MOSKAU/KIEW (dpa) – Kein Gas mehr über Nord Stream 1. Offizi­ell soll der Stopp zehn Tage dauern. Russland betont, es wolle den vertrag­li­chen Verpflich­tun­gen nachkom­men. Doch Zweifel bleiben.

Nach der Abschal­tung der Ostsee­pipe­line Nord Stream 1 fließt das Gas weiter über das von Russlands Krieg erschüt­ter­te Transit­land Ukrai­ne nach Europa. Am Montag können nach Angaben des Betrei­bers des ukrai­ni­schen Gastran­sit­net­zes 41,1 Millio­nen Kubik­me­ter Gas durch­ge­lei­tet werden. Der Umfang entspricht etwa dem der vergan­ge­nen Tage. Maximal könnten laut Vertrag 109,6 Millio­nen Kubik­me­ter Gas trans­por­tiert werden. Aller­dings ist die Durch­lei­tungs­men­ge auch abhän­gig von den Bestellungen.

Nach russi­schen Angaben erlaubt die Ukrai­ne derzeit nur noch die Nutzung eines Stran­ges ihres Netzes für den Gastran­sit. Das ist aktuell die letzte noch verblie­be­ne Gaslei­tung nach West- und Zentral­eu­ro­pa. Am Montag wurde die wichtigs­te Versor­gungs­lei­tung – die von Russland nach Deutsch­land reichen­de Ostsee­pipe­line Nord Stream 1 – wegen Wartungs­ar­bei­ten vorüber­ge­hend still­ge­legt. Die Arbei­ten sollten zehn Tage dauern, bis zum 21. Juli.

Russland will «vertrag­li­chen Verpflich­tun­gen» nachkommen

Angesichts von Befürch­tun­gen in Deutsch­land, dass Russland den Gashahn nicht wieder aufdre­hen könnte, hatte ein Kreml­spre­cher in Moskau vergan­ge­ne Woche betont, dass die Energie­groß­macht ihren vertrag­li­chen Verpflich­tun­gen nachkom­men wolle. Der russi­sche Staats­kon­zern Gazprom hatte zuletzt die Gasdurch­lei­tung durch Nord Stream 1 massiv gedros­selt. Als Grunde dafür wurde eine fehlen­de Turbi­ne genannt, die zur Repara­tur nach Kanada geschickt worden war.

Kanada will die Turbi­ne nun Deutsch­land überge­ben. Die Ukrai­ne hatte kriti­siert, dass damit im Sinne Russlands die Sanktio­nen umgan­gen würden. Nach Kreml­an­ga­ben sollen die Liefer­um­fän­ge durch Nord Stream 1 wieder hochge­fah­ren werden, sobald die Turbi­ne zurück­kehrt. Unklar ist, wann das sein wird. Zuletzt waren wegen der fehlen­den Turbi­ne nur noch rund 40 Prozent der üblichen Gasmen­ge durch­ge­lei­tet worden.

Im vergan­ge­nen Jahr hatten die Wartungs­ar­bei­ten an Nord Stream 1 vom 13. Juli bis zum 23. Juli gedau­ert. Die Durch­lei­tungs­men­ge im vergan­ge­nen Jahr lag bei 59,2 Milli­ar­den Kubik­me­ter Gas. Außer­dem fertig verlegt ist die Pipeline Nord Stream 2, die aller­dings als Sankti­on gegen Russlands Krieg in der Ukrai­ne nicht in Betrieb genom­men wird.