KÜRNBACH — Frischer Wind in alten Häusern: Am 27. März startet das Oberschwä­bi­sche Museums­dorf Kürnbach in die neue Saison. In diesem Jahr können sich die Besuche­rin­nen und Besucher auf Kürnba­cher Klassi­ker und viele Neuhei­ten freuen.

Landrat Dr. Heiko Schmid sieht der neuen Saison mit Freude entge­gen: „Wir durften im letzten Jahr trotz Corona über 45.000 Gäste begrü­ßen. Nun hoffen wir, dass wir 2022 mit möglichst wenigen Einschrän­kun­gen durch­star­ten können.“ Er sieht die Aufga­be des Freilicht­mu­se­ums darin, kultur­his­to­ri­sche Inhal­te auf unter­halt­sa­me Weise zu vermit­teln. „Und dafür bieten wir auch 2022 viel frischen Wind in alten Häusern.“ 

Neue Veran­stal­tun­gen – Auftakt am 3. April mit dem Frühlingsmarkt

„Die Veran­stal­tun­gen im Museums­dorf überzeu­gen die Besuche­rin­nen und Besucher immer mit ihrer Kombi­na­ti­on aus inhalt­li­cher Vermitt­lung und hohem Freizeit­wert“, betont Landrat Dr. Schmid. Für 2022 sieht die Planung neben Kürnba­cher Klassi­kern auch neue Veran­stal­tun­gen vor. Umgesetzt wird, was mit Blick auf die Corona-Situa­ti­on vertret­bar und erlaubt ist, das Museums­team hat seine Planun­gen entspre­chend angepasst.

Fast neu, weil 2019 das erste (und bislang einzi­ge) Mal veran­stal­tet, ist der Kürnba­cher Frühlings­markt. Unter dem Motto „Saatgut, Pflänz­le, alte Sorten“ können am 3. April Besuche­rin­nen und Besucher infor­ma­ti­ve Vorfüh­run­gen und Fachvor­trä­ge rund um den Bauern­gar­ten erleben. Zugleich bieten zahlrei­che Ausstel­ler neben altem Saatgut auch junge Pflänz­chen zum Kauf an.

Erstmals findet am 10. Juli der Woll- und Stoff­markt statt. Die Weberei und andere Handar­beits­tech­ni­ken hatten früher in Oberschwa­ben eine große Bedeu­tung. Bei dieser Veran­stal­tung wird neben tradi­tio­nel­len Techni­ken und Materia­li­en auch Neues vorge­stellt. Vorfüh­run­gen und Workshops werden die Besuche­rin­nen und Besucher infor­mie­ren, Ausstel­ler Materia­li­en anbieten.

Neue Ausstel­lung im Kürnbach­haus: „Kürnbach 1760“

Im Kürnbach­haus macht künftig die audio­vi­su­el­le Präsen­ta­ti­on „Kürnbach 1760: Leben, Lieben und Leiden im Kürnbach­haus“ den Alltag der Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner des 18. Jahrhun­derts leben­dig. Grund­la­ge war eine inten­si­ve Archiv­re­cher­che, die viel Neues über die frühe­ren Bewoh­ner zu Tage geför­dert hat. „Ich war sehr gespannt, wie es gelin­gen kann, sensi­bel mit dem Kürnbach­haus, dem Herzstück unseres Museums­dorfs, umzuge­hen und zugleich spannen­de Geschich­ten auf zeitge­mä­ße Art zu erzäh­len“, sagt Landrat Dr. Heiko Schmid. „Die Besucher von heute können die Bewoh­ner von früher belau­schen. Ich finde das Ergeb­nis wirklich sehr gelungen.“

So können die Museums­be­su­che­rin­nen und ‑besucher beispiels­wei­se Vincenz Widmann kennen­ler­nen, der den kleinen Hof gerade übernom­men hat und sich um seine einzi­ge Kuh sorgt. Seine Frau Anna hinge­gen plagt die Angst um ihr ungebo­re­nes Kind. Die Altbäue­rin Katha­ri­na treibt derweil das Gerede im Dorf um: Ihre Tochter Rosl macht dem Nachbars­bur­schen schöne Augen, obwohl eine andere Tochter als unehe­lich Schwan­ge­re bereits in Schimpf und Schan­de davon­ge­jagt wurde. Und alle eint die Angst vor einer Missern­te: Woher dann die Abgaben nehmen, die der Schus­sen­rie­der Abt von seinen Leibei­ge­nen erwartet?

Neue Vermitt­lungs­an­ge­bo­te

Bereits seit letztem Jahr läuft das Projekt „Gemeinsam(es) erleben im Museums­dorf“. „Kürnbach soll ein ‚Museum für alle‘ sein: Wir möchten viele, bisher vernach­läs­sig­te Zielgrup­pen errei­chen und einbin­den – von Demenz­kran­ken über Menschen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund bis hin zu Sehbe­hin­der­ten“, unter­streicht Landrat Dr. Heiko Schmid. „Hierfür erarbei­tet unsere Museums­päd­ago­gin Verena Amann gerade mit vielen Partne­rin­nen und Partnern Angebo­te.“ So wird in Zusam­men­ar­beit mit dem Netzwerk Demenz das Projekt „Kürnba­cher Erinne­rungs­kof­fer“ in Pflege­ein­rich­tun­gen im Landkreis umgesetzt, der Start­schuss wird kommen­de Woche fallen.

Bis in den Frühsom­mer wird auch das Projekt „Berüh­ren erwünscht!“ fertig­ge­stellt, das sich gezielt an sehbe­hin­der­te und blinde Menschen wendet. Hier stehen multi­sen­so­ri­sche Erleb­nis­se im Vorder­grund, denn im Museums­dorf gibt es viel zu tasten, zu riechen und zu schmecken.