BERLIN (dpa) — Monate­lang kriti­sier­te Ukrai­ne-Botschaf­ter Melnyk die Bundes­re­gie­rung scharf. Zuletzt stand er selbst massiv unter Druck. Jetzt muss er Berlin verlas­sen — und zeigt sich in einem Inter­view auch wehmütig.

Der Abschied aus Deutsch­land fällt dem abberu­fe­nen ukrai­ni­schen Botschaf­ter Andrij Melnyk nach eigenem Bekun­den nicht leicht. «Deutsch­land bleibt in unseren Herzen», sagte Melnyk der «Frank­fur­ter Allge­mei­nen Zeitung» am Sonntag, «der Abschied fällt uns schwer». «Ich war zweimal in Deutsch­land auf Posten, ich habe eine sehr enge Bezie­hung zu diesem Land, die strecken­wei­se auch eine Art Hasslie­be war.»

Seine Amtszeit werde formell «vermut­lich in wenigen Wochen zu Ende gehen», zitier­te die Zeitung ihn. Dann würden er und seine Familie in die Ukrai­ne ausrei­sen. In seiner Zeit als Botschaf­ter, also etwa seit Beginn des von Russland gesteu­er­ten Krieges in der Ostukrai­ne, habe er «andere Joban­ge­bo­te abgelehnt», um seine Missi­on in Deutsch­land weiter­füh­ren zu können.

Die ukrai­ni­sche Präsi­dent­schafts­kanz­lei in Kiew hatte Melnyks Abberu­fung am Wochen­en­de mitge­teilt. Melnyks Kolle­gen in Norwe­gen, Tsche­chi­en, Ungarn und Indien müssen ihre Posten ebenfalls abgeben. Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj sprach von einem norma­len Vorgang.

Schar­fer Kriti­ker von Kanzler Scholz

Ob Melnyk nach seiner Entlas­sung für ein anderes hochran­gi­ges Amt in Kiew oder anders­wo vorge­se­hen ist, blieb zunächst offen. Ebenso blieb offen, wann genau Melnyk Berlin verlas­sen wird.

Melnyk machte sich nicht erst seit Beginn des russi­schen Angriffs­krie­ges gegen die Ukrai­ne als schar­fer Kriti­ker der Bundes­re­gie­rung einen Namen. Immer wieder pranger­te er insbe­son­de­re die deutsche Russland-Politik an. In den vergan­ge­nen Monaten sparte er auch nicht mit schar­fer Kritik an Kanzler Olaf Scholz (SPD).

Dem SPD-Politi­ker und seinen Minis­tern warf er unter anderem vor, zu zöger­lich Waffen für den Kampf gegen die russi­schen Angrei­fer in die Ukrai­ne zu liefern. Einmal bezeich­ne­te er den Kanzler als «belei­dig­te Leberwurst».