ALICANTE (dpa/lby) — Die «Wiesn­schön­heit» ist als Marke von der EU geschützt, nicht jedoch das «Oktober­fest». Das könnte sich bald ändern.

Die EU-Behör­de für geisti­ges Eigen­tum (EUIPO) hat nach fünf Jahren den Münch­ner Antrag auf Schutz der Marke «Oktober­fest» veröf­fent­licht. Nun läuft noch die Einspruchs­frist bis Ende Juli, wie die im spani­schen Alican­te ansäs­si­gen EU-Beamten auf ihrer Websei­te schrei­ben. Einge­reicht hatte die Stadt­ver­wal­tung den Antrag laut EUIPO schon 2016. Warum es fünf Jahre dauer­te, bis dieser publi­ziert wurde, geht aus der Websei­te nicht hervor. Aller­dings sind sowohl Patent- als auch Marken­an­mel­dun­gen bekannt langwie­ri­ge Verfahren.

Die Münch­ner Stadt­ver­wal­tung will damit dem weltwei­ten Wildwuchs von Oktober­fest-Profi­teu­ren vorbeu­gen. Geschützt werden soll der Begriff für 22 «Produkt­klas­sen» von Seife über Kredit­kar­ten bis zum Uniform­ver­leih. Ein Schutz der Marke Oktober­fest würde nicht bedeu­ten, dass die zahllo­sen Oktober­fest-Imita­te von Brasi­li­en bis Malay­sia nicht mehr statt­fin­den könnten, aber künftig wäre eine Erlaub­nis dafür notwendig.

Bereits als Marken geschützt sind zahlrei­che Begrif­fe im Zusam­men­hang mit dem Begriff «Wiesn», der inter­na­tio­nal weit weniger bekannt ist als «Oktober­fest». Geschützt ist dabei keines­wegs nur die «Wiesn» als solche, sondern auch die «Oide Wiesn», «Wiesn­bier», «Wiesn­kö­nig»», ebenso «Wiesn­glup­perl» — das sind mit Namen gravier­te Wäsche­klam­mern — «Wiesn­schön­heit» und «Wiesn-Vegeta­ri­er», um nur einige Beispie­le zu nennen. Hinter diesen letzte­ren Marken stehen Geschäfts­leu­te und nicht die Landes­haupt­stadt. Erst vor wenigen Tagen hatte das arabi­sche Wüsten­emi­rat Dubai mit der Meldung Schlag­zei­len gemacht, dass dort eine monate­lan­ge Wiesn geplant ist.

Im heimi­schen München stehen die Chancen für ein Oktober­fest dagegen auch in diesem Jahr schlecht. Noch ist offizi­ell nicht über eine neuer­li­che Absage entschie­den, doch gilt das als wahrschein­lich. Mehre­re andere große bayeri­sche Volks­fes­te sind bereits abgesagt worden, darun­ter das Gäubo­den­fest in Straubing.

Zudem würde eine große Mehrheit der Bevöl­ke­rung einen Ausfall des Oktober­fests befür­wor­ten. Das hat eine Online-Umfra­ge des Meinungs­for­schungs­in­sti­tuts Civey mit 5002 Teilneh­mern ergeben, Auftrag­ge­ber war die «Augsbur­ger Allge­mei­ne» (Samstag). Der Rest war unent­schie­den. Die Einschät­zung der bayeri­schen Bürger unter­schied sich dabei quasi nicht von der Mehrheits­mei­nung außer­halb der bayeri­schen Grenzen: 69 Prozent waren für eine Absage, ledig­lich 21 Prozent sprachen sich dafür aus, die Wiesn in diesem Herbst wieder statt­fin­den zu lassen. Der Rest war unentschlossen.