OCHSENHAUSEN — Exakt um 20.58 Uhr war es so weit: Nach etwas weniger als zwei Stunden durften die TTF Liebherr Ochsen­hau­sen die Früch­te eines grandio­sen Pokal­auf­tritts bejubeln – mit dem 3:0‑Achtelfinalerfolg über den TSV Bad Königs­ho­fen hatte man nicht nur hochver­dient das Viertel­fi­na­le erreicht und das erste kleine Endspiel der immer noch jungen Saison gewon­nen, sondern sich auch beein­dru­ckend für den „gebrauch­ten Sonntag“ gegen Aufstei­ger Mainz in der TTBL rehabilitiert. 

Vor knapp 200 Fans präsen­tier­te sich die Mannschaft gegen einen als gleich­stark einge­schätz­ten Gegner, der zudem seinen japani­schen Weltklas­se­mann Yukiya Uda aufge­bo­ten hatte, hoch motiviert und außer­or­dent­lich fokus­siert. Natür­lich verliert niemand gerne und die Ochsen­hau­ser Profis waren nach dem Mainz-Spiel mächtig angefres­sen über ihre eigene Leistung. Doch man könnte fast sagen, dass diese natür­lich ärger­li­che Nieder­la­ge gegen einen an diesem Tag wirklich starken Gegner ihren tiefe­ren Sinn darin hatte, die Truppe wachzu­rüt­teln und in dem Willen zu bestär­ken, gegen Bad Königs­ho­fen allen zu bewei­sen, was sie wirklich können. Schließ­lich gilt, was Präsi­dent Kristi­jan Pejino­vic nach der heuti­gen Partie sagte: „Mainz können wir im Lauf der Saison ausbü­geln, eine Nieder­la­ge im Pokal hätten wir nicht ausbü­geln können.“ 

Jja und Gauzy bären­stark, Robles mit länge­rem Atem 

Kanak Jha, zuletzt auf der WTT-Tour stark und voller Selbst­ver­trau­en, ging als Nummer eins in den Ring und recht­fer­tig­te dies durch einen bären­star­ken Auftritt gegen Basti­an Steger. Nur im zweiten Satz war der frühe­re deutsche Natio­nal­spie­ler auf Augen­hö­he (10:12), in den anderen beiden Durch­gän­gen blieb er gegen den 22-jähri­gen US-Ameri­ka­ner absolut chancen­los. Das war noch deutli­cher als bei Jhas Sieg gegen Steger im Punkt­spiel vor drei Wochen. 

Ein guter Einstieg in diese wichti­ge Pokal­par­tie, doch nun musste Simon Gauzy, fünf Tage zuvor gegen Mainz eher enttäu­schend, gegen Bad Königs­ho­fens Spitzen­spie­ler Yukiya Uda ran, die aktuel­le Nummer 22 der Welt und ein echter „Riese“. Doch was Gauzy leiste­te, kann nicht hoch genug bewer­tet werden. Er legte einen makel­lo­sen Auftritt gegen den Asiaten hin, der im ersten Satz noch nahe dran war, dann aber zuneh­mend die Überle­gen­heit des fast fehler­los spielen­den Franzo­sen anerken­nen musste, der mit 13:11, 11:8 und 11:6 gewann. 

2:0 zur Pause, ein gutes Polster, doch hätte das Spiel auch noch kippen können. Das zu verhin­dern war die Aufga­be von Alvaro Robles, der es mit dem immer top motivier­ten, extrem kampf­star­ken Kroaten Filip Zeljko zu tun bekam. Es schien alles rund zu laufen. Der spani­sche Links­hän­der im Dress der Oberschwa­ben gewann den ersten Satz mit 11:8 und führte im zweiten Durch­gang bereits mit 7:1, als ein Bruch in seinem Spiel eintrat und der Faden riss. Zeljko holte Punkt um Punkt auf, gewann den Satz noch mit 12:10 und den dritten dann mit 11:7. Doch mit einem Mal war Robles wieder da und schnapp­te sich seiner­seits den vierten Durch­gang, ebenfalls mit 11:7. Und im Entschei­dungs­satz glück­te dem Ochsen­hau­ser dann nahezu alles und seinem Gegen­über so gut wie nichts mehr: 11:3 für Robles – die Messe war gelesen. 

