Volle Bars, viel Alkohol und locke­res Treiben ohne Abstand — gleich­zei­tig steigen­de Corona-Zahlen: Damit ist jetzt Schluss in Paris. Doch bis zum letzten wollten Regie­rung und regio­na­le Behör­den dann doch nicht gehen.

Man müsse verhin­dern, dass das Gesund­heits­sys­tem überlas­tet werde. In der Stadt und den Vorstäd­ten gilt nun die «maxima­le Alarm­stu­fe». Das hat noch eine Reihe weite­rer Einschrän­kun­gen zur Folge — Restau­rants dürfen aller­dings geöff­net bleiben. Die neuen Maßnah­men gelten zunächst ab Diens­tag für zwei Wochen.

Die Lage in der franzö­si­schen Haupt­stadt ist sehr angespannt. Es gebe täglich mehr als 3500 neue bestä­tig­te Corona-Neuin­fek­tio­nen im Großraum Paris. In der Haupt­stadt steck­ten sich in den vergan­ge­nen sieben Tagen mehr 260 Menschen pro 100.000 Einwoh­ner mit dem Virus an. Unter Jünge­ren sei diese Zahl sogar noch höher und liege bei rund 500, so die Gesund­heits­be­hör­den. Mehr als ein Drittel der Inten­siv­bet­ten sind demnach mit Covid-19-Patien­ten belegt.

Die «maxima­le Alarm­stu­fe» galt bisher nur in Marseil­le und dem franzö­si­schen Übersee­ge­biet Guade­lou­pe. Danach kann noch der Gesund­heits­not­stand ausge­ru­fen werden. Frank­reichs Präsi­dent Emmanu­el Macron betont immer wieder, dass man mit dem Virus leben müsse. Die Regie­rung hatte in den vergan­ge­nen Wochen aller­dings einen Zickzack-Kurs mit wider­sprüch­li­chen Botschaf­ten einge­schla­gen. Zunächst hatte sie die regio­na­len Behör­den in die Pflicht genom­men — dann plötz­lich selbst Vorschrif­ten gemacht. In den betrof­fe­nen Regio­nen fühlte man sich bevormundet.

Überra­schend ist daher nun auch, dass Restau­rants in der Haupt­stadt geöff­net bleiben dürfen. Sie müssen stren­ge­re Hygie­ne­vor­schrif­ten erfül­len. Dazu zählt Berich­ten nach eine Begren­zung von sechs Perso­nen pro Tisch und das Hinter­las­sen von Kontakt­da­ten ähnlich wie in Deutsch­land. In Marseil­le hinge­gen mussten alle Restau­rants und Bars schlie­ßen, als in der südfran­zö­si­schen Hafen­me­tro­po­le die «maxima­le Alarm­stu­fe» ausge­ru­fen wurde. Dagegen hatte es massi­ven Protest gegeben. Die Restau­rants durften nun nach einer statt zwei Wochen wieder öffnen. Dafür hatten sich Regio­nal­po­li­ti­ke­rin­nen und ‑politi­ker stark gemacht.

Sicher auch um erneu­ten Ärger zu vermei­den, hatte sich die Regie­rung am Sonntag mit Vertre­te­rin­nen und Vertre­tern aus Paris getrof­fen. «Die Stadt wird an der Seite des Staates stehen», versi­cher­te die Pariser Bürger­meis­te­rin Anne Hidal­go und dankte der Regie­rung für die partner­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit. Es werde Maßnah­men geben, um die wirtschaft­li­chen Schäden zu lindern. «Die Gesund­heits­kri­se hat extrem harte Folgen», mahnte sie mit Blick auf die Wirtschaft.

In Paris galten bereits verschärf­te Regelun­gen — so mussten Bars etwa bisher um 22 Uhr schlie­ßen. Einschrän­kun­gen für den Alkohol­ver­kauf zum Mitneh­men und den Konsum auf öffent­li­chen Plätzen bleiben bestehen. Künftig bleiben nun in Paris und den inneren Vorstäd­ten auch Turnhal­len und Schwimm­bä­der zu. Ledig­lich Minder­jäh­ri­ge dürfen dort noch zum Beispiel im Rahmen ihres Vereins Sport machen.

Für Einkaufs­zen­trum gilt eine Beschrän­kun­gen von vier Quadrat­me­tern pro Kunde. In Alters­hei­men sind nur noch Besuche von maximal zwei Perso­nen gestat­tet — nach Verein­ba­rung. Studen­ten­par­tys und Feste sind in öffent­li­chen Räumen verbo­ten. Kinos und Theater dürfen geöff­net bleiben. Hör- oder Speise­sä­le dürfen nur zur Hälfte gefüllt werden.

Frank­reich ist von der Corona-Pande­mie hart getrof­fen. Mehr als 32.000 Menschen sind bisher gestor­ben. Am Wochen­en­de zählte das Land knapp 17.000 Neuin­fek­tio­nen inner­halb von 24 Stunden. Im Frühjahr galten sehr stren­ge Ausgangs­be­schrän­kun­gen im ganzen Land. Die Regie­rung betont immer wieder, dass solche generel­len Beschrän­kun­gen nicht wieder einge­führt werden sollen. Für fast das gesam­te Land hat das Auswär­ti­ge Amt eine Reise­war­nung ausgerufen.