BAD WALDSEE — Mehre­re hundert Perso­nen kamen am vergan­ge­nen Sonntag trotz des wechsel­haf­ten Wetters zur „Notfall­sprech­stun­de“ auf den Gut-Betha-Platz, um so gegen die derzei­ti­ge Entwick­lung in der Gesund­heits­ver­sor­gung in Bad Waldsee und der gesam­ten Region zu demons­trie­ren. Die Stadt­ver­wal­tung sowie die Bürger­initia­ti­ve Kranken­haus Bad Waldsee hatten zu der Kundge­bung eingeladen.

Oberbür­ger­meis­ter Matthi­as Henne verwies auf die nach wie vor ungeklär­te Zukunft der Gesund­heits­ver­sor­gung in der Region, auch über die Landkreis­gren­zen hinaus, und forder­te, die Menschen in den Mittel­punkt der Betrach­tung zu stellen. Schon heute bestün­den bei der Oberschwa­ben­kli­nik (OSK) lange Warte­zei­ten in der Notauf­nah­me und könnten am Klini­kum in Ravens­burg Betten nicht belegt werden. Gleich­zei­tig werde mit dem Kranken­haus Bad Waldsee ein bislang einge­spiel­tes und funktio­nie­ren­des Haus nun sukzes­si­ve geschlos­sen. Dabei sei zum jetzi­gen Zeitpunkt noch nicht klar, wie ein zukünf­ti­ges medizi­ni­sches Versor­gungs­zen­trum in Bad Waldsee ausse­hen soll.

Zudem sei zu beobach­ten, wie die unkla­re Perspek­ti­ve viele Beschäf­tig­te verun­si­che­re. Nicht wenige seithe­ri­ge Mitar­bei­ter würden sich bereits anders beruf­lich orien­tie­ren und würden somit zukünf­tig nicht mehr in der Gesund­heits­ver­sor­gung zur Verfü­gung stehen.

Unter den gegebe­nen Umstän­den sei es nicht sinnvoll, schlüs­sig oder gerecht­fer­tigt, am Kreis­tags­be­schluss zur Schlie­ßung des Kranken­hau­ses Bad Waldsee festzu­hal­ten. Daher forder­te Oberbür­ger­meis­ter Matthi­as Henne die Verant­wort­li­chen auf, diesen Beschluss für die Dauer von mindes­tens drei Jahren auszu­set­zen, um in dieser Zeit eine tragfä­hi­ge und zukunfts­fä­hi­ge Lösung im Sinne der Patien­ten wie auch der Beschäf­tig­ten zu finden. Das Stadt­ober­haupt bot an, diese Lösung gemein­sam und voraus­schau­end zu erarbei­ten. Die Stadt Bad Waldsee begin­ne bereits im Laufe der Woche mit dem Projekt Primär­ver­sor­gungs­zen­trum und sei bereit, eine Konzep­ti­on für die Menschen in der Region gemein­sam mit dem Kreis­tag und dem Aufsichts­rat der OSK zu entwickeln.

Für die Bürger­initia­ti­ve Kranken­haus Bad Waldsee brach­te Thomas Berte­le den Unmut zum Ausdruck, der nicht nur durch den genann­ten Kreis­tags­be­schluss entstan­den sei, sondern auch durch die seithe­ri­ge Entwick­lung. Während bereits die Schlie­ßung der ersten Abtei­lung in Bad Waldsee in wenigen Wochen zu befürch­ten sei, mangle es noch völlig an einer funktio­nie­ren­den Strate­gie zur zukunfts­fä­hi­gen Ausge­stal­tung der Gesund­heits­ver­sor­gung in der Region. Hinzu kämen die aktuel­len Proble­me an der Spitze der OSK, die das gesam­te Unter­neh­men belas­ten. Angesichts dieser Umstän­de forder­te er ein entschlos­se­nes und zukunfts­fä­hi­ges Handeln für die gesam­te OSK, um nicht letzten Endes eine Priva­ti­sie­rung des Kranken­haus­sek­tors im Landkreis Ravens­burg hinneh­men zu müssen.

Berte­le appel­lier­te eindring­lich an die Verant­wor­tung der Entschei­dungs­trä­ger, eine Lösung im Sinne der Menschen zu finden, und schloss sich der Forde­rung des Oberbür­ger­meis­ters an, die Umset­zung des Kreis­tags­be­schlus­ses auszu­set­zen. Insbe­son­de­re müsse die anste­hen­de Verle­gung der Ortho­pä­die nach Wangen gestoppt werden, da ansons­ten ein geregel­ter Weiter­be­trieb in Bad Waldsee nicht sinnvoll möglich sei. Er verwies schließ­lich auf eine Entschei­dung im Boden­see­kreis zum Kranken­haus in Tettnang, welches nun sogar aufge­wer­tet wurde, obwohl der Gesund­heits­mi­nis­ter auch für diesen Stand­ort keine Zukunft gesehen habe.

Kritik an den Entschei­dungs­trä­gern übte auch SPD-Kreis­rat Rudolf Bindig und forder­te, die nun offen­bar werden­den Fehler zu korri­gie­ren. So sei es möglich, den knapp ausge­fal­le­nen Beschluss des Kreis­tags vom 31. Mai angesichts der aktuel­len Entwick­lun­gen nochmals auf die Tages­ord­nung zu setzen und eine erneu­te Beschluss­fas­sung herbeizuführen.