Rund 40 Menschen sind in Trier nach einem Streit in einer Disko­thek auf herbei­ge­ru­fe­ne Polizei­be­am­te losge­gan­gen. Fünf Beamte wurden bei dem Einsatz in der Nacht zum Freitag verletzt. Erst nach dem Eintref­fen von Verstär­kung gelang es der Polizei, die Lage unter Kontrol­le zu bringen. Ein Beamter feuer­te zwei Warnschüs­se in die Luft. Zwei Verdäch­ti­ge wurden festge­nom­men, nach weite­ren Angrei­fern wird gesucht. Die Polizei in der Mosel­stadt sprach von einem beispiel­lo­sen Gewalt­aus­bruch, die Politik reagier­te bestürzt.

Die Polizei sei kurz nach Mitter­nacht wegen einer Körper­ver­let­zung zu dem Club gerufen worden, sagte der Sprecher der Polizei Trier, Uwe Konz. Die Beamten hätten die Kontra­hen­ten dann vor die Tür gebracht, um zu ermit­teln. Nahezu zeitgleich hätten sich Gäste aus der Disco und andere von draußen zusam­men­ge­fun­den «und schlag­ar­tig eine Anti-Positi­on» gegen die Polizis­ten einge­nom­men. Als die Beamten nach einem ersten Angriff zwei Perso­nen festge­nom­men hätten, sei dies für die Gruppe der Auslö­ser gewesen, die Polizis­ten zu attackieren.

Mit Flaschen und Stöcken gegen die Polizei

Die Menge sei «ganz massiv» mit Flaschen, Holzstö­cken und einem Einkaufs­wa­gen auf die Beamten losge­gan­gen. «Diese Eskala­ti­on war neu für uns», sagte Konz. Entge­gen einer ersten Mittei­lung der Polizei seien Eisen­stan­gen nicht benutzt worden.

Zu mögli­chen Gründen sagte der Polizei­spre­cher, sicher­lich habe Alkohol eine Rolle gespielt. «Dann ist es vielleicht sogar eine grund­sätz­li­che Distanz zu staat­li­chen Insti­tu­tio­nen, zur Polizei ganz konkret.» Fünf Kolle­gen seien verletzt worden — drei durch die Aggres­so­ren und zwei weite­re, als die Polizei Pfeffer­spray einge­setzt habe. Sie seien nach der Behand­lung wieder aus dem Kranken­haus entlas­sen worden.

Neben den Polizis­ten seien zwei oder drei weite­re Perso­nen durch Pfeffer­spray verletzt worden, sagte Konz. Mögli­cher­wei­se gebe es weite­re Verletz­te, die sich melden sollten. Die rund 40 Angrei­fer müssten noch ermit­telt werden. Sie seien nach zwei Warnschüs­sen, die ein Beamter vor Ort in die Luft abgege­ben habe, geflüchtet.

Bei dem Einsatz standen laut Polizei anfangs maximal 7 Beamte den rund 40 Angrei­fern gegen­über. «Die Kolle­gen haben dort wirklich um ihr Leben gebangt», sagte Konz. Beide festge­nom­me­nen Männer im Alter von 42 und 21 Jahren seien aus Trier. Die Polizei ermit­telt nun wegen des Verdachts auf Körper­ver­let­zung, auf Wider­stand gegen Vollstre­ckungs­be­am­te, auf schwe­ren Landfrie­dens­bruch und auf versuch­te Gefangenenbefreiung.

Politi­ker äußern ihr Entset­zen über den Angriff

Die Bundes­re­gie­rung reagier­te entsetzt auf den Vorfall. Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) werte­te den Angriff als «rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahn­det werden muss». Sie dankte den Beamten, die einge­schrit­ten waren, um ihre Kolle­gin­nen und Kolle­gen zu schüt­zen. Die rhein­land-pfälzi­sche Minis­ter­prä­si­den­tin Malu Dreyer (SPD) sprach von einem «unfass­ba­ren Gewalt­aus­bruch», der für die Täter schwe­re Folgen haben werde. «Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an», sagte Dreyer, die selbst in Trier lebt.

Es sei davon auszu­ge­hen, dass sich die Täter grund­los zusam­men­ge­fun­den hätten, sagte der rhein­land-pfälzi­sche Innen­mi­nis­ter Micha­el Ebling (SPD). «Diese Enthem­mung ist erschre­ckend, die Skrupel­lo­sig­keit macht auch mich wütend», sagte er. Die drei Ampel­frak­tio­nen im rhein­land-pfälzi­schen Landtag beantrag­ten eine Sonder­sit­zung des Innen­aus­schus­ses zu dem Vorfall, die an diesem Mittwoch (22. Febru­ar) um 14.00 Uhr statt­fin­den soll.

Die Gewerk­schaft der Polizei (GdP) in Rhein­land-Pfalz äußer­te sich erschüt­tert über die hohe Gewalt­be­reit­schaft. «Gruppen­be­zo­ge­ne Gewalt ist kein Einzel­phä­no­men, wir haben das zuletzt an Silves­ter erlebt, sehen es oft bei Fußball­spie­len und werden es auch wieder bei anderen Feier­lich­kei­ten erleben müssen», sagte die stell­ver­tre­te­ne GdP-Landes­chefin Stefa­nie Loth in Mainz. Der Umgangs­ton in der Gesell­schaft werde «immer schlim­mer». Polizei und Justiz bräuch­ten mehr Perso­nal, um schnell und konse­quent zu arbeiten.