Für den deutschen Sport bedeu­ten die verschärf­ten Corona-Maßnah­men teilwei­se hefti­ge Einschnit­te. Vor allem aus dem Freizeit- und Amateur­be­reich wird hefti­ge Kritik geäußert.

«Ich bin entsetzt über die Ignoranz und Gering­schät­zung gegen­über dem Sport und den Verei­nen», sagte der Präsi­dent des Sächsi­schen Fußball-Verban­des (SFV), Hermann Winkler. «Dort, wo in meist ehren­amt­li­cher Arbeit mit viel Aufwand Hygie­ne­kon­zep­te erarbei­tet wurden, die auch wirken, und wo kaum Infek­ti­ons­ge­sche­hen vorhan­den ist, wird dicht gemacht», klagte er.

In Baden-Württem­berg sagte die Chefin des Landes­sport­ver­ban­des (LSV), Elvira Menzer-Haasis: «Ich bin enttäuscht, dass die großen Anstren­gun­gen und guten Beispie­le in unserem Land eine solch schwer­wie­gen­de Entschei­dung nicht verhin­dern konnten.»

Der Präsi­dent des Hambur­ger Fußball-Verban­des kriti­sier­te, es sei «schwer vermit­tel­bar, dass Kinder und Jugend­li­che in der Schule zusam­men­sit­zen und dann draußen an frischer Luft keinen Sport zusam­men treiben dürfen.» Auch der Amateur­sport werde seinen Beitrag zur Eindäm­mung der Pande­mie leisten müssen, der Sport auf dem Platz sei aber «nicht Treiber der Infek­tio­nen», sagte Dirk Fischer.

Bund und Länder hatten sich bei dem Corona-Krisen­ge­spräch am Mittwoch auf vorüber­ge­hen­de massi­ve Beschrän­kun­gen des öffent­li­chen Lebens ähnlich wie im Frühjahr verstän­digt. Der Amateur­sport soll demnach ab 2. Novem­ber bis zum Monats­en­de komplett ruhen.

«Wir respek­tie­ren die jetzt von Bund und Ländern beschlos­se­nen Maßnah­men, die weitrei­chen­de Folgen haben. Wenn der Amateur­fuß­ball seinen Beitrag dazu leisten kann, das gemein­sa­me Ziel zu errei­chen, den Kampf gegen das Virus zu gewin­nen, dann wird er das auch fraglos tun — ohne Wenn und Aber! Das ist eine Selbst­ver­ständ­lich­keit in dieser für unsere ganze Gesell­schaft extrem schwie­ri­gen und so noch nie da gewese­nen Situa­ti­on», sagte Rainer Koch, Präsi­dent des Bayeri­schen Fußball-Verban­des, der Deutschen Presse-Agentur.

«Es war wichtig und richtig, dass die Politik jetzt auch klare und für alle verbind­li­che Regelun­gen getrof­fen hat», sagte Koch. Es sei aber «ganz beson­ders wichtig, dass dies nicht zum Dauer­zu­stand wird — zumal wir mittler­wei­le wissen, dass das Infek­ti­ons­ri­si­ko beim Sport an sich äußerst gering ist. Dass Verei­ne und Verbän­de jetzt wieder­holt vor extre­men Heraus­for­de­run­gen stehen, liegt auf der Hand, wenn wir daran denken, dass Mitglie­der fernblei­ben müssen, sich womög­lich ganz abwen­den oder Kinder erst gar keinen Zugang mehr zum Fußball im Verein finden», sagte der 61-Jährige.

Für den DLV-Chef Jürgen Kessing ist die erneu­te Schlie­ßung der Sport­stät­ten insbe­son­de­re für den Amateur­be­reich «eine harte Entschei­dung». Dass auch die Leicht­ath­le­tik im Rahmen ihrer gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Verant­wor­tung bei den Maßnah­men gegen die weltwei­te Corona-Pande­mie betrof­fen sein würde, sei zu erwar­ten gewesen, sagte der Präsi­dent des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

Gerade der Sport in Deutsch­land habe aber bewie­sen, dass es aufgrund guter Hygie­ne­kon­zep­te im Spitzen- und Breiten­sport möglich sei, auch in Corona-Zeiten Sport zu treiben und einen Beitrag für den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt zu leisten. «Deshalb müssen wir auch künftig mit guten Umset­zungs- und Hygie­ne­kon­zep­ten überzeu­gen, damit die Entschei­dung der Bundes­re­gie­rung ab Dezem­ber wieder aufge­ho­ben werden kann», sagte Kessing.