LONDON (dpa) — Moder­ni­sie­rung des Königs­hau­ses, Klima- und Umwelt­fra­gen, dazu Knatsch in der eigenen Familie: Der neue briti­sche König hat viel Arbeit vor sich.

Nach dem Staats­be­gräb­nis für die Queen mit eigens ausge­ru­fe­nem Feier­tag kehrt für die meisten Briten am Diens­tag wieder der Alltag zurück. Für die Königs­fa­mi­lie gilt hinge­gen noch eine sieben­tä­gi­ge Trauerperiode.

Doch trotz Trauer­be­flag­gung dürfte hinter den Palast­mau­ern bereits emsig an Plänen für die Zukunft geschmie­det werden — etwa wegen Vorbe­rei­tun­gen für die Krönung des neuen Königs Charles III. und seiner Königs­ge­mah­lin Camilla.

Der in royalen Dingen stets gut infor­mier­te «Telegraph» geht davon aus, dass die Krönung im Frühjahr oder Sommer des kommen­den Jahres statt­fin­den wird. Die Zeremo­nie werde voraus­sicht­lich in einem sehr viel kleine­ren Rahmen gehal­ten als die Krönung seiner Mutter Eliza­beth II. im Jahr 1953, speku­lier­te das Blatt. Es gilt als sehr wahrschein­lich, dass Charles die Monar­chie verschlan­ken und den Fokus auf wenige Mitglie­der an der Spitze der Königs­fa­mi­lie reduzie­ren will.

Auch Geld dürfte eine Rolle spielen. Angesichts erheb­lich gestie­ge­ner Energie­prei­se und einer Infla­ti­ons­ra­te im zweistel­li­gen Bereich dürfte der Palast darauf aus sein, die Kosten gering zu halten.

Kritik an kostspie­li­gen Trauerfeierlichkeiten

Bereits an den üppigen Trauer­mär­schen zum Tod der Queen hatte es verein­zelt Kritik gegeben. Beispiels­wei­se als ein Mann in der walisi­schen Haupt­stadt Cardiff dem neuen König entge­gen­rief: «Charles, während wir Schwie­rig­kei­ten haben, unsere Wohnun­gen zu heizen, müssen wir für Ihre Paraden bezah­len.» Er wurde von einem Sicher­heits­mann abgedrängt.

Allein die Kosten für den Polizei­ein­satz während der elftä­gi­gen Trauer­fei­er­lich­kei­ten dürften enorm gewesen sein. Wie die Londo­ner Polizei am Montag­abend mitteil­te, gab es in diesem Zeitraum 67 Festnahmen.

In den ersten Tagen nach dem Tod der Queen hatten sich viele Briten Kritik am Königs­haus verbe­ten. Es sei nicht richti­ge der Zeitpunkt dafür, hörte man vieler­orts. Ob das auch in den kommen­den Wochen und Monaten so bleibt, muss sich erst noch erweisen.

Charles gilt als Umweltschützer

Doch auf Charles warten noch ganz andere Heraus­for­de­run­gen. So dürfte auch der Kurs der neuen briti­schen Premier­mi­nis­te­rin Liz Truss in Sachen Klima- und Umwelt­schutz und erneu­er­ba­re Energien den König vor ein Dilem­ma stellen. Truss wettert offen gegen Solar­an­la­gen, während sie die Atomkraft und das umstrit­te­ne Frack­ing preist. Charles, der sich seit langem für den Schutz von Umwelt und Klima stark macht, dürfte das nicht gefallen.

Doch als König ist er zur unbeding­ten politi­schen Neutra­li­tät verpflich­tet. Eine Tugend, die Eliza­beth II. vollendet beherrsch­te. Bleibt Charles stumm, dürfte er viele junge Menschen gegen sich aufbrin­gen, die ihn wegen seines Engage­ments unter­stüt­zen. Stellt er sich offen die Regie­rung, dürfte er den Zorn der konser­va­ti­ven Boule­vard­pres­se auf sich ziehen und damit dem Königs­haus womög­lich einen Bären­dienst erweisen.

Konflikt in der Königsfamilie

Eine weite­re Baustel­le hat Charles in der eigenen Familie. Trotz warmer Worte und gemein­sa­mer Auftrit­te während der Trauer­fei­er­lich­kei­ten für die Queen scheint der Streit mit seinem Sohn Prinz Harry (38) und Schwie­ger­toch­ter Herzo­gin Meghan keines­wegs beigelegt. Harry hat zudem für dieses Jahr die Veröf­fent­li­chung seiner Memoi­ren angekün­digt, die für neuen Zündstoff sorgen dürften.

Die Queen hatte bei all den Strei­te­rei­en stets als Brücke fungiert, die von beiden Seiten respek­tiert wurde. Doch mit ihrem Tod ändert sich auch das. Ihr Sarg war am Montag nach Abschluss der offizi­el­len Trauer­fei­er in einer Seiten­ka­pel­le der St.Georges-Kapelle auf Schloss Windsor im kleinen Kreis beigesetzt worden.