RAVENSBURG — Die Oberschwa­ben­kli­nik übernimmt künftig die Finan­zie­rung der „Stroke Nurse“. Die Fachpfle­ge­kraft betreut Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten nach dem Klinik­auf­ent­halt zu Hause, um der Gefahr eines erneu­ten Schlag­an­falls vorzu­beu­gen. Der Nutzen der „Stroke Nurse“ ist unter Fachleu­ten unumstrit­ten. Ein Problem ist jedoch von Anfang an die Finan­zie­rung der Halbtags­stel­le gewesen.

Da die OSK als Anstel­lungs­trä­ger die Leistun­gen der „Stroke Nurse“ gegen­über den Kranken­kas­sen nicht abrech­nen kann, erfolg­te die Bezah­lung über Spenden oder Zuschüs­se mit allen damit verbun­de­nen Unwäg­bar­kei­ten. „Wir wollen die immer wieder aufge­flamm­te Diskus­si­on um die Finan­zie­rung mit einer klaren Regelung beenden“, sagt Prof. Dr. Oliver Adolph, Geschäfts­füh­rer der OSK. Künftig werde die OSK die Finan­zie­rung gewähr­leis­ten. „Wir hoffen aber, dass wir dabei auch weiter­hin Unter­stüt­zung durch Spenden erfah­ren“, wünscht sich Prof. Adolph.

Im Jahre 2016 ist die „Stroke Nurse“ beim Quali­täts­wett­be­werb des landes­wei­ten Klinik­ver­bun­des „QuMiK“, dem die OSK angehört, mit einem Preis ausge­zeich­net worden. Ausschlag­ge­bend dafür war nicht zuletzt das Ergeb­nis einer Studie, wonach die Nachbe­treu­ung das Risiko für die Patien­ten, erneut einen Schlag­an­fall zu erlei­den, halbiert hat. Damit haben sich auch die Erwar­tun­gen der Aktiven des „Förder­ver­eins gegen den Schlag­an­fall“ um ihren Vorsit­zen­den Prof. Dr. Hans-Joachim von Büdin­gen erfüllt.

Der Förder­ver­ein hatte im Jahre 2012 den Anstoß für das Projekt „Stroke Nurse“ gegeben und in den ersten vier Jahren die Halbtags­stel­le vollstän­dig über Spenden finan­ziert. „Unser Ziel war die ganzheit­li­che Betreu­ung von Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten“, sagt Prof. von Büdin­gen. Vor acht Jahren sei der einge­schla­ge­ne Weg, Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten nach der Entlas­sung aus der statio­nä­ren Versor­gung gezielt in ihrer neuen Lebens­si­tua­ti­on zu Hause zu betreu­en, Neuland gewesen. „Heute wissen wir, dass unser Ansatz äußerst erfolg­reich ist“, so der Vorsit­zen­de des Fördervereins.

Erste Stroke Nurse ist Pia Bader gewesen. In diesem Jahr hat Evelyn Franken­hau­ser die Aufga­be von ihr übernom­men. Die ärztli­che Leitung lag anfangs bei Dr. Thomas Staudach­er und liegt nun bei Prof. Dr. Dietmar Bengel, dem Chefarzt des Schlag­an­fall­zen­trums am Klinikum.

240 000 Euro hat der Verein im Laufe der Jahre für das Projekt zur Verfü­gung gestellt. Aller­dings konnte er die Finan­zie­rung mit der Zeit nicht mehr allei­ne sicher­stel­len. Als 2016 der weite­re Einsatz der „Stroke Nurse“ akut gefähr­det war, spran­gen mehre­re Kranken­kas­sen ein und stell­ten Geld zur Verfü­gung. Eine Regel­fi­nan­zie­rung ist den Kassen unver­än­dert nicht möglich.

Ein Anlie­gen ist das Projekt auch dem  baden-württem­ber­gi­sche Sozial­mi­nis­ter und Ravens­bur­ger Landtags­ab­ge­ord­ne­ten Manfred Lucha. „Die Stroke Nurse ist ein hervor­ra­gen­des Beispiel dafür, wie sich sektoren­über­grei­fen­de Versor­gung gestal­ten lässt“, sagt der Minis­ter. Die Stroke Nurse setze genau an der Schnitt­stel­le  an, wo es ander­wei­tig keine Hilfe mehr gibt. Lucha hat sich in der Vergan­gen­heit auch schon persön­lich um die Finan­zie­rung bemüht. „Ich bin der Oberschwa­ben­kli­nik sehr dankbar dafür, dass sie diese wichti­ge Leistung künftig absichert“, sagt er.

„Über alle Finan­zie­rungs­fra­gen hinweg hat der Einsatz der Stroke Nurse vor allem auch seine mensch­li­che Seite“, sagt OSK-Geschäfts­füh­rer Prof. Adolph. Für die betrof­fe­nen Patien­ten, aber auch für die mit der Aufga­be betrau­te Mitar­bei­te­rin müsse Sicher­heit herrschen. „Deshalb haben wir uns entschie­den, die Finan­zie­rung selbst sicher­zu­stel­len.“ Die OSK überneh­me damit eine Aufga­be, die nicht zur ihrem Pflicht­pro­gramm gehört. Prof. Adolph: „Deshalb hoffen wird, dass das bürger­schaft­li­che Engage­ment dafür nicht erlahmt und wir weiter­hin Unter­stüt­zung erhalten.“