Die vollstän­di­ge Umstel­lung auf Online-Lehrbe­trieb wegen der Corona-Pande­mie macht den Univer­si­tä­ten im Südwes­ten zu schaf­fen. Die Rekto­ren sehen für die Studie­ren­den Schwie­rig­kei­ten voraus — und fordern eine baldi­ge Rückkehr zu mehr Präsenzveranstaltungen.

Der Heidel­ber­ger Rektor Bernhard Eitel unter­strich in einer Begrü­ßungs­mail zum Studi­en­start unter anderem die Hürden für die 5000 Erstse­mes­ter und neu in Heidel­berg einge­schrie­be­nen Studie­ren­den: «Die aktuel­len Umstän­de erschwe­ren es massiv, sich unter­ein­an­der kennen­zu­ler­nen, Infor­ma­tio­nen auszu­tau­schen und ein Studi­um auch als Lebens­ab­schnitt zu organisieren.»

Die Präsenz-Lehre der Hochschu­len ist nach den bundes­wei­ten Beschlüs­sen bis zum 30. Novem­ber ausge­setzt; digita­le Forma­te und andere Fernlehr­for­ma­te sind laut der Corona-Verord­nung des Landes zuläs­sig. Ausnah­men gelten etwa für Labor­prak­ti­ka und Prüfun­gen. Rektor Dabbert hätte sich in der erst am Wochen­en­de vor dem Semes­ter­start veröf­fent­lich­ten Verord­nung die Erlaub­nis gewünscht, die ursprüng­li­chen Planun­gen eines reduzier­ten Präsenz­be­triebs unter strik­ten Hygie­ne­auf­la­gen umzusetzen.

Das Land Baden-Württem­berg habe sich auch auf Bundes­ebe­ne dafür einge­setzt — sei aber leider nicht erfolg­reich gewesen. Auch bei den noch zugelas­se­nen Praxis­ver­an­stal­tun­gen in den Natur- und Ingenieur­wis­sen­schaf­ten sowie in der Medizin sieht Dabbert Proble­me. Sie fänden häufig gestrafft unter erschwer­ten Bedin­gun­gen statt. «Auch das wird Konse­quen­zen haben.» Er fügte hinzu: «Wenn man uns auch nach Weihnach­ten nicht wieder schritt­wei­se in die Norma­li­tät zurück­keh­ren lässt, wird die Quali­tät von Forschung und Lehre in Baden-Württem­berg ab dem Jahr 2021 massiv beeinträchtigt.»

Erschwe­rend komme hinzu, dass die Studi­en­an­fän­ger des Jahrs 2021 aufgrund des einge­schränk­ten Schul­be­triebs mit größe­ren Lücken als die diesjäh­ri­gen Abitu­ri­en­ten ihr Studi­um begin­nen würden. Die Univer­si­tä­ten hätten nicht die Mittel und das Perso­nal, um im nächs­ten Jahr den Nachhol­be­darf aller Studie­ren­den­grup­pen zu decken, sagte der Agrarökonom.

Für eine baldi­ge Rückkehr zum Konzept eines einge­schränk­ten Präsenz­be­triebs sprach sich auch Wissen­schafts­mi­nis­te­rin There­sia Bauer (Grüne) aus. Sie wünsche sich sehr, beson­ders für die Erstse­mes­ter, dass das Infek­ti­ons­ge­sche­hen im Dezem­ber wieder mehr Präsenz­ver­an­stal­tun­gen und direk­te Begeg­nun­gen zulas­se. «Hochschu­le und Studi­um kommen auf Dauer nicht ohne aus.»

Die Landes­rek­to­ren­kon­fe­renz vertritt die Inter­es­sen von neun Mitglieds­uni­ver­si­tä­ten im Land mit knapp 170 000 Studierenden.