BREGENZ — Auf höchs­ter politi­scher Ebene berie­ten die IBK-Regie­rungs­ver­tre­ter am Freitag (11. Dezem­ber) über die Auswir­kun­gen der Corona­pan­de­mie für die Grenz­re­gi­on. Klares Ziel der IBK ist es, pauscha­le Grenz­schlie­ßun­gen zu verhin­dern. Dazu wird die regio­na­le Zusam­men­ar­beit weiter gestärkt und die Bedürf­nis­se der Grenz­re­gi­on bei den Natio­nal­staa­ten mehr zu Gehör gebracht werden. Mit Blick auf die Zukunft und den digita­len Wandel wurde eine neue Leistungs­ver­ein­ba­rung 2022–2025 für die Inter­na­tio­na­le Boden­see-Hochschu­le (IBH) beschlos­sen und eine Broschü­re der Digita­li­sie­rungs­in­itia­ti­ve vorge­stellt. Als ferne Zukunfts­op­ti­on will die IBK das European Youth Olympic Festi­val (EYOF) 2029 an den Boden­see holen und damit olympi­sche Geschich­te schrei­ben. Der Vorarl­ber­ger Landes­haupt­mann Markus Wallner zog nach einjäh­ri­ger IBK-Vorsitz­füh­rung Bilanz. Die besten Wünsche richte­te er an den St.Galler Regie­rungs­rat Fredy Fässler, der die verant­wor­tungs­vol­le Aufga­be mit 2021 übernimmt.

Das Gesche­hen rund um die Corona-Pande­mie hielt die Boden­see­re­gi­on auch im zweiten Halbjahr 2020 in Atem. Mit Blick auf angekün­dig­te Maßnah­men­ver­schär­fun­gen in Deutsch­land, der Schweiz und in Öster­reich rückt das Thema der grenz­über­schrei­ten­den Mobili­tät neuer­lich in den Mittel­punkt. Erklär­tes Ziel der IBK-Regie­rungs­chefs ist, erneu­te Grenz­schlie­ßun­gen möglichst zu verhin­dern. „Es ist unsere Aufga­be, alle Möglich­kei­ten auszu­schöp­fen, um Maßnah­men vorab bestmög­lich grenz­über­schrei­tend im IBK-Raum abzustim­men“, verdeut­lich­te der Vorarl­ber­ger Landes­haupt­mann im Rahmen der jährli­chen Konfe­renz der Regie­rungs­chefs und Regie­rungs­ver­tre­ter, die in diesem Jahr virtu­ell stattfand.

Der im Sommer lancier­te Sechs-Punkte-Plan zeigt Erfol­ge: die Zusam­men­ar­beit der Gesund­heits­be­hör­den wurde inten­si­viert, die Melde­we­ge und Melde­stel­len sind abgestimmt und eine digita­le Platt­form zum Austausch von Zahlen und Konzep­ten einge­rich­tet. Nicht zuletzt durch diese regio­na­len Maßnah­men konnten weite­re pauscha­le Grenz­schlie­ßun­gen bisher vermie­den werden. „Ziel ist, die Krise als Chance zu nutzen und die Krisen­re­ak­ti­ons­fä­hig­keit der IBK weiter zu optimie­ren. Für eine verstärk­te grenz­über­schrei­ten­de Abstim­mung und ein noch stärker koordi­nier­tes Vorge­hen bei allen Maßnah­men im Pande­mie­fall sind mit dem Sechs-Punkte-Beschluss die Voraus­set­zun­gen geschaf­fen worden“, erklär­te Wallner.

Leistungs­ver­ein­ba­rung 2022–2025 mit der IBH beschlossen

Von den Regie­rungs­chefs beschlos­sen wurde die neue Leistungs­ver­ein­ba­rung 2022–2025 für die 1999 gegrün­de­te Inter­na­tio­na­le Boden­see-Hochschu­le (IBH), in deren Rahmen 27 Hochschu­len in der Ostschweiz und Liech­ten­stein, den deutschen Ländern Baden-Württem­berg und Bayern und Vorarl­berg koope­rie­ren. Neben der Finan­zie­rung sind in der Verein­ba­rung auch die inhalt­li­che Ausrich­tung des Hochschul­ver­bunds sowie die Ziele im Leistungs­zeit­raum geregelt. Ab 2022 will sich die IBH thema­tisch noch stärker auf den Bereich der digita­len Trans­for­ma­ti­on fokus­sie­ren. „Um als Region ganz vorne mit dabei zu sein, müssen Bildung und Ausbil­dung von Fachkräf­ten mit digita­len Kompe­ten­zen sowie entspre­chen­de Start-Up-Gründun­gen gezielt forciert werden“, hielt dazu Landes­haupt­mann Markus Wallner als Noch-IBK-Vorsit­zen­der fest.

