LINDAU (B) – Sie sind wahre Verwand­lungs­künst­ler: Stadt­bäu­me sind Staub­sauger und Wohnge­mein­schaft, Klima­an­la­gen und Sauerstoffspender.

Die Mitar­bei­ter der Stadt­gärt­ne­rei und Lindaus Klima­ma­na­ge­rin Danielle Eichler wissen, welchen Schatz sie hüten. Damit dies auch einer breite­ren Öffent­lich­keit bewuss­ter wird, starten Lindau, die Städte der Boden­see­re­gi­on und die 2000-Watt-Gesell­schaft jetzt eine Kampagne.

Ungefähr 25.000 Bäume gibt es auf dem Gebiet der Stadt Lindau nach einer Schät­zung des ehema­li­gen Leiters der Stadt­gärt­ne­rei, Meinrad Gfall. Statis­tisch gesehen hat also jede Lindaue­rin­nen und jeder Lindau­er einen eigenen Stadtbaum.

„Das ist ein Schatz“, sagt Jan Wragge, aktuel­ler Leiter der Stadt­gärt­ne­rei. Ein Schatz, um den es sich zu kümmern gilt. Denn die Stadt­bäu­me sind nicht nur optisch eine Augen­wei­de, sondern auch wichti­ge Fakto­ren für eine lebens­wer­te Stadt.

„Genau dies soll unsere gemein­sa­me Kampa­gne klarma­chen“, sagt Lindaus Klima­schutz­ma­na­ge­rin Danielle Eichler. „Stadt­kli­ma – Stadt­bäu­me in Lindau (B)“ heißt die Aktion, die vom 1. Oktober bis zum 31. Oktober dauern soll.

An insge­samt zehn Stellen im Stadt­ge­biet sind Plaka­te angebracht, die Wissens­wer­tes zum Thema Stadt­bäu­me erzäh­len. Dabei ist augen­fäl­lig, dass sie auf Baumstümp­fen angebracht sind. Die Bäume wurden aber nicht extra dafür gefällt, sondern sie stammen von Plata­nen, die am Aescha­cher Ufer aus baumpfle­ge­ri­schen Gründen gefällt werden mussten.

Dies ist auch ein versteck­ter Hinweis auf die nachhal­ti­ge Wirkung von Bäumen. Nach ihrem Ableben können sie als Baustoff Verwen­dung finden, sie sind Heizma­te­ri­al und Lebens­spen­der, und immer wieder bleiben Bäume auch als Ökotor­so stehen und geben beispiels­wei­se Insek­ten und Vögeln eine Heimat.

„ Das Klima ändert sich – nicht nur global, sondern auch in unseren Städten. Neben dem Klima­schutz wird die Anpas­sung an den Klima­wan­del darum immer wichti­ger. Stadt­bäu­me sind für uns dabei starke Verbün­de­te: Sie sorgen für Kühlung und saube­re Luft, sie speichern Feuch­tig­keit, spenden Schat­ten, verbes­sern das Stadt­kli­ma und damit unsere Lebens­qua­li­tät“, fügt Eichler ihren Ausfüh­run­gen hinzu – es gilt also: Mein Freund, der Stadtbaum.

Doch dieser ist auch immer wieder gefähr­det, wie Wragge und Markus Stein­bei­ßer, Mitar­bei­ter der GTL und Baumpfle­ger, erklä­ren. Denn Lindaus Baumbe­stand ist überal­tert. Trocken­heit und Wind, Umwelt­be­las­tun­gen und auch immer mehr Freizeit­druck auf die Grünan­la­gen setzen neben dem Klima­wan­del den alten Bäumen zu.

Dazu kommt, dass Stadt­bäu­me oft in zu kleinen Baumquar­tie­ren gepflanzt wurden. Das heißt, sie hatten nicht genug Platz zu wachsen und gedei­hen. „Wir kämpfen um jeden Baum“, sagt Stein­bei­ßer. Oft ist es aller­dings so, dass ein Baum zwar im unteren Bereich noch gesund erscheint, doch weiter oben morsch oder krank ist.

Dann kommt es drauf an, wo er steht. „Aber an Fußwe­gen oder in Parks müssen wir diese Bäume fällen, damit sie nicht Menschen gefähr­den“, sagt Wragge. Aller­dings werde jeder Baum durch eine Neupflan­zung ersetzt. Wobei die Zahl der Neupflan­zun­gen höher liege, als jene der Fällungen.

„Jeder alte Baum, der fällt, tut uns weh“, sagt Stein­bei­ßer.  Und sein Chef Wragge zeigt ein Beispiel: eine mehr als 200 Jahre alte ameri­ka­ni­sche Rotei­che auf dem Gelän­de der Stadt­gärt­ne­rei. „Sie war der ältes­te Baum auf unserem Gelän­de“, erklärt er. Über Jahre wurde um ihr Überle­ben gekämpft.

„Gerade als wir wieder überleg­ten, wie sie noch zu retten ist, fiel sie an einem windstil­len Tag einfach um“, erinnert sich Wragge und setzt hinzu: „Ich bin froh, dass nichts passiert ist.“

Deshalb werfen die Stadt­gärt­ner immer wieder kritisch Blicke auf die Stadt­bäu­me. Sie wollen sie so lange erhal­ten, wie möglich. Denn Stadt­bäu­me sind echte Freun­de der Menschen. Von Jürgen Widmer

Zwei Führun­gen ergän­zen die Kampagne:

  • Am Mittwoch, 7. Oktober, eine Natur­füh­rung auf der Insel mit Isolde Sposel in der Zeit von 16 Uhr bis 17:30 Uhr, Treff­punkt ist am Therese-von-Bayern-Platz.
  • Am Donners­tag, 15. Oktober, eine Waldfüh­rung mit Förster Müller in der Zeit von 14 Uhr bis 16 Uhr. Start­punkt ist am Ende der Röntgenstraße.

Die Teilneh­mer­zahl ist begrenzt auf maximal 20 Perso­nen, daher ist eine Voranmel­dung erfor­der­lich bei Sabine Schlus­ser,  Telefon: 08382 / 918–601.