Viele Tages­tou­ris­ten zieht es auch im Lockdown in die Alpen. Die Polizei rüstet sich zum Jahres­wech­sel für weite­ren Ausflugs­ver­kehr. Ein Landrat einer betrof­fe­nen Region hofft gar auf Hilfe der Staats­re­gie­rung. Doch ein Wander­ver­bot wird es nicht geben.

Nach dem Andrang von Tages­aus­flüg­lern um Weihnach­ten will die bayeri­sche Polizei in den Alpen­re­gio­nen zum Jahres­wech­sel verstärkt kontrol­lie­ren. Die Polizei­prä­si­di­en Oberbay­ern Süd und Schwa­ben Süd/West kündig­ten an, in belieb­ten Ausflugs­re­gio­nen mehr Präsenz zu zeigen und Parkver­bo­te zu kontrol­lie­ren. Zudem wurden Ausflüg­ler aufge­for­dert, Fahrten in viel besuch­te Gebie­te zu überden­ken. Aller­dings: Ein Wander­ver­bot wird es nicht geben.

Beson­ders betrof­fen ist nach Angaben der Polizei die Gegend um Spitzing- und Schlier­see in Oberbay­ern. Dort seien öffent­li­che Parkplät­ze in den letzten Tagen oft schon am frühen Vormit­tag belegt gewesen, auf den Zufahrts­stra­ßen würden sich kilome­ter­lan­ge Staus bilden. Zudem hätten Besucher in verbo­te­nen Berei­chen geparkt.

«Das ist aber nicht so außer­ge­wöhn­lich», sagte ein Polizei­spre­cher. «Es gab erheb­li­chen Ausflugs­ver­kehr — wie an allen anderen Wochen­en­den auch.» Dennoch forder­te die Polizei dazu auf, jede Fahrt in das Gebiet zu überden­ken: «Wägen Sie vor Fahrt­an­tritt bitte gründ­lich ab, ob Sie für Ihren Ausflug unbedingt Ihren Wohnort verlas­sen müssen!»

Im Lockdown sind alle Skige­bie­te in Bayern geschlos­sen. Doch viele Menschen gehen mit Schlit­ten und Touren­ski in die Berge.

Der Miesba­cher Landrat Olaf von Löwis (CSU) forder­te Ausflüg­ler auf, zu Hause zu bleiben: «Seien Sie verant­wor­tungs­voll den Landkrei­sen an der Alpen­ket­te und deren Bewoh­nern gegen­über!» Zuvor hatte er wegen des Andrangs von Tages­aus­flüg­lern per SMS einen Hilfe­ruf an Minis­ter­prä­si­dent und Partei­kol­le­ge Markus Söder geschickt: «Es brennt wirklich.»

Ein Wander- und Winter­sport­ver­bot plant die Staats­re­gie­rung aber nicht. Innen­mi­nis­ter Joachim Herrmann (CSU) hatte auf die bayeri­sche Verfas­sung verwie­sen: «Auf der anderen Seite gibt es das Recht auf freien Genuss der Natur nach unserer Verfas­sung», sagte der CSU-Politi­ker im Bayeri­schen Rundfunk. «Und die Menschen dürfen wandern gehen, sie dürfen spazie­ren gehen.»

Aller­dings müssen sie sich dabei in Schutz­ge­bie­ten wie dem Natio­nal­park Bayeri­scher Wald an gewis­se Regeln halten. Dennoch seien einzel­ne Ausflüg­ler dort «kreuz und quer durch das Kernge­biet» gelau­fen und hätten dadurch störungs­emp­find­li­che Tierar­ten wie das Auerhuhn gefähr­det, sagte der stell­ver­tre­ten­de Leiter des Natio­nal­parks, Jörg Müller.

Zudem sei die Parksi­tua­ti­on bei hohen Besucher­zah­len vieler­orts «katastro­phal», sagte Müller. Die Polizei kündig­te an, zum Jahres­wech­sel «entspre­chen­de Hot-Spots» im Rahmen der Strei­fe zu kontrol­lie­ren. Einen im Vergleich zu anderen Schön­wet­ter-Tagen beson­de­ren Ansturm erwar­te man aber nicht.

Im Allgäu, wo der Andrang über die Weihnachts­fei­er­ta­ge recht verhal­ten war, wurden am Diens­tag ebenfalls Proble­me mit falsch­par­ken­den Ausflüg­lern gemel­det. Im Stillach­tal bei Oberst­dorf regis­trier­te die Polizei nach eigenen Angaben am Vormit­tag 50 solcher Verstö­ße. Gleich­zei­tig melde­te die benach­bar­te Gemein­de Balder­schwang, dass alle öffent­li­chen Parkplät­ze belegt seien.

«Wenn gutes Wetter ist, rechnen wir zum Jahres­wech­sel wieder mit einem entspre­chen­den Andrang», sagte ein Polizei­spre­cher. «Die Situa­ti­on hat sich durch die geschlos­se­nen Parkplät­ze bei den Skilif­ten noch verschärft.»

Dass sich die Lage zum Jahres­wech­sel hin wieder entspannt, ist unwahr­schein­lich: Die Bergbah­nen Oberst­dorf Klein­wal­ser­tal hatten nach Weihnach­ten angekün­digt, ihre Parkplät­ze weiter­hin sperren zu wollen, solan­ge die Skige­bie­te nicht geöff­net sind. Auch die Gemein­de Oberst­dorf teilte mit, vorerst keine weite­ren Maßnah­men zur Steue­rung des Ausflugs­ver­kehrs zu planen.

Gleich­zei­tig machte die Wetter­vor­her­sa­ge des Deutschen Wetter­diens­tes Hoffnung auf gute Bedin­gun­gen für Ausflü­ge zum Jahres­wech­sel: Sonnen­schein an den Alpen am Donners­tag, danach soll es etwas wolki­ger werden. Das Problem: Wenn die Menschen nicht in die Berge gehen, stauen sie sich zum Spazie­ren in den Parks und Grünan­la­gen der Städte.