STUTTGART (dpa) — Merce­des startet in Deutsch­land als erster Herstel­ler den Verkauf eines Systems zum hochau­to­ma­ti­sier­ten Fahren, das komplett die Kontrol­le im stocken­dem Verkehr auf der Autobahn überneh­men kann. Für die S‑Klasse kostet es 5000 Euro plus Mehrwert­steu­er, wie der Konzern am Freitag mitteil­te. Beim Elektro­mo­dell EQS werden gut 7400 Euro vor Mehrwert­steu­er fällig, weil noch ein Fahras­sis­tenz­pa­ket dazuge­bucht werden muss.

Bisher werden in den Autos Fahras­sis­tenz­sys­te­me einge­setzt, die dem Fahrer zwar verschie­de­ne Aufga­ben wie das Halten der Spur oder des Abstands abneh­men können. Der Mensch bleibt dabei aber in der Verant­wor­tung und muss die Hände am Steuer lassen. Das gilt zum Beispiel für Teslas Assis­tenz­sys­tem Autopilot.

Merce­des bekam in Deutsch­land als erster Autoher­stel­ler eine Zulas­sung für den Betrieb eines Systems, bei dem der Fahrer in bestimm­ten Situa­tio­nen die Kontrol­le abgeben und zum Beispiel fernse­hen darf. Er muss aller­dings jeder­zeit bereit sein, wieder die Steue­rung zu übernehmen.

Der Einsatz des Systems mit dem Namen «Drive Pilot» ist mit recht­li­chen Vorga­ben auf sehr konkre­te Situa­tio­nen beschränkt. So funktio­niert es nur auf Autobah­nen, bei Geschwin­dig­kei­ten bis zu 60 Kilome­tern pro Stunde und nur solan­ge der Abstand zum davor fahren­den Fahrzeug nicht zu groß wird. Erkennt das System, dass die Voraus­set­zun­gen da sind, lässt es sich vom Fahrer aktivie­ren. Während Drive Pilot das Auto steuert, liegt die Verant­wor­tung bei Merce­des. Wenn das System den Fahrer auffor­dert, wieder die Kontrol­le zu überneh­men, hat er bis zu zehn Sekun­den Zeit dafür.

Es gibt auch weite­re Einschrän­kun­gen. In Baustel­len dürfte Drive Pilot zwar fahren. Merce­des verzich­tet aber angesichts der zusätz­li­chen Komple­xi­tät zunächst darauf. Gemäß den recht­li­chen Vorga­ben muss ein Auto im automa­ti­schen Betrieb in seiner Spur bleiben. Wenn also etwa ein Spurwech­sel an einem Autobahn­kreuz notwen­dig wird, muss der Wagen dafür die Kontrol­le dem Fahrer überge­ben. Der zustän­di­ge Merce­des-Vizeprä­si­dent Georges Massing geht davon aus, dass der recht­li­che Spiel­raum ausge­wei­tet wird, wenn sich die Syste­me im Alltag bewäh­ren und Vertrau­en schaf­fen: «Da wird aus dem Markt und aus allen Ecken Druck auf das System kommen, so dass man mehr Freiheit kriegt.»