BERLIN (dpa) — In Berlin kommen mehre­re hundert­tau­send Menschen zum Chris­to­pher Street Day. Auf den Straßen wird getanzt. Berlins Regie­ren­der Bürger­meis­ter muss sich Buhru­fe anhören.

Der Chris­to­pher Street Day (CSD) in Berlin ist nach Polizei­an­ga­ben fried­lich und ohne größe­re Zwischen­fäl­le verlau­fen. Verein­zelt habe es zwar auch Straf­an­zei­gen gegeben, sagte ein Sprecher. Insge­samt sei der CSD aber ohne nennens­wer­te Vorfäl­le geblie­ben. Bei den Straf­an­zei­gen gehe es teils auch um mögli­che homopho­be Vorfäl­le, die nun geprüft werden sollten. Zudem sei es verein­zelt zu Handgreif­lich­kei­ten unter Teilneh­mern gekommen.

Auch nach Einschät­zung der Veran­stal­ter war es ausge­spro­chen fried­lich. «Uns sind keine Vorfäl­le bekannt», sagte eine CSD-Spreche­rin. In der Nähe der Haupt­büh­ne am Branden­bur­ger Tor sei auch nach Mitter­nacht noch gefei­ert worden, ohne dass es zu Zwischen­fäl­len gekom­men sei.

Zur Frage, wie viele Menschen am CSD teilge­nom­men haben, wollten die Veran­stal­ter keine Zahl nennen. Im vergan­ge­nen Jahr hatten sie sich auf etwa 600.000 festge­legt, die Polizei hatte von rund 350.000 gespro­chen. «Wir hatten das Gefühl, dass es ähnlich war wie im letzten Jahr, gerade, was die Haupt­büh­ne angeht und den Nollen­dorf­platz, die neural­gi­schen Punkte», so die Spreche­rin. Es seien in jedem Fall mehre­re Hundert­tau­send gewesen.

Bunt, laut und nicht zu übersehen

In Berlin sind Hundert­tau­sen­de Menschen auf den Straßen. Der Demons­tra­ti­ons­zug mit gut 75 Fahrzeu­gen und rund 100 Gruppen von oft fanta­sie­voll geklei­de­ten Teilneh­me­rin­nen und Teilneh­mern zu Fuß bewegt sich auf einer 7,4 Kilome­ter langen Strecke durch mehre­re Berli­ner Stadtteile.

Das Motto lautet «Be their voice — and ours! Für mehr Empathie und Solida­ri­tät!». House- und Elektro­beats sind zu hören. Seifen­bla­sen stiegen auf, viele tanzen auf den Straßen und auf den Anhän­gern der Trucks.

Auch ein ukrai­ni­scher Truck beim Demo-Umzug dabei

Am Bundes­kanz­ler­amt hängt eine Regen­bo­gen­fah­ne. Regen­bo­gen­far­ben gibt es aber auch auf dem T‑Shirt von Bundes­tags­prä­si­den­tin Bärbel Bas (SPD) zu sehen und bei vielen anderen CSD-Teilneh­mern. Das Blau-Gelb der ukrai­ni­schen Flagge taucht ebenfalls immer wieder auf. Wie schon im vergan­ge­nen Jahr ist ein ukrai­ni­scher Truck beim Demo-Umzug dabei.

Dass die Bundes­tags­prä­si­den­tin zusam­men mit dem Regie­ren­den Bürger­meis­ter Kai Wegner die Eröff­nung übernahm, war eine Premie­re. Wegner ist gleich­zei­tig der erste Berli­ner CDU-Regie­rungs­chef, der sich dazu bereit erklärt hatte. Aller­dings gab es bei seiner Rede an die queere Commu­ni­ty auch etliche Buhrufe.

«Wir wollen den Artikel 3 des Grund­ge­set­zes ändern»

Der CDU-Politi­ker stell­te eine Erwei­te­rung des Artikels 3 im Grund­ge­setz in Aussicht. «Meine feste Zusage für diesen Berli­ner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grund­ge­set­zes ändern. Da muss die sexuel­le Identi­tät mit rein», sagte er. Laut dem Grund­ge­setz­ar­ti­kel darf niemand etwa wegen seines Geschlechts, seiner Abstam­mung oder seines Glaubens benach­tei­ligt werden.

Bundes­tags­prä­si­den­tin Bas rief dazu auf, sich gegen Diskri­mi­nie­rung zu engagie­ren: «Wir müssen ein deutli­ches Zeichen setzen für eine freie, vielfäl­ti­ge, diver­se Gesell­schaft», sagte sie. Auch in Deutsch­land nehme die Diskri­mi­nie­rung zu. «Und dagegen müssen wir uns alle wehren und auch gemein­sam dagegen aufste­hen und Haltung zeigen.»

Eine halbe Milli­on Teilnehmer

Die Veran­stal­ter hatten für den Demons­tra­ti­ons­zug 500.000 Teilneh­mer angemel­det. Der Berli­ner CSD ist damit eine der größten Veran­stal­tun­gen der LGBTIQA*-Community in Europa. Die Abkür­zung steht für Lesben, Schwu­le, Bisexu­el­le, Trans­se­xu­el­le, Inter­se­xu­el­le, Queere, Asexu­el­le und andere.

Bei nicht zu heißem Wetter warfen sich viele CSD-Feiern­de in Schale: Sakkos und Krawat­ten in Regen­bo­gen­far­ben waren ebenso zu sehen wie weiße Turba­ne, Frisu­ren mit ausla­den­dem Blumen­schmuck, Glitzer-Hosen oder nackte Oberkör­per. Zum Abschluss war ein umfang­rei­ches Bühnen­pro­gramm am Branden­bur­ger Tor geplant — bis in die späten Abendstunden.