Am ersten Tag zurück im Lockdown bleiben in Melbourne die großen Überra­schun­gen aus. Rafael Nadal siegt erneut souve­rän. Der angeschla­ge­ne Novak Djoko­vic legt einen trainings­frei­en Tag ein. Für Furore sorgen vor allem die Tennis­pro­fis aus Russland.

MELBOURNE (dpa) — Mit einem weite­ren souve­rä­nen Auftritt ohne Satzver­lust ist Rafael Nadal dem erhoff­ten Grand-Slam-Rekord einen Schritt nähergekommen.

Der Weltrang­lis­ten-Zweite entschied das Duell zweier Links­hän­der mit dem Briten Cameron Norrie mit 7:5, 6:2, 7:5 für sich und erreich­te zum 14. Mal das Achtel­fi­na­le der Austra­li­an Open. Nach 2:14 Stunden nutzte der 34 Jahre alte Tennis­pro­fi aus Spani­en seinen ersten Match­ball. Im Kampf um den Einzug in das Viertel­fi­na­le trifft der Turnier­sie­ger von 2009 auf den an Nummer 16 gesetz­ten Italie­ner Fabio Fogni­ni, der sich ebenfalls in drei Sätzen gegen Alex de Minaur aus Austra­li­en durchsetzte.

«Wir haben schon oft gegen­ein­an­der gespielt, er ist hungrig und selbst­be­wusst. Ich muss mich verbes­sern, ich habe vor jedem Respekt, der im Achtel­fi­na­le ist», sagte Nadal vor dem 17. Match gegen Fogni­ni, gegen den er bislang zwölf Mal gewann und vier Mal verlor.

Das Spiel zwischen Fogni­ni und de Minaur verfolg­te Alexan­der Zverev im Hotel am Fernse­her, wie er live zugeschal­tet bei Euros­port verriet. Der 23 Jahre alte Hambur­ger hat am Sonntag (ca. 8.30 Uhr MEZ/Eurosport) gegen den Serben Dusan Lajovic die Chance auf den Einzug in das Viertel­fi­na­le. «Ich bin in der vierten Runde, das ist das Wichtigs­te, und mein Körper wird langsam besser», sagte Zverev, dem zuletzt eine Bauch­mus­kel­ver­let­zung zu schaf­fen machte.

Eine offen­bar ähnli­che Blessur plagt auch den Weltrang­lis­ten-Ersten und Titel­ver­tei­di­ger Novak Djoko­vic. Am ersten Tag des neuer­li­chen Lockdowns wegen aktuel­ler Corona-Fälle in Melbourne verzich­te­te der 33 Jahre alte Serbe am Samstag auf eine Trainings­ein­heit. Ob der achtma­li­ge Turnier­sie­ger am Sonntag zu seinem Achtel­fi­na­le gegen den Kanadi­er Milos Raonic antre­ten kann, schien zunächst weiter offen.

Die Turnier­or­ga­ni­sa­to­ren nahmen beim Erstel­len des Spiel­plans jeden­falls Rücksicht und setzten Djoko­vics Achtel­fi­na­le als letztes Spiel am Sonntag (ca. 11.00 Uhr MEZ/Eurosport) in der Rod-Laver-Arena an, um diesem so viel Zeit wie möglich zur Erholung zu geben. Djoko­vic hatte sich in seiner Partie gegen den Ameri­ka­ner Taylor Fritz eine Bauch­mus­kel­ver­let­zung zugezo­gen, aber weiter­ge­spielt und 7:6 (7:1), 6:4, 3:6, 4:6, 6:2 gewon­nen. Die obliga­to­ri­sche Presse­kon­fe­renz wurde abgesagt. Auf dem Platz hatte Djoko­vic gesagt: «Ich weiß nicht, ob ich wieder auf den Platz gehen kann oder nicht.»

Nach der langen Turnier-Pause wegen der Corona­vi­rus-Pande­mie hatte auch Nadal zuletzt mit körper­li­chen Proble­men zu kämpfen. Beim ATP Cup in der vergan­ge­nen Woche hatte er wegen hartnä­cki­ger Rücken­be­schwer­den gar nicht gespielt. Bei den Austra­li­an Open jedoch schlägt er bislang in beein­dru­cken­der Art und Weise auf und lässt keinen Zweifel daran, dass er in einer Woche nur allzu gerne eine histo­ri­sche Bestmar­ke aufstel­len würde. Sollte Nadal tatsäch­lich den Norman Brookes Chall­enge Cup in den Händen halten, wäre er der allei­ni­ge Rekord-Grand-Slam-Champi­on. 20 Mal haben er und Roger Federer bei den vier bedeu­tends­ten Turnie­ren Titel gesam­melt. Mit einem weite­ren ließe Nadal den Schwei­zer hinter sich.

