Indisches Springkraut, Japanischer Staudenknöterich, Sachalinknöterich, Kanadische Goldrute: die sogenannten Neophyten breiten sich mancherorts im Landkreis massenhaft aus und verdrängen die heimische Vegetation. Um dem schleichenden Prozess nicht tatenlos zuzusehen, engagiert sich der Landschaftserhaltungsverband Landkreis Biberach e.V.(LEV) beim Thema „Neophytenkontrolle“. Die BayWa Riedlingen hat den LEV nun bei der Anschaffung von Werkzeugen unterstützt, die künftig ausgeliehen werden können.
Als Neophyten gelten Pflanzen, die seit der Entdeckung Amerikas aus allen Teilen der Welt nach Europa kamen, absichtlich oder unabsichtlich. Pflanzenliebhaber brachten sie in botanische Gärten, dort wilderten sie aus oder wurden als Deckungs- und Äsungspflanze oder der Blütenpracht wegen ins Freiland verbracht. Die meisten der rund 400 Neophyten sind harmlos. Auch Nutzarten wie die Kartoffel, Topinambur, die Baumarten Robinie und Douglasie zählen dazu. Etwa 50 Arten, darunter die eingangs genannten, gehören zu den invasiven Arten: sie verdrängen die heimische Flora, ihr schneller Wuchs, das riesige Samenpotential oder die Fähigkeit, mehrere Meter pro Jahr unterirdische Ausläufer zu schieben, werden zum Problem, zumal natürliche Fraßfeinde und Schädlinge fehlen. Gravierende Folgen kann es haben, wenn die Ausläufer befestigte Wege und Uferböschungen reparaturfällig machen, wertvolle Arten in Schutzgebieten verloren gehen oder Kulturpflanzenbestände verseucht werden.
Der LEV macht betroffene Eigentümer, Bewirtschafter und Unternehmen auf die Problematik aufmerksam und organisiert an vielen Orten die Bekämpfung der invasiven Arten. Dabei arbeitet der LEV eng mit der Naturschutz- und Forstverwaltung zusammen. Eine kreisweite Informationsveranstaltung zur Kontrolle von Neophyten fiel coronabedingt aus und soll 2021 nachgeholt werden.
Ein Partner in der Landschaftspflege ist auch die BayWa in Riedlingen: Spontan sagte Willy Gerster, Regionalvertriebsleiter Agrar Oberschwaben, die Kostenübernahme für einige Arbeitsgeräte zu. Neben Sense und Sicheln gelten besonders die vom LEV angeschafften „Amadeus-Stäbe“ als Geheimwaffe im Kampf gegen Neophyten. Benannt nach dem Spitznamen des Erfinders aus Wolfegg können mit den Langsicheln größere Bestände von Goldrute, Springkraut oder Knöterichen wirksam geschädigt werden, vor allem, wenn sie stark verwurzelt sind und nicht herausgerissen werden können. Der Amadeus-Stab sieht aus wie eine Kreuzung von Hockeyschläger und Sense. Das handwerklich gefertigte Gerät ist an der Innen- und Außenseite geschärft und schneidet selbst Himbeer‑, Brombeer‑, Brennnesselbestände sowie Kleingehölz problemlos.
Die neu angeschafften Geräte können ab sofort von Vereinen und Privatleuten, die Neophyten-Einsätze machen, kostenfrei beim LEV ausgeliehen werden. Dort können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Umgang mit Neophyten beraten lassen und Fundorte von Problembeständen wie Japanknöterich, Sachalinknöterich oder vom gefährlichen Riesenbärenklau melden. „Von dem Riesenbärenklau lassen Sie aber bitte die Finger weg, denn der kann bei Lichteinwirkung brutale Verbrennungen verursachen“, warnt Peter Heffner. Hier ist die sachkundige Entfernung ein Muss.
Landschaftserhaltungsverband Landkreis Biberach e.V.
Peter Heffner
Geschäftsführer
Telefon: 07351 52–7573
E‑Mail: peter.heffner@lev-biberach.de