Die deutschen Skirenn­fah­rer sind in Corti­na kaum zu stoppen. Kira Weidle rast in der Abfahrt zu Silber und sichert dem DSV die zweite Medail­le. Dabei musste sie in diesem Winter weitge­hend ohne Teamkol­le­gin­nen von Rennen zu Rennen reisen.

Corti­na d’Ampez­zo (dpa) — Das breite Grinsen wich Kira Weidle nicht mehr aus dem Gesicht und blitz­te auch hinter der FFP2-Maske auf dem Podest hervor.

Mit dem Lauf ihrer Lebens ist die Skirenn­fah­re­rin aus Starn­berg Vize-Weltmeis­te­rin in der Abfahrt gewor­den und hat dem deutschen Team in Corti­na d’Ampez­zo den nächs­ten Coup beschert. Dass sich Weidle dann corona­kon­form selbst die Silber­me­dail­le für den größten Erfolg ihrer Karrie­re umhän­gen musste, nahm sie gern in Kauf. Spontan verschob sie die geplan­te Abrei­se aus Itali­en um einen Tag und kündig­te für den Abend im Skiraum des Hotels eine Mini-Party an.

«Eine Medail­le muss einfach gefei­ert werden», stell­te die 24-Jähri­ge klar. Und wie! Nach Silber durch Romed Baumann im Super‑G holte sie dem deutschen Skiteam in den Dolomi­ten schon das zweite Edelme­tall und steht jetzt in einer Reihe mit illus­tren Namen: Sie gewann bei einer Weltmeis­ter­schaft die erste DSV-Abfahrts­me­dail­le seit Maria Höfl-Rieschs Bronze 2013. Letzt­mals Silber gab es vor fast genau 25 Jahren, im Febru­ar 1996, durch Katja Seizin­ger. Sechs Tage nach Seizin­gers Erfolg in der Sierra Nevada wurde Weidle geboren.

Die einzi­ge deutsche WM-Starte­rin in den Speede­vents musste sich nur Mitfa­vo­ri­tin Corin­ne Suter um 0,20 Sekun­den geschla­gen geben. «Der Schnee war traum­haft zu fahren heute. Ich wusste, wenn es einiger­ma­ßen zusam­men­passt, kann ich richtig schnell fahren.» Und das gelang. Weidle ließ sogar Super-G-Weltmeis­te­rin Lara Gut-Behrami um 0,17 Sekun­den hinter sich; die Schwei­ze­rin holte Bronze.

«Für uns ist das ein Traum», sagte der deutsche Alpin­chef Wolfgang Maier, der sicht­bar erleich­tert war nach dem famosen Start seiner Schütz­lin­ge in Corti­na. Erstmals seit der WM 2001 in St. Anton feiern die Deutschen gleich zwei Podes­ter­fol­ge in den ersten drei Rennen. «Wir haben schon zwei Medail­len und fahren jetzt mit einer bei den Damen und einer bei den Herren nach Hause. Da haben ja viele gelacht vorher», erinner­te Maier. «Aber manch­mal läuft es auch in unsere Richtung. Wir haben in den vergan­ge­nen Jahren einen hohen Preis für vieles zahlen müssen. Manch­mal wird man dafür entschädigt.»

Und dass just Weidle jubel­te, die nach dem Rücktritt von Vikto­ria Rebens­burg und den Verlet­zun­gen anderer DSV-Speed­spe­zia­lis­tin­nen weitge­hend ohne Teamkol­le­gin durch den Winter tingel­te, ist beson­ders schön. «Sie ist als Persön­lich­keit gereift», lobte Bundes­trai­ner Jürgen Graller, «sie ist schon ziemlich abgebrüht und fokussiert.»

Auf der «Olimpia delle Tofane» hatte Weidle nur im ersten Teil des Kurses durch einen kleinen Fehler die zwei Zehntel­se­kun­den auf Suter verlo­ren. Im weite­ren Teil der Strecke gelang ihr eine bären­star­ke Fahrt, die verdient auf das Trepp­chen führte. Die gebür­ti­ge Stutt­gar­te­rin war zuvor im Weltcup noch nie so weit vorne gelan­det, zwei dritte Plätze hatte sie bislang vorzu­wei­sen. In diesem Winter war sie zweimal Fünfte gewor­den — die Topform hob sie sich just für den Höhepunkt auf. «Ein Wahnsinn», sagte Coach Graller.