FRIEDRICHSHAFEN — Nach fast 13 Jahren tritt Erster Bürgermeister Dr. Stefan Köhler auf seinen eigenen Wunsch hin vorzeitig in den Ruhestand. Am Mittwoch, 30. Juni ist sein letzter Arbeitstag.
Dr. Stefan Köhler wurde am Montag, 28. Juni in der öffentlichen Gemeinderatssitzung im Graf-Zeppelin-Haus feierlich verabschiedet – im Beisein seiner Bürgermeisterkollegen, der Stadträtinnen und Stadträte, mehrerer Amtsleiterinnen und Amtsleiter sowie einiger Weggefährten aus Politik und Wirtschaft. Rund 120 Gäste kamen zur Verabschiedung, die Corona bedingt um einiges anders ausfiel, als sonst üblich. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Stadträtin Anna Hochmuth am Klavier.
Oberbürgermeister Andreas Brand sprach Dr. Köhler in seiner Laudatio zunächst seinen Respekt für die Entscheidung aus, aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig das Amt als Erster Bürgermeister niederzulegen. In den Mittelpunkt stellte er das Wirken von Dr. Köhler in dessen Jahren als Erster Bürgermeister und Dezernent: „Sie, Herr Dr. Köhler, haben urbane Architektur und ästhetische wie auch funktionale Stadtentwicklung immer als Ihren Kompass benutzt, wirksame Steuerungselemente auf den Weg gebracht und Markierungen gesetzt, die den nach Ihnen Kommenden die Orientierung erleichtern“, so OB Brand. Dr. Köhler habe sich, so Brand weiter, während seiner gesamten Amtszeit stets für die Wettbewerbskultur bei Bauvorhaben ausgesprochen und diese etabliert.
Am 7. April 2008 wurde Dr. Stefan Köhler vom Gemeinderat zum Ersten Bürgermeister im Dezernat IV gewählt. Am 27. Juni 2016 bestätigte ihn der Gemeinderat für eine zweite Amtszeit, die nun vorzeitig am 30. Juni 2021 endet. Dr. Köhler war während der fast 13 Jahre Vorsitzender des Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt. Als Erster Bürgermeister vertrat er den Oberbürgermeister in Abwesenheit. Er war Mitglied in den Aufsichtsräten der Flughafen Friedrichshafen GmbH und der Technischen Werke Friedrichshafen GmbH, war Aufsichtsratsvorsitzender der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft mbH und stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bodensee mbH. Zudem war er Mitglied im Beirat der Bodensee-Oberschwaben-Bahn, stellvertretender Vorsitzender im Beirat beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie ständiger Gast im Bau- und Verkehrsausschuss des Deutschen Städtetags.
„In den knapp 13 Jahren Ihrer Amtszeit hat sich das Gesicht unserer Stadt verändert. Friedrichshafen ist schicker, urbaner und um einige attraktive Gebäude reicher geworden. Sie haben in Friedrichshafen die lokale Baukultur gefördert und so einen wichtigen Beitrag für ein attraktives Stadtbild geleistet“, hob Brand das Engagement Dr. Köhlers hervor.
2018 wurde auf Initiative Dr. Köhlers der Beirat für Architektur und Stadtgestaltung, kurz Gestaltungsbeirat, mit hochkarätiger Besetzung eingerichtet. Der Beirat leistet seither einen wertvollen Beitrag dazu, dass sich Friedrichshafen baulich positiv entwickelt.
Drei Projekte, die Dr. Köhler gemeinsam mit seinem Team auf den Weg brachte, wurden von der Architektenkammer Baden-Württemberg mit dem Prädikat „Beispielhaftes Bauen Bodenseekreis“ ausgezeichnet: das Frei- und Seebad in Fischbach, die Brunnisachhalle in Kluftern und das Kinderhaus im Riedlepark.
Darüber hinaus entstanden in der Amtszeit von Dr. Köhler beispielsweise das Sportbad Friedrichshafen, die Sporthallen Ailingen und Fischbach, das Bürgerhaus in Berg sowie die Fahrradbrücke über die Friedrichstraße.
