POTSDAM (dpa/bb) — Immer wieder infor­miert die Polizei über den sogenann­ten Enkel­trick. Dennoch fallen jedes Jahr viele auf die Betrugs­ma­sche rein. Eine Abwand­lung des Tricks hat es beson­ders in sich.

«Das ist ja schön blöd. Mir würde sowas nicht passie­ren.» Solche Sätze hört Jürgen Schirr­meis­ter auf seinen Präven­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen häufiger.

Schirr­meis­ter sitzt im Polizei­prä­si­di­um in Potsdam. Er leitet dort die Präven­ti­ons­ab­tei­lung. Ein Phäno­men, das dort häufig aufläuft: der Enkel­trick oder auch «Schock­an­ruf», wie die Ermitt­ler die bei Betrü­gern belieb­te Masche nennen. Die Opfer: Nach Polizei­an­ga­ben sind das haupt­säch­lich ältere Menschen. Viele von ihnen fallen doch noch auf die Betrugs­ma­sche rein.

Beim Enkel­trick oder dem «Schock­an­ruf» rufen Betrü­ger ahnungs­lo­se Menschen an, geben sich als Verwand­te oder Polizis­ten aus und fordern große Summen Geld — per Überwei­sung oder bar an eine Übergabeperson.

Deutli­cher Anstieg der Fälle

118 Betrugs­ta­ten regis­trier­te die Polizei im Jahr 2020, wie das Präsi­di­um in Potsdam auf Anfra­ge mitteil­te. Zwar blieb es laut der Behör­de in 95 Fällen beim Versuch. Dennoch erbeu­te­ten die Täter rund 540.000 Euro.

Hinzu kommen 634 Taten mit einer Schadens­sum­me von rund 212.000 Euro, die nicht in der Polizei­li­chen Krimi­nal­sta­tis­tik erfasst worden sind, da der Tatort bezie­hungs­wei­se der Handlungs­ort, also der Ort, wo der Täter zum Hörer greift, nicht in Branden­burg veror­tet werden konnte. Das waren 439 Fälle mehr als im Jahr 2019. Die Polizei spricht von einem «deutli­chen Anstieg».

Die Aufklä­rungs­ra­te: Sie geht gegen null. «Ist das Geld einmal aus der Hand gegeben oder überwie­sen, ist es defini­tiv verlo­ren», sagt Schirr­meis­ter. In aller Regel agier­ten die Täter in Banden. Die Anrufer säßen in Callcen­tern, von denen aus sie anrie­fen. Die Nummern, die sie wählen, stamm­ten häufig aus dem Telefon­buch. Sie suchten dort nach älteren Vorna­men. Auf den Info-Verstal­tun­gen von Schirr­meis­ter und den Kolle­gin­nen und Kolle­gen fragt er daher häufig: «Müssen Sie wirklich noch im Telefon­buch stehen? Vielleicht kann zumin­dest der Vorna­me raus?»

Polizei: Niemals Geld an Fremde überweisen

Daneben rät Schirr­meis­ter: «Lassen Sie sich vom Anrufer nicht unter Druck setzen! Wenn Ihnen etwas merkwür­dig vorkommt, legen Sie auf! Rufen Sie die Polizei unter der 110 an und nutzen Sie dabei nicht die Rückruf­funk­ti­on! Oder rufen Sie Ihre angeb­lich in Schwie­rig­kei­ten befind­li­chen Famili­en­an­ge­hö­ri­gen an! Sprechen Sie am Telefon nicht über Ihre Vermö­gens­ver­hält­nis­se! Und das Wichtigs­te: «Überge­ben oder überwei­sen Sie niemals fremden Leuten Geld!»

Neben den Info-Tagen bei Senio­ren­ver­ei­nen infor­miert die Polizei auch Bankmit­ar­bei­te­rin­nen und ‑mitar­bei­ter zu dem Trick­be­trug. Sie sollten aufmerk­sam sein, wenn ältere Menschen große Summen Geld abheben.

Aber noch eine andere Masche macht Schirr­meis­ter Sorgen. Das sogenann­te Love- oder Romance-Scamming (zu deutsch etwa: «Liebes- oder Roman­tik-Betrug»). Täter gaukeln hier die große Liebe vor, schicken ihren Opfern eine Zeit lang Bilder, nette Worte per Nachricht oder am Telefon. Am Ende sitzen die Betrof­fe­nen allei­ne da, mitun­ter um viel Geld ärmer.

Schirr­meis­ter berich­tet von einem Fall, bei dem ein Grund­stücks­kauf geplant war. «Es ging um die gemein­sa­me Zukunft in Ameri­ka. Da gingen Unsum­men über den Tisch.» Auf den Trick fielen nicht nur ältere Menschen rein. «Die große Liebe wird verspro­chen, das ist ja für die Opfer emotio­nal eine absolut schlim­me Masche.»