„Wir haben ein Zeichen gesetzt“ 

„Wir sind nicht nur eine Runde weiter gekom­men, sondern auch das „Wie“ war wichtig“, so Vereins­prä­si­dent Pejino­vic. „Wir haben ein Zeichen gesetzt und eine beein­dru­cken­de Leistung geboten. So kann es gerne weiter­ge­hen.“ Pejino­vic berich­tet weiter: „Die Nieder­la­ge gegen Mainz hatte die Jungs schon mächtig gewurmt, doch am Mittwoch­abend waren wir gemein­sam essen und haben uns auf das Pokal­match einge­schwo­ren und den Sonntag endgül­tig abgeschüttelt.“ 

Zum Sport­li­chen sagte Pejino­vic: „Wir waren richtig gut und es macht Spaß, wenn das Team so harmo­niert. Alvaro hätte nach 1:0 und 7:1 schon früh alles dicht machen können, doch er hat sich prima zurück­ge­kämpft und ein weite­res wichti­ges Match für die TTF gewon­nen. Er zeigt immer mehr, dass er nicht nur im Doppel gut ist. Simon hat gegen Uda makel­los gespielt, er hat seinen Gegner gerade­zu zerlegt. Es war richtig, ihn an Positi­on zwei zu stellen, also direkt gegen den Einser des Gegners. Kanak ist zurzeit einfach in sehr guter Form. Man kann ihn getrost als Nummer eins ins Spiel schicken.“ 

„Einfach ein tolles Ergeb­nis“ – weite­re Ochsen­hau­ser Stimmen zum Spiel 

Trainer Fu Yong: „Heute hat die ganze Mannschaft echt gut gespielt, ich war mit allen drei Spielern sehr zufrie­den. Wir haben spiele­risch und kämpfe­risch gegen einen stark aufge­stell­ten Gegner überzeugt. Unsere inten­si­ve, konzen­trier­te Vorbe­rei­tung während der ganzen Woche hat sich ausge­zahlt. Ich bin stolz auf die Jungs.“ 

Kanak Jha: „Ich bin ein wenig überrascht, dass wir so klar gewin­nen konnten, denn Bad Königs­ho­fen ist eine starke Mannschaft mit guten Spielern. Aber heute haben wir unglaub­lich gut gespielt und uns diesen tollen, wichti­gen Sieg auch verdient. Wir sind sehr glücklich!“ 

Simon Gauzy: „Ich bin sehr zufrie­den. 3:0 gegen eine so starke Mannschaft war ein wenig überra­schend für uns, aber wir haben alle sehr gut gespielt. Kanak gegen Steger, ich gegen Uda und Alvaro gegen Zeljko. 3:0 gegen Bad Königs­ho­fen ist einfach ein tolles Ergebnis!“ 

Alvaro Robles: „Der Druck war groß, weil es ein unheim­lich wichti­ges Spiel war, denn wir wollten unbedingt im Pokal­wett­be­werb bleiben. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Wir sind toll gestar­tet mit den klaren Siegen von Kanak und Simon. Dann war es an mir, das Match zu beenden. Doch Zeljko ist ein schwie­ri­ger Gegner, der immer sehr gut kämpft. Ich bin froh, dass ich aber doch gewin­nen konnte.“ 

Lauter starke Viertelfinalisten 

„Wir freuen uns auf die Auslo­sung“, so Kristi­jan Pejino­vic. Auf einen leich­ten Gegner braucht man nicht zu hoffen, es sind nur noch starke Teams im „Topf“ wie Düssel­dorf, Saarbrü­cken oder Neu-Ulm. Doch auch Fulda, Mühlhau­sen oder Grenzau sind nicht ohne – der letzte Viertel­fi­na­list wird am Samstag in der Begeg­nung Grünwet­ters­bach vs. Mainz ermit­telt. Egal, gegen wen es in der Runde der letzten Acht geht, die TTF wollen dann die heuti­ge Form erneut abrufen und ins Liebherr Pokal-Finale einziehen. 

Nun ist erst einmal eine lange Pause angesagt aufgrund der Mannschafts-WM in China und diver­ser WTT-Tunie­re. So ist der gesam­te Oktober spiel­frei. In der Bundes­li­ga geht es am 06.11. weiter für die TTF mit dem Auswärts­spiel in Düssel­dorf. Im Novem­ber werden auch die Viertel­fi­nals ausge­tra­gen, deren Sieger zum Final Four nach Neu-Ulm fahren. 

Das Spiel im Überblick 

TTF Liebherr Ochsen­hau­sen – TSV Bad Königs­ho­fen 3:0

Kanak Jha – Basti­an Steger 3:0 (11:4, 12:10, 11:7)

Simon Gauzy – Yukiya Uda 3:0 (13:11, 11:8, 11:6)

Alvaro Robles – Filip Zeljko 3:2 (11:8, 10:12, 7:11, 11:7, 11:3)