HANNOVER (dpa) — Bleibt Minis­ter­prä­si­dent Stephan Weil im Amt? Die Landtags­wahl im Zeichen der Energie­kri­se wird auch im Bund mit Spannung beobach­tet. Die Wahlbe­tei­li­gung war am Morgen ähnlich wie vor fünf Jahren.

Bei bestem Herbst­wet­ter haben sich die Nieder­sach­sen am Sonntag auf den Weg in die Wahllo­ka­le gemacht. Ähnlich viele Menschen wie vor fünf Jahren gaben am Morgen ihre Stimme ab. Um 10.00 Uhr lag die Betei­li­gung bei 7,44 Prozent, wie die Landes­wahl­lei­tung mitteil­te. Fünf Jahre zuvor hatte der Wert bei 8,21 Prozent gelegen. Bis 18.00 Uhr sind die Wahllo­ka­le noch geöffnet.

Brief­wäh­ler, von denen dieses Jahr sehr viele erwar­tet werden, sind in dem Zwischen­stand noch nicht berück­sich­tigt. Knapp 6,1 Millio­nen Menschen dürfen an der Wahl teilnehmen.

Bei der Wahl 2017 lag die Betei­li­gung am Ende bei 63,1 Prozent, nach 59,4 Prozent im Jahr 2013. Der bisher höchs­te Wert waren 84,4 Prozent im Jahr 1974, der niedrigs­te wurde 2008 mit 57,1 Prozent festgestellt.

Hoffnung auf Neuauf­la­ge von Rot-Grün

Derzeit regie­ren SPD und CDU in einer Großen Koali­ti­on mit Minis­ter­prä­si­dent Stephan Weil an der Spitze. Der SPD-Politi­ker strebt eine dritte Amtszeit an, hofft dabei aller­dings auf eine Neuauf­la­ge von Rot-Grün. Ein solches Bündnis hatte Weil schon von 2013 bis 2017 angeführt. CDU-Spitzen­kan­di­dat Bernd Althus­mann, derzeit Wirtschafts­mi­nis­ter, schließt hinge­gen auch eine erneu­te Große Koali­ti­on nicht aus.

In den jüngs­ten Umfra­gen lag die SPD (31 bis 32 Prozent) knapp vor der CDU (27 bis 30 Prozent), gefolgt von den Grünen (16 bis 19 Prozent). Die AfD (9 bis 11 Prozent) könnte sich auf ein zweistel­li­ges Ergeb­nis verbes­sern, die FDP (5 Prozent) muss um den Verbleib im Landtag in Hanno­ver zittern. Die Linke (3 bis 4 Prozent) lag knapp unter der Fünf-Prozent-Hürde.

Das alles bestim­men­de Thema im Wahlkampf war die Energie­kri­se, weswe­gen die Nieder­sach­sen-Wahl auch in Berlin mit großer Spannung beobach­tet wird. Insbe­son­de­re die CDU hat die Wahl auch zu einer Abstim­mung über die Krisen­po­li­tik der Ampel­ko­ali­ti­on im Bund erklärt.

Weil in Umfra­gen deutlich vorn

Die SPD setzte im Wahlkampf stark auf die hohen Beliebt­heits­wer­te von Regie­rungs­chef Weil. In Umfra­gen zum bevor­zug­ten Minis­ter­prä­si­den­ten — Weil oder Althus­mann — lag der SPD-Mann regel­mä­ßig deutlich vor seinem Heraus­for­de­rer. Auch dank dieses Amtsbo­nus sind die Umfra­ge­wer­te der SPD in Nieder­sach­sen deutlich besser als im Bund.

Wenige Tage vor der Wahl musste Weil aller­dings einen Dämpfer hinneh­men, als ein Bund-Länder-Gipfel zur Energie­kri­se unter seinem Vorsitz ohne Ergeb­nis blieb — Wasser auf die Mühlen der CDU, die der Bundes­re­gie­rung um Kanzler Olaf Scholz (SPD) vorwirft, keinen klaren Plan zur Bewäl­ti­gung der Energie­sor­gen zu verfolgen.

Bei der Landtags­wahl 2017 war die SPD (36,9 Prozent) stärks­te Kraft gewor­den, gefolgt von CDU (33,6 Prozent), Grünen (8,7 Prozent), FDP (7,5 Prozent) und AfD (6,2 Prozent). Die Linke hatte den Einzug in den Landtag in Hanno­ver mit 4,6 Prozent knapp verpasst. Die Wahlbe­tei­li­gung lag bei 63,1 Prozent.

Offen ist, ob die Sorgen um die steigen­den Preise die Wähle­rin­nen und Wähler diesmal beson­ders motivie­ren, zur Wahl zu gehen, oder sie eher davon abhal­ten. Erwar­tet wird aller­dings ein höherer Anteil an Brief­wahl­stim­men als bei den vergan­ge­nen Landtags­wah­len. Der Landtag wird für fünf Jahre gewählt.