen. In der nördli­chen Küsten­re­gi­on Liguri­en und in der bei Urlau­bern belieb­ten Toska­na zählte die Feuer­wehr bis zum Nachmit­tag mehr als 150 Einsätze.

Auch durch die nordita­lie­ni­sche Lagunen-Stadt Venedig fegte ein hefti­ges Unwet­ter, das in den Gassen Schir­me und Tische umriss. Am berühm­ten Markus­dom im Zentrum brachen laut Ansa Mauer­stü­cke vom Kirch­turm ab. Der Zivil­schutz berief am Nachmit­tag wegen der Unwet­ter in Mittel- und Nordita­li­en einen Krisen­stab ein.

«Vielfach müssen sich Kolle­gen den Weg freischneiden»

Wie Polizei und Rotes Kreuz in Öster­reich mitteil­ten, stürz­ten am Donners­tag an einem kleinen Badesee in St. Andrä im Bundes­land Kärnten mehre­re Bäume um. Zwei Mädchen im Alter von vier und acht Jahren starben, elf Menschen wurden teils schwer verletzt. Weiter nördlich wurden im nieder­ös­ter­rei­chi­schen Gaming drei weite­re Perso­nen von einem Baum erschla­gen. Laut dem staat­li­chen meteo­ro­lo­gi­schen Dienst ZAMG wurden am Donners­tag Sturm­ge­schwin­dig­kei­ten bis zu 139 km/h gemessen.

In der Steier­mark, Kärnten und Ostti­rol standen zeitwei­se die Züge still, nachdem die Strom­ver­sor­gung für den Bahnver­kehr wegen der Unwet­ter ausfiel, wie die Öster­rei­chi­schen Bundes­bah­nen bekannt­ga­ben. Durch die Sturm­bö­en stürz­ten auch Dutzen­de Bäume bei Griffen auf die Südau­to­bahn (A2) in Kärnten. Außer­dem kam es zu Strom­aus­fäl­len in Tunnels. Die wichti­ge Verkehrs­ver­bin­dung nach Itali­en wurde für Aufräum- und Repara­tur­ar­bei­ten an mehre­ren Stellen gesperrt.

In der Steier­mark waren Zehntau­sen­de Haushal­te von der Strom­ver­sor­gung abgeschnit­ten, da Hochspan­nungs­lei­tun­gen und 2000 Trafo­sta­tio­nen beschä­digt waren. «Vielfach müssen sich unsere Kolle­gen den Weg zu den Repara­tur­ar­bei­ten mit der Motor­sä­ge freischnei­den», sagte ein Sprecher von Energie Steier­mark dem Sender ORF. Die Behebung aller Schäden könne Tage, wenn nicht Wochen dauern.

Warnun­gen für den Süden Deutschlands

Nach Wochen der Dürre und schwe­rer Waldbrän­de warnt der Deutsche Wetter­dienst (DWD) für Freitag vor örtlich starken, zum Teil schwe­ren Gewit­tern mit Stark­re­gen im Osten und Nordos­ten. Verein­zelt könne es auch Hagel­schau­er und Windbö­en geben. Am Abend sollen weite­re Schau­er- und Gewit­ter­wol­ken vom Westen und Nordwes­ten her aufzie­hen. Auch hier seien Unwet­ter möglich.

Die Nieder­schlä­ge im Süden des Landes waren nach bishe­ri­gen Angaben in der Nacht zum Freitag nicht so stark wie befürch­tet. Polizei und Rettungs­kräf­te in Oberbay­ern melde­ten nur verein­zelt vollge­lau­fe­ne Keller und überschwemm­te Straßen­un­ter­füh­run­gen. Nach der langen Trocken­heit konnten die Böden mancher­orts das Wasser nicht schnell genug aufneh­men, weshalb das Wasser nur oberfläch­lich ablau­fen konnte, wie ein Polizei­spre­cher sagte.

In der Nacht zum Samstag soll es von den Alpen über die östli­chen Mittel­ge­bir­ge bis zur Lausitz stark bewölkt sein — auch hier sind gewitt­ri­ge Regen­fäl­le und Stark­re­gen möglich.