AUGSBURG (dpa) — Kein Respekt: CDU-Chef Fried­rich Merz hat die politi­sche Arbeit von Kanzler Olaf Scholz scharf kriti­siert. Aber nicht nur Scholz wirft er Respekt­lo­sig­keit vor.

CDU-Chef Fried­rich Merz hat Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD) eine nie da gewese­ne Respekt­lo­sig­keit in seiner politi­schen Arbeit vorgeworfen.

«Wir hatten noch nie einen Bundes­kanz­ler in Deutsch­land, der so respekt­los umgegan­gen ist mit seinen Koali­ti­ons­part­nern, so respekt­los umgegan­gen ist mit den Insti­tu­tio­nen unseres Staates, so respekt­los umgegan­gen ist mit unseren Nachbarn, so respekt­los umgegan­gen ist mit unseren inter­na­tio­na­len Partnern auf der ganzen Welt», sagte Merz am Samstag in seiner Rede auf dem CSU-Partei­tag in Augsburg.

Merz warf der gesam­ten Bundes­re­gie­rung vor, auch Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er gegen­über nicht genügend Respekt entge­gen­zu­brin­gen. Bei Stein­mei­ers Rede zu großen Heraus­for­de­run­gen dieser Zeit am Freitag im Schloss Belle­vue sei nicht ein Frakti­ons­vor­sit­zen­der aus der amtie­ren­den Regie­rung anwesend gewesen, nicht ein Mitglied der Bundes­re­gie­rung habe es für nötig befun­den, anwesend zu sein. «Das ist ein Ausmaß an Respekt­lo­sig­keit unserem Staats­ober­haupt gegen­über, das ich nicht für möglich gehal­ten habe.»

Merz kriti­siert Zeitpunkt der Scholz-Reise nach China

Merz hat außer­dem die geplan­te China-Reise von Scholz kriti­siert und erneut eine Überprü­fung des deutschen Verhält­nis­ses zu dem Land angemahnt. «Zu einem schlech­te­ren Zeitpunkt könnte er gar nicht fahren», sagte er der «Augsbur­ger Allge­mei­nen» mit Blick auf Scholz’ Reise am kommen­den Freitag.

Mit Blick auf die Entschei­dung der Bundes­re­gie­rung zu einem chine­si­schen Einstieg bei einem Contai­ner­ter­mi­nal des Hambur­ger Hafens meinte Merz, offen­bar glaube der Kanzler noch immer an die Theorie vom Wandel durch Handel. «Ihm fehlt die Bereit­schaft, die Risiken, denen wir ausge­setzt sind, neu zu bewer­ten», kriti­sier­te der Unionsfraktionschef.

«Und ausge­rech­net jetzt fliegt er auch noch nach China, eine Woche nach diesem Partei­tag der Kommu­nis­ti­schen Partei, wo offen mit militä­ri­scher Gewalt gegen Taiwan gedroht und der Vorgän­ger von Xi Jinping unter den Augen der Weltöf­fent­lich­keit aus dem Saal abgeführt wurde.»

Merz warnt vor chine­si­scher Propaganda

Die chine­si­sche Staats­füh­rung werde den Kanzler-Besuch «zusam­men mit der Morgen­ga­be einer weite­ren Hafen­be­tei­li­gung als Bestä­ti­gung ihres Kurses propa­gan­dis­tisch ausschlach­ten», warnte Merz.

Er verwies darauf, dass die Koali­ti­on selbst eine neue China-Strate­gie für das Frühjahr angekün­digt habe. «Es wäre richtig gewesen, erst danach eine Reise nach China zu machen. Der Krieg gegen die Ukrai­ne und die einsei­ti­ge Partei­nah­me Chinas zuguns­ten von Russland machen die Überprü­fung unseres Verhält­nis­ses zu China noch einmal viel dring­li­cher», beton­te er. «Zur Zeiten­wen­de gehört eben auch ein neuer Blick auf China.»

Statt­des­sen bekom­me die Kommu­nis­ti­sche Partei Chinas «jetzt über die Betei­li­gun­gen an europäi­schen Häfen einen komplet­ten Überblick über die Handels­strö­me in Europa». Mit Blick auf Wider­stand auch inner­halb der Ampel-Regie­rung sagte er: «Scholz’ einsa­me Entschei­dung war ein schwe­rer strate­gi­scher Fehler.»