LOS ANGELES (dpa) — Vampi­re, Cowboys, Außer­ir­di­sche oder Nazis — vor dem Parodie­meis­ter Mel Brooks ist niemand sicher. Auch mit 95 Jahren gibt der Schöp­fer von Kultfil­men wie «Frühling für Hitler» keine Ruhe.

Melvin Kamin­sky gehört zusam­men mit Künst­lern wie John Legend, Whoopi Goldberg und Audrey Hepburn einer erlauch­ten Gruppe an. Nur ein gutes Dutzend Menschen hat einen Oscar, Emmy, Tony und Grammy gewon­nen — darun­ter auch das Multi­ta­lent mit dem Künst­ler­na­men Mel Brooks.

Der Comedy-Star, der sich auf seiner Twitter­sei­te als «Autor, Regis­seur, Schau­spie­ler, Produ­zent und geschei­ter­ter Milch­bau­er» ausgibt, wird an diesem Montag (28. Juni) 95 Jahre alt — und bringt mit seinem bissi­gen Witz immer noch zum Lachen.

Er kann auch ernst sein

Durch freche Komödi­en wie «Der wilde wilde Westen» (Blazing Saddles), «Franken­stein Junior» oder «Mel Brooks’ Space­balls» berühmt, konnte sich Brooks auch bei seinem ernst gemein­ten Video­auf­tritt im vorigen Oktober den Witz nicht verkneifen.

Kurz vor den US-Präsi­dent­schafts­wah­len rief Brooks in einem politi­schen Video zur Wahl des Demokra­ten Joe Biden auf. Donald Trump würde «verdammt noch mal» nichts gegen das Corona­vi­rus unter­neh­men. «So viele Menschen sind gestor­ben. Und wenn du tot bist, kannst du nicht viel machen», holte Brooks gegen den Republi­ka­ner aus.

In dem Video erschie­nen auch Brooks’ Sohn Max und ein Enkel­sohn, mit Gesichts­mas­ke und durch eine Glasschei­be von dem Regis­seur und Komiker getrennt. Wegen der Pande­mie könne er nicht mit ihnen zusam­men­kom­men, lamen­tiert der Holly­wood-Veteran. Der Spot wurde fast fünf Millio­nen Mal aufgerufen.

Brooks war immer­hin schon 86 Jahre alt, als er 2013 dem Kurznach­rich­ten­dienst beitrat. Nicht nur dort witzelt er weiter, auch im Filmge­schäft mischt er immer noch mit. In dem Pixar-Trick­film «Toy Story 4» (2019) verlieh er einem blauen Spiel­zeugele­fan­ten namens Melephant Brooks seine Stimme. Auch in der Anima­ti­ons-Komödie «Blazing Samurai», die gerade produ­ziert wird, ist Brooks als Stimmen­ta­lent dabei. Sein Kultklas­si­ker «Blazing Saddles» ist Vorbild für den Trickfilm.

Darum dreht er Komödien

Die Western-Verul­kung mit Gene Wilder als Revol­ver­held, mit dem deutschen Titel «Der wilde wilde Westen» (1974), zählt zu Holly­woods frechs­ten Komödi­en. 2016 tourte Brooks mit der Cowboy-Satire um einen schwar­zen Sheriff im Wilden Westen durch US-Kinos. Er habe seine helle Freude daran, die Reaktio­nen des Publi­kums zu beobach­ten, erzähl­te er damals dem «Journal Senti­nel» in Milwau­kee. «Deswe­gen macht man Komödi­en, um Zuschau­er zu erleben, die buchstäb­lich vor Lachen kreischen.»

Nach einer Auffüh­rung in Chica­go packte Brooks aus, dass er 1974 den legen­dä­ren John Wayne für die Western-Parodie gewin­nen wollte. Doch der habe das Drehbuch gelesen und es abgelehnt, in dem «schmut­zigs­ten Film», der ihm je unter­ge­kom­men sei, mitzuspielen.

Der in Brook­lyn gebore­ne Melvin Kamin­sky, Sohn jüdischer Einwan­de­rer aus Danzig und Kiew, war da schon für seinen schrä­gen Humor bekannt. Sein absurd-klamau­ki­ges Regie­de­büt «The Produ­cers» (1968, «Frühling für Hitler») um Nazis, Show-Girls und Broad­way-Produ­zen­ten brach­te ihm einen Oscar für das beste Drehbuch ein. 2001 kam «The Produ­cers» als Broad­way-Musical auf die Bühne. Dort wurde die mit zwölf Tony-Trophä­en ausge­zeich­ne­te Hitler-Parodie zur Sensation.

Alles­kön­ner Brooks gewann auch noch Emmys und Grammys dazu und schaff­te es damit in die kleine Gruppe von Künst­lern, die in allen vier Sparten — Film, Fernse­hen, Theater und Musik — mit dem jeweils höchs­ten Preis der Branche ausge­zeich­net wurden.

Brooks machte vor nichts halt. Mit «Franken­stein Junior» (1974) verulk­te er Horror­fil­me. «Space­balls» (1987) war ein witzi­ger Angriff auf das Science-Fiction-Genre. Mit dem Klamauk­strei­fen «Robin Hood — Helden in Strumpf­ho­sen» parodier­te er 1993 Kevin Costners Helden­epos «Robin Hood — König der Diebe».

2010 wurde Brooks auf dem «Holly­wood Walk of Fame» mit einem Stern verewigt. Zu der Zeremo­nie auf dem berühm­ten Bürger­steig brach­te der vierfa­che Vater seinen Sohn Max, ebenfalls Drehbuch­au­tor («World War Z»), aus seiner langjäh­ri­gen Ehe mit der Schau­spie­le­rin Anne Bancroft («Die Reife­prü­fung») mit. Mit der Oscar-Preis­trä­ge­rin war Brooks von 1964 bis zu ihrem Krebs­tod im Jahr 2005 zusammen.

Von Barba­ra Munker, dpa