Für Furore sorgen Down Under auch die russi­schen Profis. Die ATP-Cup-Sieger Daniil Medwe­dew und Andrej Rubljow gewan­nen vor leeren Zuschau­er­rän­gen ihre Dritt­run­den­par­tien und folgten damit dem Quali­fi­kan­ten Aslan Karazew ins Achtel­fi­na­le. Erstmals in der Geschich­te des Profi­ten­nis haben bei den Herren damit bei einem Grand-Slam-Turnier drei Russen die dritte Runde überstan­den. Der ATP-Finals-Champi­on und Weltrang­lis­ten-Vierte Medwe­dew rang den Serben Filip Kraji­no­vic mit 6:3, 6:3, 4:6, 3:6, 6:0 nieder.

Im Achtel­fi­na­le trifft er nun auf den Ameri­ka­ner Macken­zie McDonald. Für Medwe­dew war es der 17. Sieg in Serie. Zu Beginn dieser Saison holte er mit Rubljow den ATP Cup und gewann dabei alle vier Einzel. Deutlich weniger Mühe als Medwe­dew hatte Rubljow, der den spani­schen Routi­nier Felicia­no Lopez 7:5, 6:2, 6:3 bezwang. Er trifft jetzt auf den Norwe­ger Casper Ruud. Im Viertel­fi­na­le könnte es dann zum mit Spannung erwar­te­ten Russen-Duell Medwe­dew gegen Rubljow kommen.

In der Doppel-Konkur­renz dagegen erreich­te Laura Siege­mund das Achtel­fi­na­le. Die 32 Jahre alte Schwä­bin gewann an der Seite der Russin Vera Swona­re­wa gegen das ukrai­ni­sche Tennis-Duo Katery­na Bonda­ren­ko und Nadija Kitschenok mit 6:4, 6:2. Im vergan­ge­nen Jahr hatten Siege­mund und Swona­re­wa überra­schend den Titel bei den US Open gewonnen.

Im Einzel war Siege­mund in Melbourne in der ersten Runde an der ameri­ka­ni­schen Topfa­vo­ri­tin Serena Williams geschei­tert. Alle deutschen Damen sind im Einzel nicht mehr dabei. Bei den Herren kämpft Alexan­der Zverev am Sonntag (08.30 Uhr MEZ/Eurosport) um den Einzug ins Viertel­fi­na­le. Die deutsche Nummer eins spielt gegen den Serben Dusan Lajovic.

Dann werden wieder keine Zuschau­er auf der Anlage im Melbourne Park sein. Wegen eines Corona-Ausbruchs in einem Hotel am Flugha­fen befin­det sich Melbourne für fünf Tage wieder in einem harten Lockdown. Die Austra­li­an Open dürfen aber weiter­ge­hen, weil die Tennis­pro­fis in die Katego­rie der notwen­di­gen Berufe einge­stuft wurden. Aller­dings dürfen anders als in den ersten Tagen keine Fans auf die Anlage. Die Behör­den in Melbourne versu­chen weiter, die Kontak­te der positiv getes­te­ten Menschen nachzuvollziehen.

Bei den Damen erreich­te Mitfa­vo­ri­tin Jelina Swito­li­na ohne große Mühe das Achtel­fi­na­le. Die 26 Jahre alte Ukrai­ne­rin gewann gegen die Kasachin Julia Putin­ze­wa mit 6:4, 6:0 und bekommt es jetzt mit der Ameri­ka­ne­rin Jessi­ca Pegula zu tun. Ausge­schie­den ist dagegen Karoli­na Plisko­va. Die an Nummer sechs gesetz­te Tsche­chin verlor gegen ihre Lands­frau Karoli­na Mucho­va 5:7, 5:7.

Etwas überra­schend nicht mehr dabei ist auch Geheim­fa­vo­ri­tin Kaia Kanepi. Die Estin, die in der zweiten Runde Titel­ver­tei­di­ge­rin Sofia Kenin aus den USA ausge­schal­tet hatte, verlor gegen die Kroatin Donna Vekic 7:5, 6:7 (5:7), 4:6. Vekic trifft nun auf Jenni­fer Brady (USA).

Auch die Weltrang­lis­ten-Erste Ashleigh Barty ist ins Achtel­fi­na­le einge­zo­gen. Die 24 Jahre alte Austra­lie­rin gewann gegen die Russin Jekate­ri­na Alexan­d­ro­wa 6:2, 6:4. Bei dem Grand-Slam-Tennis­tur­nier in Melbourne trifft die French-Open-Siege­rin von 2019 nun auf Shelby Rogers. Die US-Ameri­ka­ne­rin setzte sich gegen die an Nummer 21 gesetz­te Anett Konta­veit aus Estland mit 6:4, 6:3 durch und komplet­tier­te damit das Achtelfinale.