Im Haus eines 73-jähri­gen Deutschen finden Ermitt­ler in Brasi­li­en ein Studio sowie Zehntau­sen­de kinder­por­no­gra­fi­sche Videos. Mit Geschen­ken sollen die Kinder im Westen von Rio angelockt worden sein. Das Bundes­kri­mi­nal­amt ist eingeschaltet.

Nach der Durch­su­chung des Hauses, in dem ein Studio zur Produk­ti­on der Videos einge­rich­tet war, verhaf­te­te die Polizei in Rio de Janei­ro laut Mittei­lung den Verdächtigen.

Die Festnah­me habe am Donners­tag­abend (Ortszeit) im Großraum der brasi­lia­ni­schen Metro­po­le statt­ge­fun­den, bestä­tig­te ein Sprecher der Zivil­po­li­zei der Deutschen Presse-Agentur. Das Bundes­kri­mi­nal­amt (BKA) ist im Kontakt mit den brasi­lia­ni­schen Ermitt­lern. «Es gibt einen inter­na­tio­na­len Nachrich­ten­aus­tausch zwischen den brasi­lia­ni­schen und den deutschen Behör­den», sagte eine Spreche­rin in Wiesba­den am Sonntag der dpa. Einzel­hei­ten wurden nicht bekannt. Das BKA ist als Zentral­stel­le der deutschen Krimi­nal­po­li­zei für inter­na­tio­na­len Austausch zuständig.

Nach Angaben des Nachrich­ten­por­tals G1 unter Berufung auf Polizis­ten wollte der 73-Jähri­ge bei der Festnah­me fliehen, stürz­te dabei und verletz­te sich. Im brasi­lia­ni­schen Fernse­hen war das blutver­schmier­te Gesicht des Mannes zu sehen, als er abgeführt wurde. Das Studio zur Produk­ti­on des kinder­por­no­gra­fi­schen Materi­als entdeck­ten die Ermitt­ler im Haus des Mannes im Westen Rios, nachdem eine Mutter von zwei Opfern — Mädchen im Alter von 12 und 14 Jahren — zur Polizei gegan­gen war, wie Medien berichteten.

Dort wurde demnach in drei unter­schied­li­chen Räumen gedreht, in denen die Beamten Wippen, Schau­keln und Verklei­dun­gen fanden. Zudem fanden die Beamten Kinder­spiel­zeug und «sadoma­so­chis­ti­sche Objek­te, die zum Filmen von Kindern und Jugend­li­chen verwen­det wurden», sowie 30.000 Videos mit kinder­por­no­gra­fi­schem Material.

«Das war ein Schock», zitier­te G1 einen Polizei­kom­mis­sar. «Ich habe noch nie so etwas Bizar­res, Aggres­si­ves gesehen.» Bei den Opfern soll es sich um Kinder und Jugend­li­che aus dem Viertel Santís­si­mo im Westen Rios gehan­delt haben, in dem sich auch das Studio des Verdäch­ti­gen am Fuße eines Favela-Hügels befand. Er soll die Kinder, die in ärmli­chen Siedlun­gen leben, mit Hilfe einer Kompli­zin und mit Geschen­ken wie Kleidung und Spiel­zeug angelockt haben. Das Haus soll mit verstärk­ten Fenster und Türen ausge­stat­tet gewesen sein, um zu verhin­dern, dass Perso­nen von dort fliehen.

Die Polizei schätzt nach einem Bericht des Inter­net­por­tals UOL, dass Hunder­te Kinder und Jugend­li­che dem Verdäch­ti­gen zum Opfer gefal­len sein könnten. Demnach würden Ermitt­ler die 30.000 Datei­en in den kommen­den Tagen unter­su­chen, um die Opfer ausfin­dig zu machen.

Die Polizei unter­sucht auch, wer die Abneh­mer der Videos waren. Diese sollen laut G1 an Kunden in der ganzen Welt, vor allem in Europa einschließ­lich Deutsch­land, verkauft worden sein. Dem Portal UOL zufol­ge wird die Polizei Bank- und Steuer­da­ten des Verdäch­ti­gen einfor­dern. Weil es sich nach einem Bericht des brasi­lia­ni­schen Fernse­hens um ein inter­na­tio­na­les Netzwerk handeln soll, hat sich die dorti­ge Bundes­po­li­zei eingeschaltet.

«Er (der Verdäch­ti­ge) ist Teil eines Netzes mit Krimi­nel­len aus verschie­de­nen Teilen der Welt gewesen», sagte die mit dem Fall betrau­te Beamtin Paula Mary dem TV-Sender «Record»: «Ein geplan­tes und struk­tu­rier­tes Netz, um die Kinder anzulo­cken, zu verge­wal­ti­gen, die Videos zu produ­zie­ren, zu kommer­zia­li­sie­ren und rund um die Welt zu verbrei­ten.» Bei den Ermitt­lun­gen geht es auch um eine mögli­che Betei­li­gung des Mannes an Sextou­ris­mus — mit Kindern und Jugend­li­chen als Opfern. Der Deutsche soll ein Reise­bü­ro im Rio-Viertel Copaca­ba­na geführt haben.