SEOUL (dpa) — Die Spannun­gen auf der korea­ni­schen Halbin­sel haben in den letzten Wochen deutlich zugenom­men. Nun haben nordko­rea­ni­sche Staats­me­di­en die Motive hinter der jüngs­ten Serie an Raketen­tests erklärt.

Nordko­rea hat mit seiner jüngs­ten Serie von Raketen­tests eigenen Angaben zufol­ge den Beschuss Südko­re­as mit takti­schen Nukle­ar­waf­fen simuliert. Wie die staat­li­che Nachrich­ten­agen­tur KCNA am Montag berich­te­te, sollten die Raketen­tests unter anderem den Beschuss von Flugplät­zen in Südko­rea vorspie­geln und «dem Feind eine stren­ge Warnung senden». Nordko­re­as Macht­ha­ber Kim Jong Un habe den Waffen­tests, bei denen den Angaben zufol­ge auch nuklea­re Spreng­kopf-Attrap­pen verwen­det wurden, persön­lich beigewohnt.

Die Tests sind laut KCNA eine Reakti­on auf die jüngs­ten Seema­nö­ver der südko­rea­ni­schen und US-ameri­ka­ni­schen Streit­kräf­te, an denen auch der nukle­ar­ge­trie­be­ne Flugzeug­trä­ger «USS Ronald Reagan» teilge­nom­men hatte.

Seit Ende Septem­ber hat das Land sieben­mal ballis­ti­sche Raketen abgefeu­ert. Zuletzt feuer­te Nordko­rea am Sonntag zwei ballis­ti­sche Kurzstre­cken­ra­ke­ten in Richtung des Japani­schen Meeres (korea­nisch: Ostmeer) ab. Am vergan­ge­nen Diens­tag hatte das nordko­rea­ni­sche Militär zudem erstmals seit fünf Jahren eine Mittel­stre­cken­ra­ke­te über die japani­sche Insel­grup­pe fliegen lassen. Das letzte Mal, als Nordko­rea 2017 eine Rakete über Japan fliegen ließ, führte das Land nur wenige Tage später einen Atomwaf­fen­test durch.

Exper­ten rechnen mit Atomtest

Laut Angaben des südko­rea­ni­schen Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums soll Nordko­rea derzeit den Abschuss einer ballis­ti­schen U‑Boot-Rakete sowie einer Inter­kon­ti­nen­tal­ra­ke­te vorbe­rei­ten. Exper­ten rechnen auch damit, dass Nordko­rea in den kommen­den Wochen seinen ersten Atomtest seit 2017 durch­füh­ren könnte. UN-Resolu­tio­nen unter­sa­gen Nordko­rea die Erpro­bung von ballis­ti­schen Raketen jegli­cher Reich­wei­te, die je nach Bauart auch einen Atomspreng­kopf beför­dern können. Allein in diesem Jahr hat das nordko­rea­ni­sche Militär bereits über 40 ballis­ti­sche Raketen abgefeuert.

Eine gemein­sa­me Haltung des UN-Sicher­heits­ra­tes zu den nordko­rea­ni­schen Raketen­starts ist weiter­hin nicht in Sicht. Bei einer Dring­lich­keits­sit­zung am Mittwoch in New York sei ein Vorschlag zu einer gemein­sa­men Stellung­nah­me von China vor dem Treffen blockiert worden. Der stell­ver­tre­ten­de chine­si­sche Botschaf­ter Geng Shuang gab den USA eine Schuld am Verhal­ten Nordko­re­as. Washing­ton habe in der Vergan­gen­heit auf Maßnah­men des Landes zur Denukle­a­ri­sie­rung nicht angemes­sen reagiert. China gilt als wichtigs­ter Partner Nordkoreas.