Und auch das Thema Klimawandel war Köhler wichtig. Durch seinen Einsatz war Friedrichshafen Vorreiter in Sachen Klimaschutz und wurde 2012 als eine der ersten fünf Städte mit dem European Energy Award in Gold ausgezeichnet. Erst vor wenigen Wochen erhielt Friedrichshafen das Prädikat zum dritten Mal.
„Die wiederholte Verleihung des European Energy Awards in Gold zeigt, mit welchem Ehrgeiz und Engagement Sie sich für den Klimaschutz in Friedrichshafen eingesetzt haben. Auch die Erhaltung und die Schaffung von hochwertigem Stadtgrün für ein nachhaltiges Stadtbild war Ihnen gemeinsam mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wichtig“, so Brand. Zusammen mit dem Gemeinderat werde Friedrichshafen diesen begonnenen Weg auch in Zukunft weitergehen.
Auch neue und ökologische Verkehrskonzepte waren Dr. Köhler ein besonderes Anliegen. Während seiner Amtszeit wurden die Bedingungen für Radler in Friedrichshafen deutlich verbessert. Ein Beispiel ist der Veloring, der in mehreren Abschnitten bereits fertig ist. Ein weiterer Abschnitt wird auf der Tunneldecke der B 31neu entstehen.
Oberbürgermeister Brand dankte Dr. Köhler persönlich und auch im Namen des Gemeinderates sowie der Stadtverwaltung für die Zeit und die Energie, die er in den vergangenen fast 13 Jahren investiert hat: „Ich danke Ihnen für Ihre geleistete Arbeit. Sie waren bodenständig und haben als Fachmann und als erfahrene Führungskraft das Baudezernat auch durch unruhige Zeiten geführt.“
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dezernates IV sprach Frank Kahle, Leiter des Amtes für Städtische Bauverwaltung. Während der Amtszeit von Dr. Köhler wurden bauliche Investitionen und Bauunterhaltungsmaßnahmen von über einer halben Milliarde Euro vom Stadtbauamt umgesetzt. „Als Dezernent und Vorgesetzter waren Ihnen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen wichtig und Sie hatten immer ein offenes Ohr für uns Amtsleiter und haben großen Wert auf den direkten Kontakt gelegt. Dafür danken wir Ihnen und wünschen Ihnen für die Zukunft vor allem Gesundheit“, so Frank Kahle.
Zum Abschluss der Feier zog Erster Bürgermeister Dr. Stefan Köhler seine Bilanz: „Ich bin in meinen knapp 13 Jahren hier in Friedrichshafen vielen Menschen begegnet und es waren viele wertvolle Begegnungen dabei“, betonte Dr. Köhler in seiner Rede. Ganz besonders dankte er seinen Kollegen im Amt, insbesondere dem Oberbürgermeister und den Bürgermeistern für die konstruktive Zusammenarbeit, dem Gemeinderat und der CDU-Fraktion und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
„Was wir erreicht haben, ist eine Gemeinschaftsleistung der Verwaltung und des Gemeinderats, zu der ich meinen Beitrag leisten durfte.“ Als ein besonderes Beispiel nannte er den Hain, der auf dem Adenauerplatz entstehen soll. „Dafür habe ich sehr gekämpft, das ist ein wichtiges Symbol: Das Grün kehrt zurück in die Stadt.“ Zum Abschluss wünschte sich Dr. Köhler mutige Entscheidungen des Gemeinderats, die Bereitschaft auch einmal etwas auszuprobieren und schloss mit einem Zitat: „Jene, die nicht bereit sind, ihr Denken zu ändern, vermögen überhaupt nie etwas zu ändern“ (George Bernard Shaw) und er zeigte ein Foto mit dem Schriftzug an einem Kölner Gebäude des Installationskünstlers Merlin Bauer „Liebe Deine Stadt“.
Wegen der Corona bedingten Einschränkungen musste auf einen Stehempfang im Anschluss an die Feier verzichtet werden.