SAN FRANCISCO (dpa) — Seit Musk Twitter übernom­men hat, geht es teils chaotisch her. Erst wurden Mitar­bei­ter entlas­sen, nun sollen sie offen­bar zurück­keh­ren. Jetzt sorgt ein weite­rer Bericht zu einem Bezahl­mo­dell für Aufsehen.

Auf der Suche nach neuen Geschäfts­mo­del­len für Twitter überlegt der neue Besit­zer Elon Musk laut einem Medien­be­richt auch, die Nutzung des Online-Diens­tes kosten­pflich­tig zu machen. Das habe Musk in jüngs­ten Treffen mit seinem Berater David Sacks disku­tiert, schrieb der gut vernetz­te Tech-Repor­ter Casey Newton in der Nacht zum Diens­tag in seinem Blog «Platfor­mer».

Ein Konzept sei, Twitter eine einge­schränk­te Zeit kosten­los benut­zen zu lassen und danach Geld zu verlan­gen, hieß es. Musk, der seit der Übernah­me für das Unter­neh­men über seinen Twitter-Account kommu­ni­ziert, äußer­te sich nicht dazu.

Verifi­ka­ti­ons-Häkchen sollen monat­lich acht Dollar kosten

Zu den ersten Neuerun­gen unter Musk gehört der Plan, die Verifi­ka­ti­ons-Häkchen allen Kunden eines Abos zu acht Dollar im Monat zu geben. Bisher wurden sie von Twitter nach einer Prüfung kosten­los etwa an Promi­nen­te, Politi­ker und Unter­neh­men verge­ben. Musk argumen­tier­te, die Authen­ti­fi­zie­rung durch Bezahl­diens­te und die App-Platt­for­men von Apple und Google sei ausrei­chend, so dass Twitter auf eine eigene Prüfung verzich­ten könne.

Musk hatte auch angekün­digt, dass die Abo-Kunden nur die Hälfte der Werbung zu sehen bekom­men sollen. Damit könne das Acht-Dollar-Abo Twitter in den USA Geld kosten, schrieb «Platfor­mer» unter Berufung auf Insider. Denn diese Halbie­rung der Werbe­an­zei­gen senke in den USA den Werbe­er­lös pro Nutzer im Schnitt um sechs Dollar, hieß es. Nach Abzug der Platt­form-Gebüh­ren von Apple und Google könne Twitter bei diesen Accounts weniger als zuvor einnehmen.

Teil der entlas­se­nen Mitar­bei­ter soll zurückkommen

Newton hatte am Wochen­en­de auch als erster darüber berich­tet, dass Twitter nach dem Abbau von rund jedem zweiten Job rasch einige Mitar­bei­ter wieder zurück­ho­len wollte. Der Finanz­dienst Bloom­berg schrieb später, einige Dutzend entlas­se­ne Beschäf­tig­te hätten ein solches Rückkehr-Angebot erhalten.

Das Techno­lo­gie-Blog «The Verge» berich­te­te unter­des­sen unter Berufung auf inter­ne Twitter-Unter­la­gen, der Dienst habe seit Veröf­fent­li­chung der letzten Geschäfts­zah­len im Sommer 15 Millio­nen tägli­che Nutzer dazuge­won­nen. Zum Ende des zweiten Quartals hatte Twitter 237,8 Millio­nen tägli­che Nutzer, die auf der Platt­form Anzei­gen zu sehen bekommen.

Das Dokument seien Fragen und Antwor­ten für Twitters Verkaufs­ab­tei­lung, damit Mitar­bei­ter darauf in Gesprä­chen mit Werbe­kun­den zurück­grei­fen können. Mehre­re große Werbe­kun­den — darun­ter Volks­wa­gen und der Pharma-Konzern Pfizer kündig­ten an, ihre Anzei­gen bei Twitter auszu­set­zen, bis sich der künfti­ge Kurs von Twitter im Umgang mit bedenk­li­chen Inhal­ten kläre.

Eine der Fragen sei auch, ob die Inhal­te­re­geln von Twitter auch für Musk gälten, schrieb «The Verge». Die Antwort sei ein knappes «Ja». Musk hatte vor einigen Tagen eine unbegrün­de­te Verschwö­rungs­theo­rie zum Angriff auf den US-Politi­ker­gat­ten Paul Pelosi weiter­ver­brei­tet — und den Tweet nach einigen Stunden kommen­tar­los gelöscht.