MÜNCHEN (dpa/lby) — Leuch­tend gelb blühen­de Rapsfel­der in der Landschaft? Sehen toll aus, aller­dings gab es in Bayern in den vergan­ge­nen Jahren immer weniger davon. Dabei loben Exper­ten die Pflan­ze als «Alles­kön­ner». Jetzt könnte sie als Öllie­fe­rant noch wichti­ger werden.

In Bayern könnte nach Exper­ten­ein­schät­zung mehr Raps angebaut werden. «Ja, die Anbau­flä­che könnte ausge­dehnt werden. Frucht­fol­ge­gren­zen oder ähnli­che Restrik­tio­nen sind hier noch nicht erreicht», sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums.

Der Sonnen­blu­men­an­bau im Freistaat dagegen dürfte nur eine Nische bleiben. Denn: «Der Sonnen­blu­men­an­bau stellt hohe Ansprü­che an die klima­ti­schen Verhält­nis­se des Stand­orts», beton­te Dorothea Hofmann, Exper­tin bei der bayeri­schen Landes­an­stalt für Landwirt­schaft (LfL).

Aus Raps und aus Sonnen­blu­men lässt sich Speise­öl gewin­nen — durch den Krieg in der Ukrai­ne drohen hier Engpäs­se, denn die Ukrai­ne war bislang der weltweit wichtigs­te Liefe­rant von Sonnen­blu­men­öl. Unklar ist, wie sich die Lage entwickelt.

Kurzfris­tig bietet der heimi­sche Anbau aus Exper­ten­sicht keine ernst­zu­neh­men­de Alter­na­ti­ve. In den vergan­ge­nen Jahren wurde in Bayern immer weniger Raps angebaut, erst langsam scheint es wieder einen Aufwärts­trend zu geben: 92.400 Hektar waren es im vergan­ge­nen Jahr laut Statis­ti­schem Landes­amt. Im Rekord­jahr 2007 wuchs Raps auf nahezu 173.000 Hektar. 2019 wurde Raps auf 84.000 Hektar geern­tet. In diesem Jahr rechnen Exper­ten mit etwa 100.000 Hektar. Kurzfris­tig zu reagie­ren war den Landwir­ten nicht mehr möglich, da Winter­raps bereits im August ausge­sät wird. Zum Vergleich: Weizen wuchs 2021 auf 505.100 Hektar.

Den Rückgang der Raps-Anbau­flä­che in den vergan­ge­nen Jahren führt LfL-Exper­tin Hofmann auf schwie­ri­ge Witte­rungs­ver­hält­nis­se zurück. Verschärft werde die Situa­ti­on dadurch, dass das Beizen des Saatguts mit bestimm­ten Stoffen verbo­ten wurde. Die Bekämp­fung von Schäd­lin­gen sei so einge­schränkt. Zusätz­lich erschwe­re die 2020 novel­lier­te Dünge­ver­ord­nung den Landwir­ten den Rapsan­bau durch die gedeckel­te Stickstoffdüngung.

Aller­dings ist Raps für den Acker­bau eine durch­aus wichti­ge Pflan­ze, alle vier bis fünf Jahre kann Raps auf dem gleichen Feld angebaut werden. «Durch seine ganzjäh­ri­ge Boden­be­de­ckung schützt er den Acker vor Erosi­on. Auch nach der Ernte ist alles an ihm wertvoll: Wurzeln und Pflan­zen­tei­le verblei­ben auf dem Acker und verbes­sern den Boden, indem sie den Humus­ge­halt anheben», sagte Anton Huber vom Bayeri­schen Bauern­ver­band (BBV). Für Huber ist Raps ein «echter Alles­kön­ner»: «Aktuell ist er nicht nur optisch eine Pracht, er ist auch der wichtigs­te Nektar­lie­fe­rant für unsere Honigbienen.»

Raps zähle für viele Kultur­pflan­zen zu den besten Vorfrüch­ten, sagte Hofmann. In engen Getrei­de­frucht­fol­gen unter­bre­che er die Infek­ti­ons­ket­te zahlrei­cher Pilzkrankheiten.

Nach LfL-Angaben wird nur ein gerin­ger Teil des aus Raps gewon­ne­nen Öls in Bayern derzeit als Speise­öl genutzt. Vielmehr dient der Raps der Biodie­sel-Produk­ti­on. Die Restpro­duk­te wie Ölsch­ro­te würden als prote­in­rei­ches Tierfut­ter verwendet.

Bundes­um­welt­mi­nis­te­rin Steffi Lemke (Grüne) hatte jedoch vor wenigen Tagen angekün­digt, den Einsatz von Biosprit aus pflanz­li­chem Anbau zu begren­zen. Die Felder sollten vor allem für die Nahrungs­mit­tel­pro­duk­ti­on zur Verfü­gung stehen.

Die Preis­aus­sich­ten für die diesjäh­ri­ge Rapsern­te sind gut. Erste Kontrak­te werden mit einem Preis um 800 Euro je Tonne geschlos­sen — im vergan­ge­nen Jahr war es nicht einmal die Hälfte. Aller­dings sind auch die Produk­ti­ons­kos­ten für die Landwir­te stark gestie­gen — etwa durch explo­die­ren­de Düngerpreise.

Sonnen­blu­men wurden im vergan­ge­nen Jahr auf 6400 Hektar angebaut — das sind immer­hin doppelt so viel wie 2019. Wie Landwir­te ihren Acker­bau planen, werde letzt­lich durch die Erlös- und Kosten­si­tua­ti­on entschie­den, heißt es aus dem Minis­te­ri­um: «Kann der Landwirt mit dem Sonnen­blu­men­an­bau mehr Geld verdie­nen als mit anderen Feldfrüch­ten, wird sich die Anbau­flä­che entspre­chend erhöhen.»

Sonnen­blu­men gedei­hen in warmen Regio­nen mit leicht erwärm­ba­ren Böden. Zudem benöti­gen sie in der Blüte­zeit von Mitte bis Ende Juli ausrei­chend Wasser, wie LfL-Exper­tin Hofmann erläu­ter­te. Die Ernte ist aufwen­dig, da man einen Spezi­al­vor­satz für den Mähdre­scher benötigt.