WANGEN — Viele Bahnstre­cken auf der Welt haben ihre Fans und manche Zugstre­cken haben Fürspre­cher. Für die Verbin­dung zwischen Zürich und München und ihren Ausbau war in den vergan­ge­nen rund 25 Jahren der frühe­re bayeri­sche Staats­mi­nis­ter Josef Miller aus Memmin­gen so ein Anwalt. Jetzt hat er ein Buch über die Geschich­te, den Verlauf des Ausbaus und der Elektri­fi­zie­rung des Schie­nen­wegs von Gelten­dorf bei München bis zur deutsch-öster­rei­chi­schen Grenze bei Lindau veröffentlicht.

Das Buch mit dem Titel „München – Lindau unter Strom; Langes Ringen um Mobili­tät und Klima­schutz“ erschien in einer Aufla­ge von 1200 Exempla­ren und erzählt unter anderem von den ersten Plänen einer Alpen­trans­ver­sa­le unter dem Splügen, die eine Fortfüh­rung in Bayern zwingend notwen­dig gemacht hätte. Doch die Planun­gen der Schweiz liefen anders. Sie favori­sier­te den Gotthard­tun­nel und wollte gleich­zei­tig ihr Wirtschafts­zen­trum Zürich enger an München anbin­den.  So war es auch die Schweiz, die in Deutsch­land Druck machte, eine teilwei­se Vorfi­nan­zie­rung in Aussicht stell­te und schließ­lich leiste­te, um ihr Wirtschafts­zen­trum Zürich enger an die bayeri­sche Metro­po­le anzubinden.

Miller hatte zuvor seinen Einfluss auf allen Ebenen im Landtag, beim Bund und bei der Bahn geltend gemacht, wie er im Gespräch mit Oberbür­ger­meis­ter Micha­el beim Besuch im Wange­ner Rathaus beton­te. Doch weder in München, noch in Stutt­gart, noch in Berlin signa­li­sier­te man ihm ein ernstes Inter­es­se an dieser Strecke. Deshalb, so sagte er, sei es ein „Geschenk des Himmels“ gewesen, dass die Schweiz sich für die Linie Lindau – Memmin­gen – München entschied und auch erheb­li­che Mittel dafür bereit­stell­te. Schließ­lich wollte Miller das Projekt „in trocke­nen Tüchern“ haben, bevor er alters­hal­ber 2013 aus dem bayeri­schen Landtag ausschied. Und so habe er alle Hebel in Bewegung gesetzt und beim damali­gen Bundes­ver­kehrs­mi­nis­ter Dr. Peter Ramsau­er mit gleich mehre­ren Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ten, darun­ter Josef Rief aus dem Wahlkreis Biber­ach, um ein klären­des Gespräch in Sachen Finan­zie­rung gebeten. Der Spaten­stich für den Ausbau der Strecke war schließ­lich am 23. März 2018. Nach rund zweiein­halb­jäh­ri­ger Bauzeit kam die Maßnah­me zum Abschluss.

In Wangen sei der Ausbau kein einfa­ches Projekt gewesen, weil die vergleichs­wei­se lange Bahntras­se durch die Stadt viele Anlie­ger habe und deshalb auch viele Betrof­fe­ne, die fürch­te­ten, dass sie bei zuneh­men­dem Zugver­kehr auch mit mehr Lärm zu rechnen hätten. OB Lang beglück­wünsch­te Miller zu dem Buch, das auch die Bahnstre­cke insge­samt vorstellt. „Es braucht für diese Bahnli­nie einen Fürspre­cher wie Sie, weil sie durch zwei Länder führt“, sagte Lang und ermun­ter­te den frühe­ren Politi­ker seiner Leiden­schaft auch weiter zu frönen. Lang lobte zudem das Buch als ein „Wissens­buch“, in dem viele Fakten rund um die Bahnli­nie Zürich München zu finden sind.

ISBN-Nummer: 978–3—947423–29‑3, Verlag Hans Högel KG, Mindel­heim, 160 Seiten, Preis 18,60 Euro