MOSKAU (dpa) — Plötz­lich war er aus dem Straf­la­ger in Pokrow verschwun­den. Angehö­ri­ge, Mitar­bei­ter, Freun­de und Unter­stüt­zer machten sich große Sorgen. Jetzt hat sich Alexej Nawal­ny auf Insta­gram gemeldet.

Der gerade erst zu neun Jahren Haft verur­teil­te Kreml­geg­ner Alexej Nawal­ny ist nach eigenen Angaben in ein Straf­la­ger mit härte­ren Bedin­gun­gen als bisher verlegt worden.

Er sei in die Straf­ko­lo­nie 6 in Melecho­wo nahe der Stadt Kowrow verlegt worden und befin­de sich gerade in Quaran­tä­ne, teilte der 46-Jähri­ge bei Insta­gram mit. Zuvor hatten sich Angehö­ri­ge, Mitar­bei­ter, Freun­de und Unter­stüt­zer Sorgen gemacht über den Verbleib des schärfs­ten Gegners von Kreml­chef Wladi­mir Putin. Nawal­nys Spreche­rin Kira Jarmysch sagte am Vortag, sein Leben sei in Gefahr.

Der Anwalt des promi­nen­ten Anti-Korrup­ti­ons­kämp­fers hatte im Straf­la­ger in Pokrow keine Auskunft dazu bekom­men, wohin der Opposi­ti­ons­füh­rer verlegt worden war. Nun habe auch der Anwalt Nawal­ny gesehen in dem Straf­la­ger, sagte Jarmysch. Das Lager mit beson­ders harten Haftbe­din­gun­gen liegt rund 150 Kilome­ter weiter entfernt von der Straf­ko­lo­nie Pokrow. Das sind etwa 260 Kilome­ter nordöst­lich von der russi­schen Haupt­stadt Moskau.

Der Macht­ap­pa­rat tue alles, um den Kontakt der Anwäl­te und der Familie zu Nawal­ny zu erschwe­ren, sagte Jarmysch. Im Mai hatte ein Gericht die neunjäh­ri­ge Haftstra­fe gegen Nawal­ny wegen angeb­li­chen Betrugs bestä­tigt. Damit wurde die Verle­gung in ein Straf­la­ger mit härte­ren Haftre­geln rechts­kräf­tig. In russi­schen Haftan­stal­ten für Schwer­ver­bre­cher dürfen die Insas­sen selte­ner Angehö­ri­ge treffen, Päckchen und Briefe empfan­gen oder zum Ausgang an die frische Luft.

Er könne in dem bruta­len Straf­la­ger­sys­tem getötet werden, hatte Jarmysch gesagt mit Blick auf den Giftan­schlag auf Nawal­ny im August 2020. Nawal­ny, der nur knapp überleb­te, macht Putin für das Atten­tat verantwortlich.

Ende Mai hatte Nawal­ny selbst über eine neue Ankla­ge der russi­schen Justiz infor­miert. Diesmal gehe es um Extre­mis­mus und ein Straf­maß von mögli­chen weite­ren 15 Jahren Haft. Zuvor war in Russland seine Anti-Korrup­ti­ons-Stiftung als extre­mis­tisch einge­stuft worden.

Mit seinen Enthül­lun­gen über Korrup­ti­on und Macht­miss­brauch im russi­schen Staats­ap­pa­rat hat er sich viele Feinde gemacht. Bisher endete jede Ankla­ge gegen den bekann­tes­ten Gegner Putins mit einem Schuldspruch.