KIEW (dpa) — Es sind laut Präsi­den­ten­bü­ro die ersten größe­ren russi­schen Raketen­an­grif­fe seit dem Jahres­wech­sel. Neben Kiew sind viele weite­re Städte betrof­fen. In der gesam­ten Ukrai­ne gilt Luftalarm.

Nach verein­zel­ten russi­schen Raketen­an­grif­fen auf die Ukrai­ne am Vormit­tag hat Moskau den Beschuss zahlrei­cher Regio­nen des Landes am Samstag noch einmal deutlich verstärkt. Im ganzen Land gelte Luftalarm, teilten die ukrai­ni­schen Behör­den mit. Neben zahlrei­chen Regio­nen, darun­ter Odessa im Süden, Charkiw im Osten und Lwiw (Lemberg) im Westen, war einmal mehr auch die Haupt­stadt Kiew betrof­fen von dem Beschuss. Es gab mehre­re Explo­sio­nen. Die Menschen wurden aufge­for­dert, Schutz zu suchen.

Die Präsi­di­al­ver­wal­tung veröf­fent­li­che ein Foto von einem schwer zerstör­ten Wohnhaus in Dnipro. Demnach wurden dort unter den Trümmern Menschen vermutet.

Der Leiter des Präsi­di­al­amts in Kiew, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: «Russen sind Terro­ris­ten, die bestraft werden für alles. Alle — ohne Ausnah­me.» Er sagte, dass die Flugab­wehr und Luftstreit­kräf­te ihre Arbeit erledig­ten. «Wir werden zurück­schla­gen», beton­te er. Der Feind ändere seine Taktik nicht und setze seine Schlä­ge gegen die zivile Infra­struk­tur fort.

Behör­den berich­te­ten auch von neuen geziel­ten Angrif­fen auf die Energie-Infra­struk­tur. Vieler­orts kam es zu Strom­aus­fäl­len, die Menschen saßen im Dunkeln. Es waren die ersten Angrif­fe dieser Art seit dem Jahreswechsel.

Zuvor hatten die ukrai­ni­schen Luftstreit­kräf­te vor mögli­chen neuen Angrif­fen gewarnt. Demnach waren zahlrei­che Langstre­cken­bom­ber vom Typ Tupolew Tu-95 tagsüber in der Luft. Im Schwar­zen Meer hatten zudem russi­sche Kriegs­schif­fe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeu­ert werden.

Bereits am Morgen gingen nach Angaben des Kiewer Bürger­meis­ters Vitali Klitsch­ko auch Raketen­trüm­mer in der Haupt­stadt nieder. Ein Brand in einem unbewohn­ten Gebäu­de wurde gelöscht. Am Nachmit­tag berich­te­ten Medien von einer Rauch­wol­ke am Haupt­bahn­hof der Millionenmetropole.

Seit Mitte Oktober hat Russland in zahlrei­chen Großan­grif­fen vor allem Objek­te des ukrai­ni­schen Energie­sys­tems angegrif­fen. Wegen der massi­ven Zerstö­run­gen der Infra­struk­tur gibt es vieler­orts Strom­aus­fäl­le, von denen Millio­nen Menschen betrof­fen waren. Die ukrai­ni­sche Regie­rung wirft Russland «Terror» vor — mit dem Ziel, das Land in Dunkel­heit und Kälte zu stürzen. Kiew beschul­digt Kreml­chef Wladi­mir Putin, die Menschen so in die Flucht treiben zu wollen, um die Lage in der EU durch Massen­ein­wan­de­rung zu destabilisieren.