Die Arbeits­be­rei­che der IBH liegen im Wesent­li­chen auf fünf Schwerpunkten:

  • Thema­ti­sche Profi­lie­rung digita­le Trans­for­ma­ti­on; Beglei­tung der Region beim Wandel
  • Innova­ti­ve Lehre und Weiter­bil­dung; Entwick­lung gemein­sa­mer Lehrangebote
  • Innova­ti­on und Wissens- und Techno­lo­gie­trans­fer (WTT); Auswei­tung des Trans­fers auf sozia­le Einrichtungen
  • Verstärk­te Hochschul­ko­ope­ra­ti­on; Aufar­bei­tung gemein­sa­mer Fragestellungen
  • IBH-Manage­ment; Weiter­ent­wick­lung der Geschäftsstelle

Die Inter­na­tio­na­le Boden­see-Hochschu­le wird von den IBK-Mitglieds­län­dern und ‑kanto­nen mit jährlich rund einer Milli­on Euro geför­dert. Die beschlos­se­ne Leistungs­ver­ein­ba­rung 2022–2025 umfasst damit Zuschüs­se in Gesamt­hö­he von rund vier Millio­nen Euro.

Neue Publi­ka­ti­on: digita­le Vielfalt vernetzt – Boden­see­re­gi­on 4.0

Einig waren sich die Regie­rungs­chefs und Regie­rungs­ver­tre­ter beim Vorha­ben, inner­halb der Boden­see­re­gi­on ein „digita­les Selbst­ver­ständ­nis“ zu entwi­ckeln. „Um den Stand­ort dauer­haft konkur­renz­fä­hig zu halten, sollen die vorhan­de­nen digita­len Stärken der inter­na­tio­na­len Boden­see­re­gi­on gezielt ausge­baut und noch stärker grenz­über­schrei­tend vernetzt werden“, führte Landes­haupt­mann Wallner aus.

Eine neue IBK-Publi­ka­ti­on zeigt anschau­lich, wie groß die digita­le Vielfalt und die digita­len Stärken in der Region bereits sind. Es gilt aber, die Stärken und Initia­ti­ven der einzel­nen Regio­nen im Gesamtraum Boden­see noch bekann­ter zu machen und Akteu­re über die Grenzen verstärkt zusam­men­zu­füh­ren. Zudem sollen junge Menschen als Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­men wie auch als Fachkräf­te für die Region begeis­tert werden. Dazu zeigen Beispie­le regio­na­ler Start­ups, KMU und Großun­ter­neh­men exempla­risch auf, wie das Poten­zi­al der Digita­li­sie­rung und die unter­schied­li­chen Stärken der vier Anrai­ner­län­der genutzt werden können. Nicht zuletzt haben sich die Regie­rungs­chefs auch mit ersten Optio­nen befasst, wie die Zusam­men­ar­beit zum digita­len Wandel rund um den Boden­see weiter vertieft werden könnte.

Mehr zur Broschü­re „Digita­le Vielfalt vernetzt – Boden­see­re­gi­on 4.0“ unter www.bodenseekonferenz.org und www.bzi40.eu.

Die Boden­see­re­gi­on könnte olympi­sche Geschich­te schreiben

Mit optimis­ti­schem Blick in Richtung Zukunft sprechen sich die IBK-Regie­rungs­chefs dafür aus, die Idee einer gemein­sa­men Bewer­bung der inter­na­tio­na­len Boden­see­re­gi­on für die Summer European Youth Olympic Festi­vals (EYOF) im Jahr 2029 weiter­zu­ver­fol­gen. Ein entspre­chen­der Arbeits­auf­trag zur weite­ren Abstim­mung der regio­na­len Akteu­re und mit den natio­na­len Olympi­schen Komitees wurde erteilt. Eine erste Studie im Auftrag der IBK zeigt die prinzi­pi­el­le Machbar­keit dieser heraus­ra­gen­den Multi­sport­ver­an­stal­tung für die europäi­sche Jugend unter Einbin­dung der gesam­ten Boden­see­re­gi­on (D/A/CH/FL) und mit bestehen­den Infra­struk­tu­ren auf.

