Sturm auf das US-Kapitol, Corona-Pande­mie und Kirchen­po­li­tik: Der Vatikan muss sich mit vielen Themen ausein­an­der setzen. In einem Inter­view verrät Papst Franzis­kus auch, worüber schon länger gerät­selt wurde.

Corona-Impfung und Chaos in den USA: Papst Franzis­kus hat sich zu den aktuel­len Weltge­scheh­nis­sen geäußert — und bekannt gegeben, sich im Vatikan gegen Covid-19 impfen zu lassen.

«In der kommen­den Woche werden wir anfan­gen, das hier zu machen, und ich bin auch dafür vorge­merkt», sagte das Oberhaupt der katho­li­schen Kirche in einem für Sonntag­abend zur Ausstrah­lung geplan­ten Inter­view des Fernseh­sen­ders Tg5, aus dem zunächst ein Teil als Abschrift verbrei­tet wurde und der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag vorlag. Mit Blick auf die Corona-Impfung beton­te der Papst, dass sich aus ethischer Sicht alle impfen lassen müssten, denn man spiele nicht nur mit seinem Leben, sondern auch mit dem Leben anderer.

Franzis­kus verwies im Zusam­men­hang mit dem Thema Impfen auf seine Kindheit. Damals hätten viele Kinder mit der Krank­heit Polio Lähmun­gen davon getra­gen. Die Menschen hätten einen Impfstoff herbei­ge­sehnt. Es habe so viele verzwei­fel­te Mütter geben, erzähl­te Franzis­kus weiter.

Nach diese Krise sei man mit Impfstof­fen etwa gegen Masern aufge­wach­sen. «Ich verste­he nicht, warum manche sagen: Nein, der Impfstoff ist gefähr­lich», sagte der Ponti­fex. «Es gibt da eine selbst­mör­de­ri­sche Verwei­ge­rung, die ich nicht erklä­ren kann, aber man muss sich heute impfen lassen», beton­te er.

In dem Inter­view ging es nach Angaben des Fernseh­sen­ders auch um das Thema Abtrei­bung, wie sich das Leben des Papstes durch das Corona­vi­rus verän­der­te und um ein aktuel­les Politik-Thema: die chaoti­schen Szene in der US-Haupt­stadt Washing­ton am vergan­ge­nen Mittwoch. Franzis­kus verur­teil­te die Gewalt beim Sturm auf das Kapitol, wie in einem Ausschnitt des Inter­views vorab zu sehen war. Diese Vorgän­ge seien abzuleh­nen, sagte er. Es gebe immer Menschen, die einen Weg gegen die Gemein­schaft, gegen die Demokra­tie und gegen das Gemein­wohl einschlagen.

Der Ponti­fex sei über die Ereig­nis­se in Washing­ton erstaunt gewesen und mahnte, aus einem Fall wie diesem zu lernen. «Gott sei Dank platz­te das auf und man kann gut sehen, weshalb», sagte er weiter. «Wir müssen daraus lernen, das nicht zu wieder­ho­len und aus der Geschich­te lernen», ergänz­te er. Solche Gruppen seien nicht gut in die Gesell­schaft integriert. Früher oder später komme es zu einem solchen Gewaltausbruch.

Bei seinem tradi­tio­nel­len Angelus-Gebet am Sonntag betete Franzis­kus für die Opfer, die bei den Ereig­nis­sen in Washing­ton ihr Leben verlo­ren hatten. Mit Gewalt sei nichts gewon­nen, sondern alles verlo­ren, sagte Franzis­kus in seiner Anspra­che nach der Katechese.

Trump-Anhän­ger hatten am Mittwoch im politi­schen Zentrum Washing­tons gegen die Zerti­fi­zie­rung der Präsi­dent­schafts­wahl­er­geb­nis­se demons­triert. Einige drangen gewalt­sam in das Kapitol ein. Die Abgeord­ne­ten mussten ihre Sitzun­gen abrupt unter­bre­chen, die Parla­ments­sä­le wurden geräumt.