BERLIN (dpa) — Hohe Nachfra­ge im ersten Monat des 9‑Euro-Tickets — und auch für Juli bleibt das Inter­es­se stark. Wie erwar­tet stieß der Regio­nal­ver­kehr vor allem auf Touris­ten­stre­cken häufi­ger an die Belastungsgrenzen.

Im ersten Gültig­keits­mo­nat des sogenann­ten 9‑Euro-Tickets sind dem Verband Deutscher Verkehrs­un­ter­neh­men (VDV) zufol­ge bundes­weit rund 21 Millio­nen der Sonder­fahr­kar­ten verkauft worden.

«Zusam­men mit den etwa zehn Millio­nen Abonnen­tin­nen und Abonnen­ten, die das vergüns­tig­te Ticket automa­tisch erhal­ten, ist damit die vorher von der Branche kalku­lier­te Zahl von 30 Millio­nen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschrit­ten worden», teilte VDV-Präsi­dent Ingo Wortmann mit. Die Zahlen bezie­hen sich ausschließ­lich auf den Juni.

Umfra­gen des VDV zufol­ge sollen die Menschen aber auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbe­reit­schaft signa­li­siert haben. Das Ticket berech­tigt Käufe­rin­nen und Käufer, für jeweils 9 Euro in den Monaten Juni, Juli und August im Öffent­li­chen Perso­nen­nah­ver­kehr (ÖPNV) durch ganz Deutsch­land zu fahren. Abonnen­tin­nen und Abonnen­ten können ihre Abofahr­kar­ten wie ein 9‑Euro-Ticket nutzen und bekom­men die Diffe­renz für die drei Monate zurückerstattet.

Nutzung nicht so gut nachvollziehbar

Schwe­rer zu ermit­teln als die Verkaufs­zah­len ist indes, wie das Ticket tatsäch­lich genutzt wird. Die Deutsche Bahn, über deren Kanäle ein Großteil der Sonder­fahr­kar­ten verkauft worden ist, spricht von einem Fahrgast­zu­wachs von 10 bis 15 Prozent im eigenen Regio­nal­ver­kehr im Juni im Vergleich zum Niveau vor der Corona-Krise. Aller­dings vergleicht das Unter­neh­men dabei eigenen Angaben zufol­ge unter­schied­li­che Zeiträu­me, nämlich den Juni dieses Jahres mit der Nachfra­ge von Ende 2019. Die Aussa­ge­kraft des Vergleichs ist somit begrenzt.

Fakt ist: Insbe­son­de­re auf den touris­ti­schen Strecken waren Busse und Bahnen voll. Weil gleich­zei­tig auf Rekord­ni­veau gebaut wird, kam es vieler­orts immer wieder zu Zugaus­fäl­len und Verspä­tun­gen. Häufi­ger mussten Fahrgäs­te mit Fahrrä­dern draußen bleiben. Insge­samt wurden laut Bahn aber mehr als eine Milli­on Fahrrä­der in den eigenen Zügen transportiert.

Immer­hin 250 zusätz­li­che Fahrten bietet die Bahn-Tochter DB Regio täglich während des Ticket-Zeitraums eigenen Angaben zufol­ge an. Doch angesichts von rund 22.000 Regio­nal­bahn­fahr­ten jeden Tag ist das nicht allzu viel. «Noch mehr nachrüs­ten können die Unter­neh­men aber sicher­lich nicht, weil es weder die Fahrzeu­ge noch das Perso­nal gibt», hatte jüngst der Ehren­vor­sit­zen­de des Fahrgast­ver­bands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, gesagt.