TUTTLINGEN — Es war ein Wettkampf der ganz anderen Art: Seit einigen Jahren ist es Tradi­ti­on, dass nach einer Vorrun­de das Finale der Deutschen Meister­schaft im CNC-Fräsen auf der AMB, der inter­na­tio­na­len Ausstel­lung für Metall­be­ar­bei­tung, in Stutt­gart statt­fin­det. Diese wurde bedingt durch die Corona-Pande­mie jedoch abgesagt. Deshalb wurde der natio­na­le Wettbe­werb in diesem Jahr sowohl online als auch über mehre­re Monate als Präsenz-Veran­stal­tung in Klein­grup­pen bei der Chiron-Werke GmbH & Co. KG in Tuttlin­gen ausge­tra­gen. Da hieß es für alle Teilneh­men­den und die Jury: Nerven bewah­ren. Von ursprüng­lich 24 Teilnehmer/innen kämpf­ten sich zwölf ins Finale. Lukas Weiß hatte am Ende die beste Arbeit abgelie­fert. Der 20-Jähri­ge der Firma MAPAL aus Aalen holte die Goldme­dail­le. Paul Wanke der Firma Fischer Elektro­nik aus Lüden­scheid und Marian Honold Auszu­bil­den­der der Firma CHIRON aus Mühlin­gen, gewan­nen Silber und Bronze. 

Die Drei ließen die gewon­nen Eindrü­cke des Wettbe­werbs nochmals Revue passie­ren. „Man kann sehr viel fürs späte­re Berufs­le­ben mitneh­men. Zum einen natür­lich der Umgang mit der Maschi­ne selbst; wie sie sich verhält, was sie alles aushält usw. Zum anderen lernte man das Program­mie­ren mit Master­cam nochmals besser kennen. Beides macht sehr viel Spaß“, fasste Marian Honold zusam­men. „Wenn man den ganzen Tag am PC program­miert und am Ende des Tages ein ferti­ges Teil in der Hand hält, welches zeich­nungs­ge­recht gefer­tigt wurde und optisch sehr gut aussieht, macht das einen sehr stolz.“ Am 16. Oktober 2020 erhiel­ten die drei jungen Fachkräf­te zur offizi­el­len Sieger­eh­rung bei CHIRON ihre Auszeich­nun­gen. Gleich­zei­tig bilden sie in Zukunft das Natio­nal­team im CNC-Fräsen und trainie­ren künftig gemein­sam für die nächs­ten inter­na­tio­na­len Wettbe­wer­be, wie die WM der Berufe, die World­S­kills Shang­hai 2021.

Die Heraus­for­de­run­gen in diesem Jahr waren vielfäl­tig: Das erste Mal wurden die CAD/CAM-Schulun­gen im Vorfeld des Wettbe­werbs virtu­ell durch­ge­führt, auch für die Dozen­ten eine neue Situa­ti­on. Für die weite­re Vorbe­rei­tung an den Fräsma­schi­nen bei CHIRON wurden die 24 Teilnehmer/innen aufgrund der gelten­den Hygie­ne­maß­nah­men in Dreier­grup­pen aufge­teilt. Auch die Vorwett­be­wer­be zogen sich somit über Wochen bis in die Urlaubs­zeit im Sommer hin.

Das Finale konnte Ende Septem­ber und Anfang Oktober inner­halb von zwei Wochen in relativ norma­lem Rahmen, aber ebenfalls in Klein­grup­pen und unter Einhal­tung der Hygie­ne­be­stim­mun­gen durch­ge­führt werden. „Es ist schön, dass wir den Wettbe­werb überhaupt in diesem Jahr durch­füh­ren konnten“, freut sich Herbert Mattes, World­S­kills-Bundes­trai­ner in der Diszi­plin CNC-Fräsen und Ausbil­dungs­lei­ter bei CHIRON. „Auch wenn der Wettbe­werb viele Einschrän­kun­gen bedeu­te­te, über mehre­re Monate gestreckt werden musste und das Publi­kum wirklich fehlte, haben wir auch neue Erkennt­nis­se gewon­nen. Gerade virtu­ell ist durch­aus einiges möglich.“

Auch die Wettbe­werbs­auf­ga­be hatte es in sich: Wo bisher bei Meister­schaf­ten nur Einzel­mo­du­le zu ferti­gen waren, bauten nun erstmals alle Teile aufein­an­der auf. Die Werkstü­cke mussten somit nicht nur program­miert und gefer­tigt werden, sondern sollten als Einheit eine Fräsma­schi­ne ergeben, bei der der Maschi­nen­tisch um 180° gedreht werden kann. „Die Teile zu ferti­gen war anspruchs­voll, aber machbar“, fasst Mattes zusam­men. „Dadurch, dass zum Schluss aber alle Teile zusam­men­ge­steckt werden sollten, war es unbedingt notwen­dig, die Teile genau und komplett zu ferti­gen. Das ist nicht allen gelun­gen.“ Der Wettbe­werb war so angesetzt, dass die Werkstü­cke durch­aus in der vorge­ge­be­nen Zeit gefer­tigt werden konnten. Doch die Maße mussten unbedingt einge­hal­ten werden, denn die Toleran­zen, also mögli­che Abwei­chun­gen, waren eng bemessen.

Herbert Mattes zieht ein letztes Fazit: „Alles in allem war es ein schwie­ri­ges Jahr mit einer ungewöhn­lich langen Vorbe­rei­tung. Wir haben die Corona-Heraus­for­de­run­gen gemeis­tert und viele neue Erkennt­nis­se für die Gestal­tung des Wettbe­werbs gewon­nen. Die gute, homoge­ne Kandi­da­ten­grup­pe war auf einem wirklich guten Niveau. Ein durch­aus gelun­ge­ner Wettbe­werb geht mit der heuti­gen Sieger­eh­rung zu Ende.“ „Dass in diesem schwie­ri­gen Jahr überhaupt eine Meister­schaft möglich war, ist einzig und allein dem Bundes­trai­ner Herbert Mattes und der Firma CHIRON zu verdan­ken“, sagt Hubert Romer, Geschäfts­füh­rer von World­S­kills Germa­ny. „Sein unermüd­li­cher Einsatz und sein fester Wille, diese Wettbe­wer­be mit voller Umsicht durch­zu­füh­ren, ermög­lich­te die Wettbe­wer­be überhaupt erst. Dank dieser beson­de­ren Leistun­gen konnte den jungen Fachkräf­ten ein einzig­ar­ti­ges Erleb­nis geboten werden, das ihnen ein Leben lang bleiben wird.“