WANGEN — An norma­len Tagen ist er Pflege­fach­mann auf der chirur­gi­schen Stati­on im Westall­gäu-Klini­kum Wangen. Wann immer er jedoch für den Katastro­phen­schutz zum Einsatz gerufen wird, ist Micha­el Kaleja vor Ort. Der Wundex­per­te der Oberschwa­ben­kli­nik ist seit 20 Jahren beim Techni­schen Hilfs­werk Linden­berg tätig, wo er Zugtrupp­füh­rer ist. Das ist beim THW der Leiter einer Einheit, die Menschen und Sachwer­te aus Gefah­ren­la­gen rettet. Für diese Einsät­ze wird der 37-jähri­ge vom Kranken­haus­dienst freigestellt. 

Anfang August fuhr Micha­el Kaleja mit knapp 150 Helfern in die von den Überschwem­mun­gen schwer getrof­fe­ne 27.000-Einwohner-Stadt Bad Neuen­ahr-Ahrwei­ler, in deren Nähe das Team in Zelten statio­niert wurde. Im Ahrtal im nördli­chen Rhein­land-Pfalz hatte das Hochwas­ser über 130 Todes­op­fer gefor­dert und Schäden in Milli­ar­den-höhe hinter­las­sen. „Es erinner­te an einen Kriegs­schau­platz“, erzählt Kaleja. „Gebäu­de waren zertrüm­mert, Fenster einge­schla­gen und Straßen so zerstört, dass die Kanali­sa­ti­on darun­ter offen­lag.“ Der Pegel­stand der Ahr sei so hoch gewesen, dass er schon gar nicht mehr messbar gewesen sei. Das Limit der Messge­rä­te liege bei sechs Metern.

Insge­samt leiste­ten die ehren­amt­li­chen Helfer im Einsatz­ge­biet mehr als eine Milli­on Stunden ab, in denen sie überflu­te­te Räume leerpump­ten, Straßen mit Baggern räumten und einsturz­ge­fähr­de­te Gebäu­de sicher­ten. Zudem war das Team um Kaleja erste Anlauf­stel­le für die verun­si­cher­te Bevöl­ke­rung, die bereits zuvor evaku­iert worden war. Für den erfah­re­nen OSK-Pfleger war es der schwie­rigs­te Einsatz, den er je erlebt habe. „Wir haben das Leid, aber auch die Wut der Menschen hautnah mitbe­kom­men“, erinnert er sich. „Gleich-zeitig aber auch eine unfass­ba­re Dankbar­keit für unsere Arbeit“, so Kaleja. Nach dem neuntä­gi­gen Einsatz ist er nun wieder in der Chirur­gie des Westall­gäu-Klini­kums. Daran, dass er sich das Helfen in Not zur Lebens­auf­ga­be gemacht hat, lässt er wohl keinen Zweifel.