WANGEN — Einsatz­kräf­te der Feuer­wehr Wangen, der Einsatz­lei­ter des THW Steffen Hartin­ger sowie Robert Haase, der sich als Privat­mann im Hochwas­ser­ge­biet im Kreis Ahrwei­ler zum Helfen gemel­det hatte, wurden jetzt von Oberbür­ger­meis­ter Micha­el Lang empfan­gen und zu ihren Erfah­run­gen befragt. Dabei ging es nicht nur darum, was die Männer und Frauen vor Ort erleb­ten und was ihnen von Betrof­fe­nen über die Katastro­phen­nacht erzählt wurde. Vielmehr wurde immer wieder die Frage angespro­chen, was aus so einem Vorfall gelernt werden kann. 

So zeigte sich bei allen Einsät­zen, dass die Helfe­rin­nen und Helfer nicht nur deshalb sehr willkom­men waren, weil sie zupack­ten und Keller vom Schlamm befrei­ten, Putz abklopf­ten oder Schutt wegräum­ten. Sie waren auch sehr gefragt als Zuhörer, weil die Menschen von ihren Erleb­nis­sen berich­ten wollten, vielleicht auch mussten. „Die Menschen brauch­ten Beistand, nicht nur techni­sche Hilfe“, hieß es. 

Ähnli­ches berich­te­te auch Robert Haase, der sich in einem Gewer­be­ge­biet einfand von wo aus zwei Unter­neh­mer den Einsatz der priva­ten Helfer organi­sier­ten. Die Helfer seien mit Shuttle­bus­sen an die Einsatz­or­te gebracht und von dort auch geholt worden. Die Fahrer hätten zwei Aufga­ben gehabt: den Trans­port abzuwi­ckeln und Infor­ma­tio­nen entge­gen­zu­neh­men und an die richti­gen Stellen weiter­zu­ge­ben. „Wenn man den Eindruck hatte, irgend­wo ist jemand trauma­ti­siert und braucht Unter­stüt­zung, dann gab der Fahrer diese Infor­ma­ti­on zum Beispiel an Seelsor­ger weiter“, sagte Haase. 

Zu den trauri­gen Geschich­ten, die den Helfern erzählt wurden, gehört jene von einem bettläg­ri­gen älteren Ehepaar, das ums Leben kam. Offen­bar wussten die Rettungs­kräf­te nicht von den beiden Personen. 

Von allen Helfern wurde berich­tet, dass es eine große Selbst­ver­ständ­lich­keit für alle gewesen sei zuzupa­cken, wobei jeder dort hinlang­te, wo es gefragt war. So zogen manch­mal ganz junge Menschen die Organi­sa­ti­on an einem Ort an sich und „dirigier­ten“ dann auch die Älteren. Je länger die Aufräum­ar­bei­ten gehen, desto mehr handwerk­li­ches Geschick werde wohl notwen­dig sein. 

Diese Botschaft komme auch bei Unter­neh­men an. So berich­te­te die Feuer­wehr, von entspre­chen­der Rücksicht­nah­me und beson­de­rem Engage­ment der Arbeit­ge­ber, wenn es um Freistel­lun­gen für den Einsatz geht. Das Land Baden-Württem­berg überneh­me die Lohnfort­zah­lung hieß es. Auch Robert Haase kannte so einen Fall. Bei einer Kißleg­ger Firma hatte sich ein Mitar­bei­ter mit dem Wunsch gemel­det, im Katastro­phen­ge­biet zu helfen. 

Da habe der Chef beschlos­sen, dass ein komplet­ter Werkstatt­wa­gen auf den Weg geschickt wurde. Inzwi­schen gebe es auch eine Platt­form mit dem Titel bautmitauf.de. Dort können sich Unter­neh­men regis­trie­ren, die unter­stüt­zen wollen. Wer sich auf den Weg machen will, kann sich über helfer-shuttle.de infor­mie­ren, wo er sich am besten einfindet. 

Bereits zum dritten Mal sind derzeit Helfer des THW Wangen im Einsatz in Bad Neuen­ahr, sagte Steffen Hartin­ger. Beim ersten Einsatz im Juli sei es um die Küchen­lei­tung und Herstel­lung von 3000 Essen gegan­gen. Inzwi­schen seien Führung und Kommu­ni­ka­ti­on gefragt. Von der einzi­gen Feuer­wa­che in dem Gebiet, die noch funktio­niert, steuer­te die Gruppe 1600 Einsatz­kräf­te. Was ihnen und anderen Helfern die Arbeit erschwer­te, waren die vielen Fehlmel­dun­gen gewesen, die vor allem über die sozia­len Netzwer­ke rausge­gan­gen seien. 

OB Lang dankte den Helfern für ihren Einsatz vor Ort. „Sie sind großar­ti­ge Botschaf­ter für Wangen!“ Man werde das Thema Hochwas­ser auf dem Hinter­grund der Ereig­nis­se im Ahrtal mit neuem Blick anschau­en müssen. „Man braucht harte Krite­ri­en zur Beurtei­lung, gerade wenn die Ereig­nis­se das bisher Bekann­te überstei­gen“, sagte er.