MOSKAU (dpa) — Ihre Protest­ak­ti­on im russi­schen TV bewegt die Welt. Bereits davor hatte Marina Owsjan­ni­ko­wa ihre Meinung zum Krieg gegen die Ukrai­ne in einem Video festge­hal­ten. Sie schämt sich auch für ihre eigene Rolle.

Die russi­sche TV-Mitar­bei­te­rin Marina Owsjan­ni­ko­wa hat vor ihrem aufse­hen­er­re­gen­den Protest gegen den Ukrai­ne-Krieg in der Haupt­nach­rich­ten­sen­dung des russi­schen Staats­sen­ders Erster Kanal ein Video aufge­nom­men, in dem sie ihre politi­sche Positi­on erklärt.

Sie trägt darin eine Kette mit den Farben der Flaggen Russlands und der Ukrai­ne und nimmt unter anderem Bezug auf die Annexi­on der ukrai­ni­schen Halbin­sel Krim durch Russland 2014 sowie die Vergif­tung des russi­schen Opposi­ti­ons­füh­rers Alexej Nawal­ny. Der Wortlaut des im Netz verbrei­te­ten Videos in einer dpa-Übersetzung:

«Das, was jetzt in der Ukrai­ne geschieht, ist ein Verbre­chen. Und Russland ist der Aggres­sor. Und die Verant­wor­tung für diese Aggres­si­on liegt nur auf dem Gewis­sen eines Menschen — und dieser Mensch ist Wladi­mir Putin.

Mein Vater ist Ukrai­ner, meine Mutter ist Russin — und sie waren nie Feinde. Diese Kette an meinem Hals ist wie ein Symbol dafür, dass Russland den Bruder­krieg sofort stoppen muss und unsere Bruder­völ­ker sich noch versöh­nen können.

In den vergan­ge­nen Jahren habe ich leider beim Ersten Kanal gearbei­tet und mich mit Kreml-Propa­gan­da beschäf­tigt. Ich schäme mich jetzt sehr dafür. Ich schäme mich dafür, dass ich zuließ, dass vom TV-Bildschirm gelogen wurde. Ich schäme mich dafür, dass ich zuließ, dass Russen in Zombies verwan­delt wurden.

Wir haben 2014 geschwie­gen, als das alles anfing. Wir sind nicht für Demons­tra­tio­nen rausge­kom­men, als der Kreml Nawal­ny vergif­tet hat. Wir haben dieses menschen­feind­li­che Regime einfach nur still­schwei­gend beobach­tet. Jetzt hat sich die ganze Welt von uns abgewen­det. Und noch zehn Genera­tio­nen unserer Nachfah­ren werden sich von der Schan­de dieses Bruder­mord-Krieges nicht reinwa­schen können.

Wir, die russi­schen Menschen, können denken und sind klug. Es liegt nur an uns, diesen ganzen Wahnsinn zu beenden. Geht demons­trie­ren. Fürch­tet nichts. Sie können uns nicht alle einsperren.»