Die EYOF als europäi­sche olympi­sche Jugend­spie­le werden alle zwei Jahre durch­ge­führt. Während einer Woche werden Wettkämp­fe in neun Stamm-Sport­ar­ten wie Leicht­ath­le­tik, Tennis, Schwim­men, Radfah­ren, Judo, Volley­ball, Basket­ball, Handball und Gymnastik/Turnen ausge­tra­gen. Zusätz­lich können auch Wettkämp­fe in Kajak-Kanu, Ringen und Triath­lon zur Austra­gung kommen. Auch regio­na­le Sport­ar­ten, wie z.B. Segeln, sind als Diszi­plin möglich. Ob es zu einer Bewer­bung kommen kann, hängt nicht zuletzt von der Finan­zie­rung einer solchen Megaver­an­stal­tung ab, was in weite­ren Schrit­ten detail­liert ausge­ar­bei­tet werden soll. Neben den Kosten spielen auch Aspek­te der Wirtschaft­lich­keit, Umwelt und Nachhal­tig­keit eine wichti­ge Rolle.

50 Jahre IBK: Jubilä­um richtet den Blick in die Zukunft 

Im Jahr 2022 kann die IBK auf ihr 50-jähri­ges Bestehen zurück­bli­cken. Die Regie­rungs­chefs haben dafür ein Konzept beschlos­sen, das über ein ganzes Jahr den Blick vor allem in die Zukunft richten wird. Auch der bishe­ri­ge gemein­sa­me Weg der grenz­über­schrei­ten­den Partner und Netzwer­ke soll gebüh­rend gewür­digt werden. Mit den Vorbe­rei­tun­gen wird im kommen­den Jahr gestartet.

IBK-Vorsitz­wech­sel 2021: Kanton St.Gallen übernimmt

Zum fünften Mal in der Geschich­te hatte Vorarl­berg zu Jahres­be­ginn 2020 die Vorsitz­füh­rung in der Inter­na­tio­na­len Boden­see-Konfe­renz übernom­men. Als Höhepunk­te im Vorarl­ber­ger Vorsitz­jahr gelten das IBK-Strate­gie­ge­spräch im Juni 2020 in Lochau, das Jubilä­um „10 Jahre IBK-Klein­pro­jek­te­fonds“ im Feuer­wehr­haus in Lusten­au im Septem­ber 2020 und die Verga­be der IBK-Förder­prei­se 2020 im Novem­ber 2020. Zusätz­lich zu den regulä­ren Bespre­chun­gen wurden die IBK-Regie­rungs­chefs von Landes­haupt­mann Markus Wallner zu drei „außer­tour­li­chen“ Sitzun­gen im Video­kon­fe­renz­for­mat einge­la­den (12. April, 12. Mai und 04. Novem­ber 2020), um dring­li­che Fragen im Zusam­men­hang mit der Corona­vi­rus-Pande­mie zu erörtern. In das Vorsitz­jahr sei man mit den Schwer­punkt­the­men Bildung, Digita­li­sie­rung und Mobili­tät gestar­tet, verdeut­lich­te Wallner. Corona habe vieles überla­gert und Ressour­cen gebun­den, dennoch wären einige wichti­ge Impul­se gesetzt worden, stell­te der Vorarl­ber­ger Landes­haupt­mann anläss­lich der Überga­be des IBK-Vorsit­zes fest. Seinen Amtskol­le­gin­nen und ‑kolle­gen sowie allen Mitar­bei­ten­den in IBK sowie Ländern und Kanto­nen sprach er ein Danke­schön aus. „Dem Kanton St. Gallen und Regie­rungs­rat Fredy Fässler mit seinen Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern wünsche ich alles Gute für den Vorsitz 2021“, schloss Wallner.

Regie­rungs­rat Fredy Fässler, Vorste­her des Sicher­heits- und Justiz­de­par­te­ments des Kantons St.Gallen, hat von seinem Vorgän­ger bereits das Steuer­rad des IBK-Vorsitz­lan­des erhal­ten. „Der Kanton St.Gallen führt sein Vorsitz­jahr unter dem Motto „Dialog fördern – Vernet­zung stärken“. Damit möchten wir uns dafür einset­zen, den Dialog über die Grenzen und den Austausch zu gemein­sa­men Heraus­for­de­run­gen zu stärken. Die Krise hat uns vor Augen geführt, wie wichtig die Pflege der grenz­über­schrei­ten­den Netzwer­ke ist. Die IBK hat sich hierfür als erfolg­rei­che Platt­form etabliert. Zudem will der Kanton St.Gallen die IBK-Schwer­punkt­pla­nung in den Fokus setzen, indem wir wichti­ge Projek­te erfolg­reich auf den Weg bringen. Wir freuen uns, den Vorsitz zum vierten Mal in der bald 50 jähri­gen Geschich­te der IBK zu überneh­men und hoffen, dass wir uns nächs­tes Jahr wieder in der analo­gen Welt treffen können“, sagte Fässler.