ZÜRICH (dpa) — Ein Militär­ex­per­te aus der Schweiz sieht die russi­sche Armee in besse­rem Zustand als im Herbst. Damit sei nicht gesagt, dass neue Offen­si­ven erfolg­reich wären. Aber klar sei, was die Ukrai­ne brauche.

Im Krieg gegen die Ukrai­ne hat Russland nach Einschät­zung eines Militär­ex­per­ten aus der Schweiz eine Schwä­che­pha­se überwun­den. «Wir steuern auf eine Gemenge­la­ge zu, in der Kampf­pan­zer mit Blick auf die Vertei­di­gung und Gegen­of­fen­si­ven eine wichti­ge Rolle spielen», sagt Niklas Masuhr, Forscher am Center for Securi­ty Studies der Univer­si­tät ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur. Seit dem Herbst habe Russland seine Positi­on verbes­sert, etwa durch die Errich­tung von Verteidigungslinien.

Die Nachrüs­tung der ukrai­ni­schen Panzer sei erschwert, weil Russland viele Fabri­ken und Ferti­gungs­stra­ßen etwa für Panzer­mu­ni­ti­on zerstört habe. Die Nato-Staaten hätten ihre alten Reser­ven bereits zur Verfü­gung gestellt. Entspre­chend rückten jetzt westli­che Kampf­pan­zer wie der Leopard aus deutscher Produk­ti­on oder der Abrams aus den USA in den Fokus. Nach wochen­lan­gem Hin und Her hat die Bundes­re­gie­rung nach Angaben aus Koali­ti­ons­krei­sen von Diens­tag­abend die Liefe­rung von Leopard-Panzern bewilligt.

Warnung vor logis­ti­schem Alptraum

Mit einem Minimum von 100 westli­chen Panzern könne die Ukrai­ne eine Panzer­bri­ga­de nach westli­chem Modell ausrüs­ten, sagte Masuhr. «Kampf­pan­zer sind aber keine Wunder­waf­fe. Sie müssen im Verbund einge­setzt und repariert werden und mit Muniti­on ausge­stat­tet werden.» Der Exper­te wies zudem auf einen logis­ti­schen Alptraum für die Ukrai­ne hin, falls die Liefe­run­gen nicht gut abgestimmt würden. Selbst verschie­de­ne Versio­nen des gleichen Typs bedeu­te­ten zusätz­li­che Herausforderungen.

«Wenn die Ukrai­ne auch länger­fris­tig befähigt werden soll, sich zu vertei­di­gen, ist es wichtig, dass das Logis­tik­sys­tem nicht übermä­ßig kompli­ziert ist», sagte Masuhr. Für die Ukrai­ne wäre es wohl insbe­son­de­re hilfreich, wenn Kompo­nen­ten westli­cher Panzer jenseits der Grenzen teils gewar­tet und repariert würden — wie dies bei Artil­le­rie­ge­schüt­zen bereits geschehen.

Zum Kriegs­ver­lauf sagte der Militär­ex­per­te: «Die Ukrai­ne hat ihre bishe­ri­gen Gegen­of­fen­si­ven in russi­schen Schwä­che­pha­sen durch­ge­führt, insbe­son­de­re im Herbst. Seitdem hat Russland sich aber konso­li­diert und auf Komman­do­ebe­ne eine stete­re Hand.» Die Ukrai­ne könne sich auch nicht darauf verlas­sen, dass sich «russi­sche Unzuläng­lich­kei­ten aus dem ersten Jahr notwen­di­ger­wei­se wieder­ho­len werden». Der Krieg dauert bereits seit Febru­ar vergan­ge­nen Jahres.